"Wladimir Klitschko würde Huck den Kopf runterhauen“

Marco Huck will in eine höhere Gewichtsklasse – und fordert Champion Wladimit Klitschko. Warum er keine Chance hätte, erklärt Axel Schulz im Interview mit der AZ.
von  Interview: Matthias Kerber
Einen Kampf gegen Wladimir Klitschko sollte Marco Huck (großes Bild) lieber sein lassen, empfielt Ex-Boxer Axel Schulz (kleines Bild).
Einen Kampf gegen Wladimir Klitschko sollte Marco Huck (großes Bild) lieber sein lassen, empfielt Ex-Boxer Axel Schulz (kleines Bild). © dpa/az

Der Deutsche will in eine höhere Gewichtsklasse – und fordert den Champion. Warum er keine Chance hätte, erklärt Axel Schulz im Interview mit der AZ.

AZ: Herr Schulz, Cruisergewichts-Weltmeister Marco Huck hat sich bei seiner Titelverteidigung gegen Mirko Larghetti überraschend schwergetan, trotzdem tönte er danach, dass er ins Schwergewicht aufsteigen und den Champion Wladimir Klitschko vermöbeln will. Was sagen Sie dazu, der ja selber im Schwergewicht geboxt hat?

AXEL SCHULZ: Das sollte Marco lassen! Er kann sicher bei den schweren Jungs mithalten, aber nicht gegen Klitschko. Der ist ihm physisch und boxerisch einfach zu überlegen. Wir reden hier von 20 Kilo gewachsener Muskelmasse, die Klitschko mehr hat. Oder um es ganz plakativ zu sagen: Wladimir würde Huck den Kopf runterhauen. Solche Schläge wie Huck gegen Larghetti nehmen musste, der – zu Marcos Glück – nicht hauen kann, davon steckt er von Klitschko nicht einen weg.

Sie sprechen aus eigener leidvoller Erfahrung: 1999 boxten Sie gegen einen noch sehr unerfahrenen Klitschko und landeten danach im Krankenhaus, weil der Ringarzt befürchtete, Sie könnten Hirnschäden erlitten haben.

Ja, Wladimir hat mich regelrecht auseinandergenommen, das war am Ende ein sehr ungleicher Kampf, und in seinen Fäusten steckt wirklich brutaler Dampf. Und den Wladimir von damals kann man nicht mit dem Wladimir von heute vergleichen. Er hat sich im Laufe der Jahre extrem entwickelt. Er hat seinen Stil absolut perfektioniert. Er spielt seine Stärken mit einer unglaublichen Dominanz aus, und er ist sich sicher seiner Schwächen derart bewusst, dass er niemanden mehr in einen Bereich kommen lässt, wo diese aufgedeckt werden können. Marco macht hingegen viel zu viele Fehler, um sich mit Klitschko zu messen.

Gegen Larghetti hatte man zeitweise das Gefühl, er hat alles vergessen, was ihm Trainer Ulli Wegner im Laufe der Jahre beigebracht hat: Das war ein Rückfall in Hucks Steinzeit-Boxen von früher.

Absolut. Er ist wieder in Muster zurückgefallen, von denen ich dachte, er hätte sie längst überwunden. Er donnert nur rein, nimmt bei den Schlägen selber das Kinn hoch, exponiert sich damit für Konter. Jeder technisch versierte Boxer freut sich auf genau solche Fehler.

Etwa der britische Ex-Weltmeister Johnny Nelson, dessen Rekord von 13 Titelverteidigungen Huck gegen Larghetti egalisiert hat. Nelson überlegt sich, mit 47 Jahren ein Comeback gegen Huck zu wagen.

Ich habe ja mit Comebacks so meine Erfahrung.

Sie wurden 2005 bei Ihrem Comeback nach sechsjähriger Ringabstinenz vom Nobody Brian Minto vorgeführt.

Ja, aber ich traue Johnny viel zu. Er würde Huck schlagen, denn er war ein Meister der Technik und der Taktik, der dich für jeden Fehler bestraft hat. Wenn Huck so überheblich boxt, wie gegen Larghetti, dann wird Nelson ihm sehr weh tun.

Warum faselt Huck dauernd von Klitschko? Größenwahn?

Ich finde, Huck macht das ganz gut. Normalerweise würde man doch über so einen Kampf gegen Larghetti, der wirklich nur ein Aufbaugegner ist, gar nicht reden. Aber dadurch, dass er Klitschko schlecht macht und herausfordert, entsteht ein Interesse, das der Kampf normalerweise gar nicht verdient. Die PR-Maschine von Huck, die funktioniert. Und, wie gesagt, er kann im Schwergewicht sicher eine Rolle spielen.

Was er ja gegen Ex-Weltmeister Povetkin bewiesen hat!

Absolut, da ist Huck über sich hinausgewachsen und Povetkin war so untrainiert und überheblich, der dachte, den Kleinen haue ich locker um. Aber Huck hat ihm richtig zugesetzt, das war einer seiner besten Kämpfe und Povetkins Leistung war unwürdig. Daraus zieht ja Huck auch seine Überzeugung, dass er Klitschklo schlagen kann. Aber Wladimir wird ihm nie den Gefallen tun, derart unvorbereitet in den Ring zu steigen.

Huck wirft Klitschko vor, er würde „nur Penner boxen“.

Das ist Schmarrn. Er hat alle geboxt und geschlagen, die da sind. Er geht keinem aus dem Weg. Povetkin, Chagaev, Haye – er hat sie alle locker geschlagen. Viele sagen, die Klitschkos hätten mit ihrer Dominanz das Schwergewicht, das Boxen zerstört, das stimmt nicht. Sie sind nur zu gut für die anderen. Das ist Wladimirs Problem. Er ist einer der Großen des Schwergewichts, aber ich fürchte, ihm blüht das gleiche Schicksal wie Larry Holmes. Der war definitiv eine der besten Boxer aller Zeiten im Schwergewicht, aber er ist irgendwie ein vergessener Boxer. Er hat nie die Anerkennung erhalten, die ein Muhammad Ali, ein Mike Tyson, ein Joe Louis zuteil wurde. Wladimir kann das Gleiche passieren.

 

 

 

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