WM Sportereignis des Jahres: Bolts viertes Triple?

"Sonnengott" Usain Bolt soll alle(s) überstrahlen und die Dopingschatten über der Leichtathletik vertreiben: Der Superstar aus Jamaika will bei den Weltmeisterschaften in MoskauGas geben.
von  dpa

"Sonnengott" Usain Bolt soll alle(s) überstrahlen und die Dopingschatten über der Leichtathletik vertreiben: Der Superstar aus Jamaika will bei den 14. Weltmeisterschaften in Moskau wieder kräftig absahnen und Imagepflege für die angeschlagene olympische Kernsportart betreiben.

Moskau - Fast 2000 Athleten aus 206 Ländern haben sich zum größten Sportereignis des Jahres angesagt - so viele wie noch nie. Bolt plant im Luschniki-Stadion sein viertes Gold-Triple nach Olympia 2008 und 2012 sowie der WM 2009 in Berlin. Das 66-köpfige deutsche Team um Diskus-Riese Robert Harting möchte seinen Platz unter den fünf besten Nationen der Welt verteidigen.

Auch der Deutsche Leichtathletik-Verband drängt nach Hauptrollen, wenn in 47 Disziplinen die Medaillen vergeben werden. Mit viel Zuversicht nach dem Aufschwung von siebenmal Edelmetall bei der WM 2011 in Daegu und achtmal bei den Sommerspielen in London reiste der DLV in die russische Hauptstadt. Vor allem im Wurfbereich, wo Harting und Kugelstoßer David Storl als Titelverteidiger antreten, hat der DLV traditionell seine Stärken.

Verbandschef Clemens Prokop sieht "zwölf Medaillenkandidaten", Sportdirektor Thomas Kurschilgen und Chef-Bundestrainer Idriss Gonschinska halten sich zurück und wollen vor allem, dass die junge Mannschaft mit einem Durchschnittsalter von 25 Jahren Erfahrung sammelt im Hinblick auf Olympia 2016 in Rio de Janeiro 2016.

Mit Argusaugen blickt natürlich nicht nur das deutsche Team, sondern die ganze Sportwelt auf die olympische Kernsportart: Fliegen nach den Skandalen um die Bolt-Rivalen Tyson Gay (USA) und Asafa Powell (Jamaika), nach Sperren für 31 türkische Athleten und vielen russischen Fällen, weitere Stars auf? Und: Ist Bolt wirklich sauber?

Der Weltverband IAAF gab sich wieder einmal als Vorreiter der Anti-Doping-Politik aus. Während der Titelkämpfe werden allein etwa 500 Kontrollen auf das Blutdopingmittel EPO vorgenommen sowie allen Athleten Blut für den Blutpass abgenommen. "Ich bin sauber", antwortete Bolt zuletzt auf die immer bohrenderen Fragen. "Usain Bolt ist sauber", erklärte auch IAAF-Präsident Lamine Diack.

"Wenn ich davon ausgehe, dass alle Menschen sauber sind, dann würde ich vergessen, was in den vergangenen Wochen passiert ist", sagte aber Christian Reif, der Ex-Europameister im Weitsprung, in einem Interview der "Süddeutschen Zeitung". Für Sportdirektor Kurschilgen ist "Glaubwürdigkeit in Frage gestellt", er befürchtet, dass der Vertrauensvorschuss der Zuschauer schwindet. Das Misstrauen in der Szene und in der Öffentlichkeit ist zuletzt jedenfalls deutlich gewachsen.

Der als Saubermann inszenierte Bolt will sich in Moskau den 100-Meter-Titel zurückholen, den er vor zwei Jahren in Südkorea nach einem Fehlstart an seinen Landsmann Yohan Blake verlor. Über 200 Meter peilt Bolt zudem einen erneuten Weltrekord an. Für eine Bestmarke sind 100 000 US-Dollar ausgesetzt, der Weltverband IAAF schüttet zudem Preisgelder in Höhe von insgesamt 7,194 Millionen Dollar (rund 5,4 Millionen Euro) aus.

Mit dreimal Gold könnte Bolt im Ranking der erfolgreichsten WM-Teilnehmer den legendären Carl Lewis überholen: Der Amerikaner steht mit achtmal Gold, einmal Silber und Bronze an der Spitze, der Jamaikaner hat bereits fünfmal Gold und zweimal Silber.

Allyson Felix (8/1/1) ist bereits die am meisten dekorierte Frau der WM-Historie und kann ihre Edelmetall- und Prämien-Bilanz weiter ausbauen. Die Olympiasiegerin über 200, 4 x 100 und 4 x 400 Meter führt das US-Team an, dass mit einem Großangriff der Gastgeber rechnen muss. Die Russen schauen vor allem auf ihren weiblichen Star: Stabhochsprung-Weltrekordlerin Jelena Issinbajewa hat angekündigt, nach der Heim-WM ihre Karriere zu beenden. Von einem "nostalgischen Moment" spricht die zweimalige Olympiasiegerin und Weltmeisterin. Im Luschniki-Stadion habe sie ihren ersten Titel gewonnen und hier werde auch alles aufhören, erklärte die 31-Jährige.

33 Jahre nach den olympischen Boykott-Spielen in der gleichen Arena geht es aber nicht nur um die One-Man-Show des Usain Bolt. Das deutsche IAAF-Council-Mitglied Helmut Digel hat eine "Leistungsexplosion" in der internationalen Leichtathletik ausgemacht, die viel verspricht. Die starken deutschen Werfer um Olympiasieger Harting, Kugelstoß-Ass Storl, Speerwurf-Favoritin Christian Obergföll und Hammerwurf-Weltrekordlerin Betty Heidler hoffen dennoch auf eine satte Ausbeute.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.