Zverev vor den BMW Open: Zwischen Krieg, dem FC Bayern und dem Tennisthron

Vor dem Start der BMW Open spricht Alexander Zverev über Krieg - und den FCB.
von  Thomas Becker
Alexander Zverev.
Alexander Zverev. © imago images/SNA

München - Graue Jogginghose, schwarze Sneaker, blaue Brille und das orangefarbene Langarm-Shirt mit den Olympischen Ringen und der Aufschrift Germany: So leger wie Alexander Zverev zur ersten Pressekonferenz der BMW Open erschien, so entspannt gab sich der Olympiasieger auch im Gespräch, auch wenn es um so heikle Themen wie seine Formschwankungen oder die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine aufs Tennis geht. Wenn er sich geborgen fühlt, kann der 25-Jährige durchaus gesprächig sein. "Ich fühle mich einfach extra wohl hier", so Zverev, "wenn nichts schief läuft, werde ich dieses Turnier wohl jedes Jahr spielen."

Dem Mann nebenan müsste ein zufriedenes Grinsen auskommen, aber Turnierdirektor Patrik Kühnen lächelt nach innen. Am Mittwoch gratulierte er Zverev mit einem Fresskörbchen zum Geburtstag, und wenn keiner zuschaut, wird er sich wohl ab und zu selbst auf die Schulter klopfen, dass er dem Schlaks schon mit 16 Jahren eine Wildcard gab. Nun ist er die Nummer drei der Welt, doch bald, so sein Ziel, soll da endlich die 1 stehen.

Zverev, der Primus in spe

Wer wie Zverev seit Jahren als Primus in spe gesehen wird, wird unruhig, wenn es nicht klappt: "Ich habe das Jahr angefangen mit vielen Chancen, die Nummer 1 zu werden. Ich hatte viel Druck, habe mich nicht frei gefühlt auf dem Platz." Gerade bei den Australian Open stand ihm die Ungeduld im Weg. Nun habe er "wieder den Genuss am Tennis gefunden. Ich finde, dass ich sehr gut spiele und sehr viel Pech hatte." In Miami hatte er 40 Grad Fieber und vor der Niederlage in Monte Carlo gegen Stefano Tsistipas hatte er sich eine Oberschenkelzerrung zugezogen: "Dinge, die außerhalb meiner Kontrolle lagen."

Das gilt auch für die russischen und belarussischen Profis, die vom Turnier in Wimbledon ausgeschlossen wurden. Zverev, dessen Eltern aus Russland stammen, meinte: "Alle sind gegen den Krieg, es ist schade und traurig, was in der Ukraine passiert. Der Sport steht nur an zweiter, dritter oder vierter Stelle. Aber ob es richtig ist, Einzelne auszuschließen? Daniil Medwedew lebt seit zehn Jahren in Frankreich, Andrej Rubljow seit zehn Jahren in Spanien - man sollte ihnen zumindest die Chance geben, öffentlich gegen den Krieg Stellung zu nehmen."

Was beide taten, Medwedew spendet seit einer Weile sein Preisgeld der Ukraine. Zverev hofft, dass die Woche in München ihn seinem Ziel näher bringt. "Es ist so nahe", sagt er. So nahe wie die Allianz Arena, wo Zverev dabei sein wird, wenn sich sein FC Bayern gegen Dortmund die Meisterkrone aufsetzen will. Wer weiß, vielleicht gibt es beim Finale einen Gegenbesuch, orakelt Zverev: "Vielleicht kommen Thomas Müller und Joshua Kimmich. Wir würden ihnen ganz gute Tickets geben."

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