Zu Tränen geprügelt

Weltmeister Klitschko demontiert den Amerikaner Chris Arreola. Der weint danach hemmungslos. Trotz des klaren Sieges lästert Box-Ungeheuer Mike Tyson: „Vitali wird langsam alt.“
von  Abendzeitung
301 Mal schlugen seine Eisenfäuste ein: Vitali Klitschko (l.) demontierte Chris Arreola
301 Mal schlugen seine Eisenfäuste ein: Vitali Klitschko (l.) demontierte Chris Arreola © dpa

LOS ANGELES - Weltmeister Klitschko demontiert den Amerikaner Chris Arreola. Der weint danach hemmungslos. Trotz des klaren Sieges lästert Box-Ungeheuer Mike Tyson: „Vitali wird langsam alt.“

Zehn Runden lang hatte Weltmeister Vitali Klitschko unerbittlich auf Christobal Arreola eingepügelt. 301 Mal waren seine Fäuste beim Herausforderer eingeschlagen, bis dessen Nase gebrochen und das Gesicht blutig war. Aber nach dem zehnten Durchgang zeigte sich Klitschko sanftmütig: Er nahm seinen Gegner in den Arm – zum Trost.

Kurz vorher hatte Henry Ramirez, Arreolas Trainer, den Kampf per Aufgabe für beendet erklärt: „Ich musste Chris schützen – auch gegen seinen Willen.“ Klitschko also wollte den Gegner tröstend aufrichten. Aber das misslang. Arreola war untröstlich: Er weinte minutenlang im Ring. „Es tut so unglaublich weh. Ich hätte nie aufgegeben, ich wäre lieber im Ring gestorben. Ich wollte Klitschkos Albtraum sein, er wurde meiner“, sagte der 28-Jährige in Anspielung auf seinen Kampfnamen Nightmare (Albtraum, d. Red.).

Klitschko: "Arreola kann stolz auf sich sein"

Zuvor war Arreola in 27 Fights ungeschlagen gewesen, er galt als große US-Schwergewichtshoffnung. Nun hatte ihn Klitschko zu Tränen geprügelt. „Chris kann stolz sein. Er hat ein großes Kämpferherz. Er wird eines Tages Weltmeister. Dann, wenn ich nicht mehr kämpfe“, sagte der 38-jährige Klitschko nach der Prügelstrafe im Staples Center in Los Angeles, bei der Arreola bei zwei Kampfrichtern eine Runde gewinnen konnte, beim dritten nicht eine.

Es war eine Demonstration der Stärke, die Klitschko ablieferte. Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger, die Hollywood-Größen Sylvester Stallone, Mickey Rourke, Leonardo DiCaprio, Sean Penn und die Basketball-Ikonen Kobe Bryant und Earvin „Magic“ Johnson sahen es am Ring. Auch Box-Legende Mike Tyson war da. Und mäkelte hinterher: „Vitali wird alt, vor zwei Jahren hätte er den in zwei Runden weggehauen. Ich habe ihn noch nie so boxen sehen, ohne Deckung. Er war wohl müde.“ Auch US-Kritiker nörgelten über Klitschkos unspektakulären Kampfstil.

Klitschko-Coach Fritz Sdunek hielt dagegen: „Das war der beste Vitali, den es je gab“, sagte der Trainer zur AZ: „Amis sind nur zufrieden, wenn beide gnaden- und hirnlos aufeinander einknüppeln.“ Eine Auffassung vom Boxen, die Klitschko nicht teilt: „Vielleicht sieht meine Art nicht so beeindruckend aus. Aber ich will nicht beweisen, wie hart mein Kopf ist, sondern ich will meinen Kopf auch später benutzen.“ Sdunek: „Vitali hält den Gegnern doch dauernd das Kinn hin. Sie treffen es nur nicht.“ Chris Arreloa fand das regelrecht zum Heulen.

Matthias Kerber

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