Wo WM-Schauen Spaß macht

Vor der Leinwand im Biergarten oder in der Kneipe mit den DFB-Mädels mitfiebern - die AZ sagt, wo das in München funktioniert und wer wo hingeht.
von  Anne Hund, Christoph Landsgesell
Im Augustiner-Keller haben sich diese Fans mit WM-Trikot oder Aloha-Kette ausgestattet.
Im Augustiner-Keller haben sich diese Fans mit WM-Trikot oder Aloha-Kette ausgestattet. © Gregor Feindt

Gut, man könnte sich das Spiel der deutschen Elf gegen Japan am Samstagabend (20.45 Uhr, ZDF) zuhause ansehen. Aber Fußball ist ein Gruppenerlebnis. Also auf zum Public Viewing – aber wo? Die AZ hat beim Duell zwischen Deutschland und Frankreich ein paar Lokalitäten in München getestet. Hier der Überblick:

Augustiner-Keller: Unters Biergarten-Publikum im Augustiner-Keller mischen sich viele Münchner zwischen 20 und 30. Einige junge Frauen tragen das DFB-Frauentrikot, Aloha-Ketten oder Tücher in Schwarz-Rot-Gold. Auch ihre Partner oder Kumpels im Schlepptau haben sich das Nationaltrikot übergestreift. Viele Männer sagen, der Frauenfußball sei ja gar nicht so schlecht. Begeisterung klingt anders. Denn obwohl die meisten Fans im Augustiner-Keller überzeugt davon sind, dass die DFB-Mädels Weltmeister werden, hält sich die Euphorie in Grenzen: Rechts und links ist je eine Leinwand aufgestellt. Nur: Die wenigsten Gäste scheint das zu interessieren. Nur unmittelbar vor den Leinwänden wird gejubelt, ansonsten unterhält man sich bei Hellem, Radi und Brezn über Gott und die Welt.

Chinesischer Turm: Wer nach der Hymne kommt, kriegt keinen Platz mehr. Im Hinterteil des Biergartens ist eine riesige Leinwand aufgebaut, davor mehrere hundert Menschen. Ein erster Überblick ergibt: deutlich mehr Frauen als Männer, insgesamt sieben Deutschland-Hüte, 23 Trikots, fünf Fahnen. Beim Tor packt jemand eine Vuvuzela aus. „Wenn das Wetter gut ist, ist auch die Stimmung gut“, sagt Andoni, der an einer Bar neben der Leinwand Bier und Sprizz ausschenkt. „Mit der Männer-WM 2010 ist es aber nicht zu vergleichen.“

Stadion an der Schleißheimer Straße: In der kleinen Fußball-Kneipe sind Stühle frei – ungewöhnlich, denn bei Bundesliga, Champions League oder Auftritten der Männer-Elf ist hier bisweilen kein Reinkommen möglich. Zu Beginn hört man noch Gabelgeklimper, später wird die Stimmung besser, der Jubel vor den zwei Leinwänden wird von Tor zu Tor euphorischer. Was auch an einer Aktion der Betreiber liegen könnte: Denn die senken den Bierpreis pro Deutschland-Treffer um 10 Cent.

Sax: Im Sax in der Hans-Sachs-Straße sitzen blondierte Frauen mit kurzen Haaren in Deutschland-Trikots an reservierten Tischen und starren auf die Leinwand. Jubel und Geschrei, als ein Tor fällt, zwischendurch Fachgesimpel. „Der Knoten bei der deutschen Mannschaft ist geplatzt“, sagt Claudia Kunz (28), die mit den Mädels aus ihrer Fußballmannschaft vom „Team München“ gekommen ist. Die Frauen sind sich einig: „Die Franzosen spielen heute einfach schlecht.“ Auf der Couch hinten haben es sich auch ein paar Männer gemütlich gemacht, ein paar Hunde streunen durchs Café. Die Terrassentür ist fürs Public Viewing geöffnet – damit die Gäste auf den Bierbänken draußen auch ein wenig vom Fußball mitbekommen.

Cooperativa: Vor der Bar Cooperativa sitzen Mittzwanziger bis Mittvierziger auf Hockern, Campingstühlen oder auf dem Boden vor der Fußball-Glotze. Den Fernseher haben die Bedienungen im geöffneten Kofferraum des motorisierten Dreirads aufgebaut, das vor dem Restaurant parkt. Azubi Eva freut’s, sie tauscht vor Anpfiff WM-Panini-Bildchen. Später fiebert Eva umringt von Nachbarn, Freunden und Passanten, die vor dem Fernseher stehen bleiben, mit den DFB-Mädels. Andere Frauen vor der Cooperativa interessiert der Frauenfußball weniger, sie unterhalten sich über die Arbeit und übers Tollwood, Männer mit Mütze ziehen an ihrer Zigarette, trinken Bier, ratschen. Arme gehen in die Höhe, als ein Tor fällt, ein kurzer Freudenschrei. Mehr war bei den sympathischen Glockenbach-Alternativos im Spiel gegen Frankreich nicht drin.

Noch mehr Publick-Viewing-Tipps: Für das WM-Spiel an diesem Samstag rollen einige Biergärten-Wirte die Leinwand aus, viele Kneipiers stellen die Fernseher raus:
Hirschgarten (S-Bahn-Haltestelle Hirschgarten)
Menterschwaige (Menterschwaigstraße 4)
Seehaus und Chinaturm im Englischen Garten
Augustiner-Keller (Arnulfstraße 52)
Muffat-Biergarten (Zellstraße 4)
Jüngere Fans schauen im Backstage (Wilhelm-Hale-Straße 38) oder etwa am Flachbildschirm im Zoozies (Wittelsbacherstraße 15).

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