Zverevs Triple-Chance in Paris: Darum geht es im Gigantenduell mit Nadal
Paris - Er ist ganz nah dran: Zwei Siege braucht Alexander Zverev bei den French Open noch, dann hätte Tennis-Deutschlands Nummer eins drei große Ziele auf einmal erreicht.
Alexander Zverev kann einen ganz großen Schritt nach vorne machen
Mit einem Triumph in Paris würde er erstens sein erstes Turnier in der bisher eher halbschaurigen Saison gewinnen. Es wäre zugleich sein ersehnter erster Grand-Slam-Titel im 30. Anlauf überhaupt. Und drittens stieße er erstmals auf den ersten Platz der Weltrangliste vor.
Geht es nach Zverev, hat er den größten Schritt zum Titel in Paris schon genommen. "Ich habe den wohl besten Spieler der Saison auf Sand geschlagen", sagte der Olympiasieger nach seinem Viertelfinalsieg gegen das spanische Wunderkind Carlos Alcaraz.
Zverevs Sieg hatte auch eine psychologische Note: Alcaraz, hieß es ja schon, sei der Grund, dass der Deutsche nie an die Weltranglistenspitze käme – der 19-Jährige sei schon bereit, den Staffelstab der alternden Legenden Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic zu übernehmen. Insofern: Attacke abgewehrt, gekontert, Punkt für Zverev.
Beeindruckende 13 Siege: Rafael Nadal ist der König von Paris
Als der Reporter den Hamburger bat, den Satz zu vervollständigen, was der größte Faktor für den Erfolg im restlichen Turnier sei, nahm Zverev die Schmettervorlage bereitwillig an und sagte: "Wahrscheinlich dieser Sieg."

Wenn er da mal nicht die Party ohne den Hausherren plant. Der Hausherr, das ist Nadal, auf den er auf dem Court Philippe-Chatrier am Freitag (14.45 Uhr, Eurosport) trifft. Denn wenn Boris Becker in Wimbledon sein "Wohnzimmer" hatte, dann hat "König Rafa" in Paris seinen Palast: Unglaubliche 13 Mal hat er bei Roland Garros schon gewonnen. Nummer 14 könnte sein goldener Abgang werden.
Der 35-Jährige hat ja erneut Andeutungen gemacht, dass es nach Paris mit seiner großen Karriere vorbei sein könnte. Er leidet an einer chronischen Fußkrankheit, die ihn erheblich beschäftigt. In der magischen Nacht im Viertelfinale gegen Novak Djokovic war davon aber wenig zu merken.
Abschied? Nach Nadals gelungener Revanche gegen Djokovic wartet Zverev
Wie für Zverev der Sieg über Alcaraz wichtig war, so war für Nadal der Sieg über den Serben ein besonderer. Nur drei Spiele hat er in seinen nun 18 Jahren im Starterfeld überhaupt in Paris verloren (eine verletzungsbedingte Aufgabe ausgenommen): einmal gegen Robin Söderling, zweimal gegen Djokovic. Er revanchierte sich also beim Serben – und gewann das 59. und vielleicht letzte Aufeinandertreffen (Gesamtstand: 29:30)
"König Rafa" hat die Fans in Paris auf seiner Seite
Nach der glorreichen Night Session, vielleicht dem letzten Aufleuchten des Stars, sagte Nadal: "Roger, Novak und ich haben eine erstaunliche Geschichte gemeinsam geschrieben. Wir haben uns in den wichtigsten Matches duelliert – über so einen langen Zeitraum. Das macht die Angelegenheit spezieller und emotionaler."
Dazu kommt: Die "Big Three" sind, wie der Spanier sagt, "ziemlich gleichauf". Für ihn spiele es ja keine große Rolle, aber "natürlich gibt es eine Debatte darüber, wer der Spieler ist, der seine Karriere mit den meisten gewonnen Grand Slams aufhört oder wer der Beste aller Zeiten ist".
Und derzeit darf er diese Vormachtstellung für sich in Anspruch nehmen. Der Mallorquiner hat 21 Mal bei Grand Slams triumphiert, Djokovic und Federer 20 Mal. Mit einem Sieg in Paris baut er seine Führung also noch aus.
Zverevs Gold-Prüfung gegen Nadal
Nadal kann sich, wegen seiner Erfolgsgeschichte in Paris und seiner Leidensgeschichte zum Karriereende, der Unterstützung der Fans im Halbfinale sicher sein. Und auch der des Daniil Medwedew: Gewinnt Zverev das Turnier nicht, rückt der Russe trotz seines Aus im Viertelfinale auf Platz eins der Weltrangliste vor.
So oder so: Zverev rückt zumindest auf Rang zwei vor. So gut war er noch nie – doch die Chance, den ersten Saisonsieg, den ersten Grand-Slam-Sieg und Platz eins in der Weltrangliste zu erobern, ist riesig. Im zweiten Halbfinale stehen sich die Außenseiter Casper Ruud (Norwegen) und Marin Cilic (Kroatien) gegenüber.
Zverevs Gold-Prüfung steht am heutigen Freitag an, gegen König Rafa und dessen Gefolge in Nadals Palast zu Paris.