Wunderhengst sucht Reiter
Paul Schockemöhle hat über 10 Millionen Euro für Totilas gezahlt – und von Isabell Werth schon eine Absage bekommen.
HANNOVER Auch die Münchner hatten dieses Jahr bereits das Glück, Wunderhengst Totilas einmal auf der Olympia-Reitanlage in all seiner Pracht bestaunen zu dürfen. Bei den World Dressage Masters waren Edward Gal und der Rappe – wie immer – eine Klasse für sich und zogen tausende Zuschauer an. Totilas ist das derzeit unumstritten beste Dressurpferd der Welt, vielleicht sogar aller Zeiten. Und er gehört seit Dienstag offiziell einem Deutschen: dem ehemaligen Springreiter und Pferdegroßhändler Paul Schockemöhle.
Es ist der wohl spektakulärste Pferdekauf der Geschichte. Zwischen zehn und fünfzehn Millionen soll Schockemöhle an die Moorlands Ställe und Besitzer Cees Visser – der den Deal schon angedeutet hatte – in den Niederlanden überwiesen. Dort hat der Verkauf große Bestürzung ausgelöst, jüngst war das Land mit deutlichen Abstand die Dressur-Nation Nummer eins auf der Welt, mit Gal, Totilas und anderen Weltklasse-Paaren. Edward Gal hat sich mittlerweile von der Öffentlichkeit abgeschottet – für ihn ist die gemeinsame Zeit mit dem Hengst nun vorbei. Zuletzt hatte er bei der WM in Kentucky drei Titel gewonnen.
„Mit Totilas sind die Kräfteverhältnisse wieder anders“, sagt Schockemöhle, der ihn zum auch deswegen gekauft hat, um ihn „der deutschen Zucht zu sichern“. Totilas zu kaufen war das eine Kunststück, das andere ist nun, den passenden Reiter zu finden. „Da wird sich eine Lösung finden, möglichst in Deutschland“, sagt Schockemöhle, aber er habe „sehr, sehr viele Anfragen aus diversen Ländern.“ Deutsche Größen wie Isabell Werth haben indessen schon abgesagt, Werth möchte sich lieber um ihre Nachwuchspferde kümmern.
Gut möglich, dass bald der aufstrebende Matthias Alexander Rath, auf seinem bisherigen Pferd Sterntaler schon zu den zehn besten Dressurreitern der Welt zählt, bald im Sattel sitzt. Aber es bleibt eine schwierige Entscheidung für Schockemöhle. Die bisherigen Titel und Rekorde „machen es für mich auch schwieriger, einen entsprechenden Reiter zu finden, der ähnlich Leistung zeigen kann“, sagt Schockemöhle.
Denkbar wäre für ihn zudem, dass Totilas, dessen Decktaxe bei 5000 Euro liegt, wie schon bei zuvor bei Moorlands, einen Zweitnamen von einem Sponsor erhält. „Das wird ihn nicht stören. Er wird weiter seinen Hafer fressen“, sagt Schockemöhle.
Mit dem Kauf des Wunderhengstes hat er letztendlich nicht nur sich selbst, sondern dem gesamten deutschen Reitsport ein Geschenk gemacht. Seit den olympischen Spielen 1972, mit der Ausnahme 1980, hatte die deutsche Equipe immer Gold in der Dressur-Mannschaftswertung gewonnen. 2012 galten die Niederländer als Favoriten – da hieß der Reiter aber noch Edward Gal.
Jetzt hat Deutschland dank Totilas die Nase vorne – und der zukünftige Reiter nicht nur deswegen eine Menge Druck.
jga
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