Zittern vor den Billig-Flundern

Das neue Auto von Superhirn Ross Brawn bereitet dessen Ex-Team Ferrari große Sorgen.
von  Abendzeitung
Der weiße Favoritenschreck: Der Brawn GP.
Der weiße Favoritenschreck: Der Brawn GP. © ap

Das neue Auto von Superhirn Ross Brawn bereitet dessen Ex-Team Ferrari große Sorgen.

MELBOURNE Ärger, Missgunst und Beschwerden muss man sich in der von Eitelkeiten geprägten Formel-1-Welt erstmal erarbeiten. Insofern haben Ross Brawn und seine Truppe richtig gut gearbeitet.

Ferrari, Red Bull und Renault legten bei der FIA Protest gegen den neuesten Rennstall ein. Den Herren scheint es gar nicht gefallen zu haben, dass Brawns Piloten Rubens Barrichello und Jenson Button bei den letzten Testfahrten die Zeiten der anderen pulverisierten. Im Visier der Konkurrenz: Der hintere Teil des Unterbodens, der so genannte Diffusor. Brawn verpasste seinem Boliden, genauso wie Toyota und Williams, einen revolutionären Doppel-Diffusor, der das Auto bis zu fünf Zehntel pro Runde schneller machen soll als die Konkurrenz. FIA-Rennleiter Charlie Whiting bezeichnete das aerodynamische Werkzeug schon als legal, am Donnerstag will die FIA endgültig über den Protest der Konkurrenz entscheiden.

Ferrari-Boss Stefano Domenicali sorgt sich schon: „Ist der Diffusor wirklich in Ordnung, müssen die anderen Teams – wir eingeschlossen – versuchen, uns so schnell wie möglich anzupassen. Denn in diesem Bereich des Autos wird Leistung erzeugt“, sagte der Mann von der Scuderia.

Leisten mussten Superhirn Brawn und seine Mannschaft zuletzt einiges. Nach dem überraschenden Ausstieg von Honda stand das im englischen Brackley beheimatete Team vor dem Aus. Zu dem Zeitpunkt war das neue Auto aber längst fertig. Schließlich hatte Brawn schon im April 2008 mit der Planung des neuen Boliden angefangen. „Letztes Jahr hatten wir ein Auto, das nicht konkurrenzfähig war“, erklärt Brawn, „nur jemand ohne Hirn hätte sich damals darauf konzentriert, ein schlechtes Auto besser zu machen.“ Brawn aber verdiente sich in seiner Zeit als Rennleiter Michael Schumacher den Spitznamen „ Superhirn“. Und so baute der Brite ein revolutionär aussehendes konsequent flaches Auto, das schon im Stand schneller aussieht als die in Holzklotz-Optik daherkommenden Hochnasen-Boliden der Konkurrenz.

Erst Anfang März übernahm Brawn aus Mangel an Geldgebern den Rennstall für den symbolischen Preis von einem Pfund selbst, Motorenpartner ist Mercedes. Rund 95 Millionen Euro beträgt das Budget – weniger als die Hälfte dessen, was BMW ausgeben wird. Finanziert wird das Projekt heuer noch von Brawns Honda-Mitgift, so konnte Brawn sogar komplett auf Sponsoren verzichten und zwei ganz in weiß gehaltene Boliden auf die Rennstrecke schicken. Zwei weiße Flundern, die die Konkurrenz schon mächtig zittern ließen.

Filippo Cataldo

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