WM-Titel? "Warum nicht!"

Vlado Stenzel traut den deutschen Handballern bei der Weltmeisterschaft in Spanien viel zu. Hier erklärt er, warum das DHB-Team am Mittwoch auch den favorisierten Gastgeber schlagen kann
Matthias Kerber |
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Dominik Klein vom THW Kiel gehört zum WM-Kader der deutschen Handball-Nationalmannschaft.
Marijan Murat/dpa Dominik Klein vom THW Kiel gehört zum WM-Kader der deutschen Handball-Nationalmannschaft.

AZ: Herr Stenzel, was halten Sie, der berühmte Handball-Magier, der 1978 Deutschland sensationell zum Titel führte, von der jetzigen Truppe, die immerhin schon im Viertelfinale steht?

VLADO STENZEL: Ich bin positiv überrascht. Durch und durch. Das sieht alles gut und eingespielt aus. Jetzt wollen Sie sicher wissen, ob Deutschland den Titel holen kann, oder?

Zumindest scheinen Sie Ihre Meinung dazu sagen zu wollen.

Nun gut, ich sage, warum nicht? Warum sollte man sich im Kopf jetzt schon Grenzen setzen? Alles ist möglich, auch der Titel. Im Fußball hatte auch Griechenland unter Rehhagel die EM gewonnen, obwohl das keiner erwarten konnte. Wir haben sehr gute Außen, die alles bestrafen. Wir haben Weltmeister Frankreich geschlagen, wenn man jetzt taktisch alles richtig macht, kann der Weg noch weit gehen. Märchen gab es schon viele im Handball.

Etwa das Wintermärchen 2007, als Deutschland bei der Heim-WM den Titel holte. Damals war der jetzige Bundestrainer Martin Heuberger Assistenzcoach. Kann er der neue Magier werden?

Jetzt ist der Trainer gefragt, man muss taktische Varianten üben. Und vor allem muss man auf die taktischen Tricks der Gegner vorbereitet sein. Wenn die sich eine Überraschung einfallen lassen und wir darauf vorbereitet sind und die richtige Antwort parat haben, dann wendet sich dieser Überraschungsversuch gegen den Angreifer. Wer mit einer Überraschung nicht durchkommt, der erlebt sein blaues Wunder.

Erlebt nun Spanien im Viertelfinale ein solches Wunder?

Warum nicht? Dass man Spanien als Gastgeber schlagen kann, haben die Kroaten vorgemacht. Wenn Deutschland sich noch weiter steigert und Spanien nicht den besten Tag erwischt, dann ist alles möglich. Es kann wirklich alles passieren – auch wenn Spanien der Favorit ist.

Was muss der Trainer jetzt machen?

Für Erholung sorgen. Mir hat es nicht so gefallen, dass wir gegen Brasilien im Auftaktspiel nach schwachem Start so dermaßen aufgedreht haben. Da war mir zu viel Power und Frustbewältigung drin. Ich würde immer schauen, dass man in solchen Spielen auch seine Kräfte schont, dass man auch den anderen Konkurrenten, die die Spiele ja analysieren, nie seine wahre Stärke zeigt.

Sie waren nicht nur als Trainerfuchs berühmt, sondern auch für psychologische Fähigkeiten.

Das Glück ist, dass Deutschland ja schon verloren hat. Sie haben bereits die Bitterkeit der Niederlage gekostet. Nichts ist hilfreicher gegen Überheblichkeit. Kaum ein Team hat einen großen Titel gewonnen, ohne auch schmerzhafte Niederlagen in dem Turnier erlitten zu haben.

Wie kommt es bei Ihnen an, dass so viele deutsche Spieler vor dieser WM abgesagt haben?

Ich finde das unehrenhaft, ich finde das fast einen Verrat an der Heimat. Das gibt es fast nur in Deutschland, überall sonst auf der Welt empfinden es die Spieler als größte Ehre, für ihr Land zu spielen. Ich denke nicht, dass alle, die abgesagt haben, so verletzt waren, dass sie nicht hätten antreten können. Die haben einfach gedacht, wir kriegen wieder was auf die Glocke, das wird peinlich, darauf habe ich keine Lust. Aber genau so was kann ich als Trainer auch wieder positiv nutzen. Die, die da sind, wachsen zusammen, die wollen es allen beweisen. Das ist dann plötzlich eine Musketier-Mentalität. Einer für alle, alle für einen. Das sind oft Championship-Teams.

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