Zum Finale: Eierlikör!

Neuner präsentiert sich vor ihren letzten WM-Rennen unglaublich locker. Hier erzählt sie, wie das Abschieds-Wochenende verläuft – und warum sie weiter schießen übt.
von  Thomas Becker
Biahtlon-Superstar Magdalena Neuner.
Biahtlon-Superstar Magdalena Neuner. © dpa

Magdalena Neuner präsentiert sich vor ihren beiden letzten WM-Rennen unglaublich locker. Hier erzählt sie, wie das Abschieds-Wochenende verläuft – und warum sie weiter schießen übt.

RUHPOLDING Dieser Frau kann man einfach nicht böse sein. Da sagt sie vorher noch, dass sie die Besetzung der Frauen-Staffel für das Rennen am Samstag (15.15 Uhr) nicht verraten darf – um sie ein paar Minuten später doch fröhlich auszuplaudern. „Mei, wir haben halt mit der Franzi, der Miri und der Andrea zusammen auf dem Zimmer gesessen und einen Eierlikör gegen die Nervosität getrunken.”

Alkohol auf der Stube – die Trainer werden es mit einem Schmunzeln vernommen haben. Denn dass sich die DSV-Damen Neuner, Gössner, Hildebrand und Henkel durch erhöhten Eierlikörkonsum um ihre Medaillenchance bringen, diese Gefahr besteht nun wirklich nicht. Die hübsche Anekdote ist vielmehr Ausdruck einer bewundernswerten Lockerheit, mit der die 25-jährige Wallgauerin den Hype um ihre Person bei dieser WM meistert.

Neuner plaudert gern aus dem Nähkästchen – und petzt, dass Arnd Peiffer die mit Abstand lauteste Musik hört. „Bei uns im Zimmer läuft eher was Ruhiges und mal ein bisschen Disco-Mucke beim Training”, erzählt Neuner, „laute Musik haben wir genug vom Zimmer über uns, vom Arnd. Wir kriegen nur den Bass ab und wissen: ,Ah, jetzt ist er wieder daheim.’”

Vor ihren letzten WM-Rennen, der Staffel am Samstag und dem Massenstart am Tag darauf, ruht Neuner in sich. Sie sagt: „Ich muss mir selbst nichts mehr beweisen. Nach dem Einzel-Rennen war ich von mir selbst überrascht: Ich war vollkommen entspannt und gar nicht so enttäuscht, konnte relativ schnell einen Haken dran machen.” Und die Geschichte mit den sechs Medaillen? „Die wollte doch jeder hören. Dass es nicht geklappt hat, war für mich weniger schlimm als für viele von außen. Ich setze mir immer das höchstmögliche Ziel. Ich weiß ja, was ich kann.”

Die Saison sei für sie erst vorbei, „wenn wir nächste Woche in Chanty-Mansijsk in der Disco stehen”, meinte Neuner. Ihr Restprogramm: noch zwei WM-Medaillen und „diese große Kugel für den Gesamt-Weltcup will ich auch noch mitnehmen”. Im Vorjahr habe sie die Saison eher austrudeln lassen, sagt Neuner, heuer sei das nicht so. „Danach kann ich's ja lang genug austrudeln lassen”, sagt sie, lacht ihr Lena-Lachen und plaudert das nächste Betriebsgeheimnis aus: den Anschub-Wechsel. „Wir haben das im Staffel-Training mal probiert: Statt die Kollegin beim Wechsel nur zu berühren, haben wir versucht, die andere anzuschieben. Das war ein bissl riskant, hat nicht immer funktioniert. Die Miri ist ein bissl gestürzt. Aber: no risk, no fun.” Kann man entspannter in ein WM-Rennen gehen?

Weil es angesichts ihrer Unbekümmertheit offenbar schon Stimmen gab, die ihr die Ernsthaftigkeit absprechen wollten, lässt Magdalena Neuner ihren Auftritt mit folgenden Worten enden: „Das sieht nach außen immer alles so lustig und locker aus. Aber wir nehmen das schon verdammt ernst.”

Ihre Abschiedsparty will Neuner am 29. Dezember auf Schalke feiern. „Ich denke, das wird ein ganz toller Abschied und ein tolles Gaudi-Rennen”, sagte die Rekord-Weltmeisterin. Deshalb könne sie nach ihrem Rücktritt auch nicht gänzlich auf Null runterfahren. „Ich muss natürlich jetzt noch ab und zu ein bisschen schießen üben, sonst wird es peinlich. Das ist eine gute Motivation, damit ich noch ein bisschen trainiere und mich nicht so gehen lasse”, sagte Neuner und hatte einmal mehr die Lacher auf ihrer Seite.

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