Xaver Unsinn: "Mr. Eishockei" wird 80

Die Eishockey-Trainer-Legende feiert am Sonntag nur im engsten Kreis. "Er ist gesundheitlich etwas angeschlagen", sagt seine Frau Ilona.
von  Abendzeitung
Xaver Unsinn auf dem Balkon seines Hauses.
Xaver Unsinn auf dem Balkon seines Hauses. © AZ

FÜSSEN - Die Eishockey-Trainer-Legende feiert am Sonntag nur im engsten Kreis. "Er ist gesundheitlich etwas angeschlagen", sagt seine Frau Ilona.

Xaver Unsinn wird ein Achtziger, aber eine große Party wie vor fünf Jahren wird es nicht geben. „Wir feiern im engsten Kreis“, sagt Ehefrau Ilona. Der erfolgreichste deutsche Eishockeytrainer wird seinen 80. Geburtstag an diesem Sonntag nicht bei bester Gesundheit feiern können. „Er ist gesundheitlich etwas angeschlagen, aber so geht es ihm ganz gut“, teilt seine Frau mit. Unsinn selbst gibt keine Interviews mehr.

„Früher hat er ja viel geredet, aber heute sagt er nach zehn Minuten: Jetzt ist Schluss“, berichtet Alois Schloder. Der Ex-Nationalspieler hat regelmäßigen Kontakt zu Unsinn und wird seinem Trainer am Sonntag „natürlich“ persönlich gratulieren.

Olympia-Bronze 1976 in Innsbruck

Bronzeschmied, Rekordmann und „Mister Eishockei“ – Xaver Unsinn hat ein halbes Jahrhundert deutsche Eishockey-Geschichte geprägt. Bei sechs Olympischen Spielen und zwölf Weltmeisterschaften sammelte der Allgäuer als Spieler und Trainer Erfahrungen wie kein anderer, und mit dem Gewinn der olympischen Bronzemedaille bei den Winterspielen 1976 in Innsbruck feierte er seinen größten Erfolg als Trainer.

„Xaver Unsinn ist die Figur im deutschen Eishockey schlechthin und mit seinen Erfolgen das Aushängeschild“, sagt Generalsekretär Franz Reindl vom Deutschen Eishockey-Bund (DEB). Der Verband hat ihn und das Bronzeteam von Innsbruck zum WM-Eröffnungsspiel am 7. Mai in der Veltins-Arena auf Schalke eingeladen.

Auf das geliebte Golfspiel (Handicap 20) muss Unsinn seit längerem verzichten, doch bei den Spaziergängen vor seiner Haustür in Hopfen am See in Füssen liegt ihm das Paradies zu Füßen – im Hintergrund die Allgäuer Berge, davor die Königsschlösser und der Hopfensee. „Er ist langsam, aber mit zwei Skistöcken geht das ganz gut“, sagt Frau Ilona.

Der Pepitahut, Unsinns Markenzeichen

Unsinn, der sich immer gerne ins Rampenlicht drängte und seinen Sport so gut wie kein anderer verkaufen konnte, mochte in den vergangenen Jahren keinen großen Rummel mehr. Der Mann mit dem Pepitahut als unverwechselbares Markenzeichen pflegte aber nach wie vor engen Kontakt zu den Altstars. So waren die „Jungs von Innsbruck“ wie Erich Kühnhackl und Schloder beim 75. Geburtstag natürlich in Unsinns Haus zu Gast und erzählten über alte Zeiten. Auch am Sonntag werde „der eine oder andere Spieler“ kommen, berichtet Ilona Unsinn.

Unsinn, der als Einzelkind die Gemeinschaft suchte und deshalb das Eishockey seinen anderen Lieblingssportarten Skilaufen und Tennis vorzog, zählte die acht deutschen Meisterschaften als Spieler mit dem EV Füssen, die Bronzemedaille von Innsbruck und den glänzenden Auftritt der Nationalmannschaft bei Olympia 1988 in Calgary zu den Ereignissen, die ihn am nachhaltigsten beeindruckt und geprägt haben. Auch die WM 1989 in Schweden, wo man um Haaresbreite dem Abstieg entging, gehört dazu.

1996 erhielt Unsinn das Bundesverdienstkreuz

Mit 112 Spielen an der Bande war Unsinn hinter dem früheren russischen Nationalcoach Viktor Tichonow der Trainer mit den meisten Spielen bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen. 1990 beendete eine rätselhafte Krankheit die erfolgreiche Karriere von Unsinn. Während der Weltmeisterschaft in der Schweiz war er gesundheitlich schwer angeschlagen und wurde vom DEB beurlaubt.

Xaver Unsinn bestritt als Aktiver 72 Länderspiele und schoss 24 Tore. 1964 betreute er erstmals die A-Nationalmannschaft, anschließend wieder von 1975 bis 1977 und von 1981 bis 1990. Als Clubtrainer kam er mit der Düsseldorfer EG (1972) und dem Berliner SC (1974/1976) zu drei Meisterehren, 1979 wurde er mit dem SC Bern Schweizer Meister. Eine große Auszeichnung wurde ihm 1998 zuteil, als er mit dem 1985 gestorbenen Berliner Eishockey-Idol Gustav Jaenecke in die „Hall of Fame“ des Weltverbandes (IIHF) in Toronto aufgenommen wurde. 1996 erhielt Unsinn das Bundesverdienstkreuz.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.