Zum Vergessen

Miroslav Klose steckt im Leistungs-Tief, sogar die Kapitäns-Binde lässt er in der Kabine liegen. Bundestrainer Joachim Löw hält dennoch zu seinem Ersatz-Kapitän.
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Durfte nur seinem Bayern-Kumpel Lukas Podolski (l.) dessen Toren gratulieren: Miroslav Klose selbst spielte schwach.
ap Durfte nur seinem Bayern-Kumpel Lukas Podolski (l.) dessen Toren gratulieren: Miroslav Klose selbst spielte schwach.

ST. GALLEN - Miroslav Klose steckt im Leistungs-Tief, sogar die Kapitäns-Binde lässt er in der Kabine liegen. Bundestrainer Joachim Löw hält dennoch zu seinem Ersatz-Kapitän.

Gestern konnte er nichts falsch machen. Miroslav Klose musste nicht einmal seine Sachen packen für die Abfahrt per Bus zum Training der Nationalelf in der AFG-Arena von St. Gallen. Die Spieler, die von Beginn an aufgelaufen waren beim 6:0 am Vorabend in Liechtenstein, durften im Hotel „Säntispark“ bleiben und absolvierten lediglich eine Regenerations-Einheit.

Nur rund fünf Stunden hatte der Ausflug des DFB-Trosses von St. Gallen ins lediglich 160 Quadratkilometer große Fürstentum gedauert. Schnell hin, gewinnen – und tschüß. Die deutsche Delegation war freundlich begrüßt worden im „Ländle“, wie die Schweizer über die fürstliche Enklave witzeln. Keine Pfiffe, viel Applaus. Besonders für Matchwinner Podolski, aber auch für Klose, den Kapitän in Abwesenheit von Michael Ballack und dessen Stellvertreter Frings (beide verletzt).

Die wenigen einheimischen Fans unter den 7842 hatten Mitleid mit Klose, den Bundestrainer Joachim Löw in der 64. Minute vom Platz holte. Nun spielte die Nationalelf nicht mehr zu zehnt gegen die tapferen Liechtensteiner – in den restlichen 26 Minuten fielen noch vier weitere Treffer (durch Rolfes, Schweinsteiger, Hitzlsperger und Westermann nach Poldis Doppelpack zuvor). Doch Löw verteidigte Klose: „Es war klar, dass die Moral und der Widerstand des Gegners nach dem 2:0 ein bisschen gebrochen ist. Die Tore wären auch mit Klose gefallen.“ Oberstes Gebot für Löw, dass er schwächelnde Spieler in Schutz nimmt - und damit es nicht zu peinlich wird, rechtzeitig vom Platz.

Kloses Auftritt? Zum Vergessen. Der Höhepunkt war die 35. Minute: Völlig frei vor Liechtensteins Keeper, der Mann heißt Peter Jehle, schob er den Ball am Tor vorbei. Hinterher entschuldigte er sich: „Ich dachte, ich wäre im Abseits.“ Aha. Wie hatte Stürmer-Legende Gerd Müller stets gesagt? Vorm Tor darfst nicht denken.

Klose ist in einer tiefen Krise. Nicht einmal der von den Kollegen geschenkte Elfmeter am vergangenen Sonntag beim 4:1 der Bayern gegen Hertha sowie das Tor zum 1:1 in Oliver Kahns Abschiedsspiel am Dienstag hatte ihm geholfen. In Vaduz schlich Klose über den Platz, wirkte wie ein Fremdkörper. „Ein Tor hätte ihm gut getan. Normalerweise nutzt er solche Chancen“, sagte Löw. Derzeit nicht.

In der Halbzeit war Klose wohl auch so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass er die Kapitänsbinde in der Kabine hatte liegen lassen. Schnell rannte er zurück, um sie sich zu schnappen. „Das gibt's eigentlich nicht“, sagte DFB-Ehrenspielführer Lothar Matthäus gestern zur AZ, „mir ist das nie passiert. Ich habe die Binde nur einmal absichtlich in der Kabine gelassen zu Zeiten von Giovanni Trapattoni als Teile der Mannschaft gegen mich waren. Aber die Binde ist eine Auszeichnung - die vergisst man nicht." Klose hat es fertig gebracht.

Nun hat Löw vor dem zweiten WM-Qualifikationsspiel am Mittwoch in Helsinki gegen Finnland (19.35 Uhr, live im ZDF) ein Problem: Soll er Klose weiter aufstellen oder die Mannschaft durch Mario Gomez verstärken? Löw müsste Klose seinen Platz nehmen. Dazu die Kapitänsbinde. Und vielleicht das letzte Selbstvertrauen. Rudi Völler war Stürmer, er war einst DFB-Kapitän. In der ARD-Sendung „Waldis WM-Club“ meinte Völler: „Jogi hat Klose mit Sicherheit nur ausgewechselt, um ihn für Mittwoch zu schonen.“ Im Publikum sorgte er damit für den größten Lacher. Ach, Rudi. Realität vergessen? Patrick Strasser

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