Zehntausende nehmen von Robert Enke Abschied

Bei einer Trauerfeier in der AWD-Arena haben etwa 40.000 Menschen Abschied von Robert Enke genommen. Zahlreiche Spitzenvertreter des deutschen Fußballs waren angereist.
von  Abendzeitung

HANNOVER - Bei einer Trauerfeier in der AWD-Arena haben etwa 40.000 Menschen Abschied von Robert Enke genommen. Zahlreiche Spitzenvertreter des deutschen Fußballs waren angereist.

Bei einer bewegenden Trauerfeier haben etwa 40 000 Menschen am Sonntag Abschied von Robert Enke genommen. Mit klassischer Musik und Traueransprachen wurde des Nationaltorwarts gedacht, der sich am Dienstagabend das Leben genommen hatte. Der Sarg Enkes war im Mittelkreis des Stadions in Hannover aufgebahrt. Seine Witwe Teresa saß mit Familienangehörigen und Freunden auf einem am Spielfeldrand aufgebauten Podest. DFB-Kapitän Michael Ballack und Nationalmannschaftskollege Per Mertesacker legten einen Kranz nieder. Alle Nationalspieler verneigten sich am schlichten Holzsarg, der von Blumengebinden und einem Herz aus weißen Rosen umgeben war.

Eine Schülerin sang bei der von fünf TV-Stationen live übertragenen Trauerfeier vor zahlreichen Spitzenvertretern des deutschen Fußballs das Vereinslied von Hannover 96 „Alte Liebe“ und wurde dafür mit sanftem Applaus bedacht.

Zwanziger: "Denkt nicht nur an den Schein"

Neben dem DFB-Team um Bundestrainer Joachim Löw gehörten Vertreter zahlreicher Fußball-Verbände, Bundesligisten sowie ausländischer Vereine und Spieler zu den Gästen bei der größten Trauerfeier der deutschen Sportgeschichte. Franz Beckenbauer, Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann und die OK-Chefin der Frauen-WM 2011, Steffi Jones, gehörten ebenfalls zur Trauergemeinde. Weitere Gäste waren Bundesinnenminister Thomas de Maizière und Ex-Kanzler Gerhard Schröder.

DFB-Präsident Theo Zwanziger appellierte in seiner Rede an die Menschlichkeit und forderte einen Blick über den Sport hinaus. „Denkt nicht nur an den Schein. Denkt auch an das, was in den Menschen ist, an Zweifel und Schwäche“, sagte Zwanziger. Alle seien aufgerufen, nach der Trauer das Leben in Maß und Balance mit Fairplay und Respekt zu gestalten. Martin Kind, Vereinspräsident von Hannover 96, würdigte Enke für seine sportlichen Leistungen und hob zudem besonders die menschlichen Qualitäten des Torhüters hervor.

Enke wird neben seiner Tochter Lara beigesetzt

Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff drückte in seiner Ansprache die Hoffnung auf eine Veränderung in der Gesellschaft aus und würdigte besonders Teresa Enke. „Was Sie durchlitten haben, können wir nur erahnen. Der warmherzige Beifall hat gezeigt, dass wir bei Ihnen sind“, sagte Wulff. Für die offenen Worte einen Tag nach dem Tod ihres Ehemannes bei einer im TV übertragenen Pressekonferenz, drückte er seine Hochachtung aus. Die Trauergäste erhoben sich von ihren Sitzen und spendeten langanhaltenden Applaus. Auch Hannovers Oberbürgermeister Stephan Weil wünschte Teresa Enke die Kraft, gemeinsam mit der erst wenige Monate alten Tochter Leila neuen Lebensmut zu finden.

Nach der Andacht von Pfarrer Heinrich Plochg wurde der Sarg Enkes zum Song „The Rose“ von Bette Midler und dem Fußball-Kultlied „You'll never walk alone“ von Vereinskollegen des Torwarts aus dem Stadion getragen. Im Anschluss an die Trauerfeier sollte die Beerdigung im engsten Familienkreis auf dem Friedhof in Neustadt am Rübenberge stattfinden. Enke sollte neben seiner 2006 im Alter von zwei Jahren gestorbenen Tochter Lara beigesetzt werden.

dpa

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