Zverevs Olympia-Sieg ist mehr als Gold wert
Besser als Boris! Eigentlich könnte Alexander Zverev jetzt aufhören und den Schläger guten Gewissens in die Ecke stellen. Denn mehr - zumindest auf olympischer Ebene - geht für einen deutschen Tennisprofi der Nach-Becker-Ära nicht.
Für Zverev hat eine neue Zeitrechnung begonnen
Ob Deutschlands neuer Gold-Junge das damit meinte, als er nach seinem historischen Coup überwältigt erklärte: "Etwas Größeres kann man im Sport nicht erreichen." Keine Sorge, natürlich wird der 24-jährige Hamburger weitermachen. Was auch sonst, schließlich hat am Sonntag in Tokio womöglich eine ganz neue Zeitrechnung für ihn begonnen.
Der fabelhafte Sieg im Halbfinale gegen Dominator Novak Djokovic und diese Machtdemonstration im olympischen Endspiel gegen Karen Chatchanow sollten Deutschlands Nummer eins den nötigen Schuss Selbstvertrauen gegeben haben, um nun endlich auch einmal einen Grand Slam zu gewinnen - Gold-Doping sozusagen.
Mit Sicherheit hat diese Woche in Tokio aber auch Zverev selbst verändert - und gleichzeitig den Blick, wie er in seiner Heimat wahrgenommen wird. Bislang galt das Verhältnis zwischen ihm und den Tennis-Fans hierzulande als kompliziert. Respekt ja, Liebe nein!
Zverev - auf einmal ein bescheidener Star
In Japan ist nun aus dem häufig unnahbaren - bisweilen sogar arrogant - wirkenden Zverev aus deutscher Perspektive ein echter Sympathieträger geworden.
Ein bescheidener Star, ganz ohne Allüren: Einer der sich mit drei anderen Team-Kollegen ein Zimmer im olympischen Dorf teilt, einer der mit glaubhafter Freude für sein Heimatland spielt - und einer der sich traut, ganz offen seine Gefühle zu zeigen. Sollte sich Zverev all das für die Zukunft bewahren, wäre das für ihn wohl ein noch größerer Gewinn als die Goldmedaille...