Zuckerbrot und Peitsche für deutsches Olympia-Team

Die goldene Auftaktwoche der deutschen Sotschi-Starter ist dem Bundesinnenminister noch nicht genug. "Die bisherige Bilanz ist, was Gold angeht, sehr gut.
dpa |
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Die goldene Auftaktwoche der deutschen Sotschi-Starter ist dem Bundesinnenminister noch nicht genug. "Die bisherige Bilanz ist, was Gold angeht, sehr gut. Was die Medaillenzahl angeht, gut", sagte Thomas de Maizière im Deutschen Haus von Krasnaja Poljana.

Sotschi - Um dann umgehend zu mahnen: "Die Olympischen Spiele sind aber noch nicht zu Ende." Der Auftrag des CDU-Politikers, der auch für den Sport und die Verteilung der Fördermillionen zuständig ist, war unmissverständlich: Bloß nicht nachlassen, weiter Medaillen sammeln.

Das ehrgeizige Ziel des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), wie in Vancouver 2010 insgesamt 30 Mal Edelmetall zu holen, hält de Maizière genau für die richtige Motivation. "Ich finde es nicht kritikwürdig, dass der DOSB die Latte hochgehängt hat", erklärte der Minister. "Das ist Leistungssport und kein Breitensport - und wir reden nicht über Nächstenliebe." Da könne man die Latte auch "etwas höher hängen, als man sie vielleicht erreicht".

Die Sorge um das Erreichen des Medaillenziels scheint berechtigt. Siebenmal Gold, dreimal Silber, zweimal Bronze ergeben bislang zwölfmal Edelmetall. Mindestens 14 weitere Medaillen müssten in der zweiten Woche folgen, um zumindest den DOSB-Zielkorridor von 26 bis 42 Medaillen zu erreichen. "Für den Moment sind wir gut aufgestellt, aber die Konkurrenz wird zulegen", sagte Chef de Mission Michael Vesper.

DOSB-Leistungssportdirektor Bernhard Schwank wappnete sich ebenfalls gegen das zu befürchtende Gezeter, sollte das offen formulierte Ziel verpasst werden. "Bei 25 Medaillen bekomme ich keinen Schock", versicherte Schwank. 2010 hatte das deutsche Team nach der ersten Olympia-Hälfte sechs Medaillen mehr, aber nur sechs aus Gold. "Abgerechnet wird am Ende und nicht zur Halbzeit", sagte Schwank. "Ich glaube, das wird schwer, aber wir haben noch die Chance dazu."

Es sind die sieben Gold-Stücke, die dem deutschen Team einen Toprang im Medaillenspiegel sichern: die vier Olympiasiege von Felix Loch und Co. im Rodeln, die alpine Siegesfahrt von Maria Höfl-Riesch sowie die Triumphe des Nordischen Kombinierer Eric Frenzel und von Carina Vogt bei der Premiere des Frauen-Skisprungs.

Die großen Rivalen auf Eis und Schnee machen aber mächtig Druck. Gastgeber Russland, Kanada, Norwegen, die USA und sogar die Schweiz sammeln fleißig Medaillen und haben noch viele Trümpfe. "Der ganz heiße Favorit auf Platz eins ist für mich Norwegen", sagte Schwank. Für das deutsche Team müsste es bis zum Olympia-Ende perfekt laufen, um wie in Turin 2006 ganz oben auf dem Podest zu stehen. "Jetzt kommentieren wir die Ergebnisse und prognostizieren sie nicht", meinte Vesper.

Schließlich gab es schon Enttäuschungen. Die streitlustigen Eisschnellläufer wollten zwei bis drei Medaillen holen, gingen aber bisher leer aus. Sie haben in Claudia Pechstein wohl nur noch über 5000 Meter eine Kandidatin für einen vorderen Rang. "Wir werden offen und ernst mit dem Verband reden. Da sind einige Veränderungen notwendig", kündigte Schwank an. Im Biathlon wendete Erik Lesser mit Silber eine größere Krise ab. Vor allem in den Staffeln haben die Damen und Herren noch Chancen.

Auch die Langläufer taten sich schwer und sorgten erst am Samstag mit Staffel-Bronze der Damen für eine Überraschung. "Jetzt müssen sich die anderen Teams richtig warm anziehen", freute sich DOSB-Präsident Alfons Hörmann. Etwas zu früh: Einen Tag nach dem Superlauf lief das Männer-Quartett um Axel Teichmann weit an einer Medaille vorbei.

Den Anschluss an die Weltspitze haben die Skeleton-Frauen verloren, die in Vancouver noch zwei Medaillen holten. Trotz verstärkter Förderung seit vier Jahren gibt es in den neuen Trendsportarten noch nichts Zählbares. "In vier Jahren kommt man nicht an die Weltspitze", lautet die Erkenntnis von Vesper.

Die Hoffnungen in der zweiten olympischen Halbzeit ruhen auf die alpinen Stars Maria Höfl-Riesch, die neben Gold auch noch Silber in der Tasche hat, und den nach seinem Autounfall am Samstag angereisten Slalomstar Felix Neureuther. Dazu kommen noch die Kombinierer, Bobfahrer und Skispringer. Und vielleicht finden auch Biathleten und Langläufer erneut in die Spur zu den Medaillen. "Da ist noch Bewegung drin", glaubt Schwank.

Die Kritik an dem russischen Gastgeber und den Umständen der Winterspiele ist nach der ersten Olympia-Hälfte fast verflogen. "Ich habe selten so schöne Spiele erlebt", sagte der Nordische Kombinierer Björn Kircheisen. "Der Fokus wird in allererster Linie auf die Athleten gelegt und nicht so viel für die Kulisse getan", schwärmte auch DOSB-Chef Hörmann. Damit sind aber die Probleme nicht wirklich vom Tisch, findet Vesper: "Es herrscht nicht Friede, Freude, Eierkuchen, aber eine gewisse Konzentration auf das, was die Spiele sind: ein Sportfest!."

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