Wird schon noch werden

Sabine Lisicki (19) ist im Wimbledon-Viertelfinale ausgeschieden. Aber ihr Auftritt weckt Hoffnung bei Fans, Experten und Marketing-Strategen.„Sie wird schnell um die großen Titel mitspielen.“
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"Physisch stärker werden", hat sich Sabine Lisicki vorgenommen.
firo/Augenklick "Physisch stärker werden", hat sich Sabine Lisicki vorgenommen.

Sabine Lisicki (19) ist im Wimbledon-Viertelfinale ausgeschieden. Aber ihr Auftritt weckt Hoffnung bei Fans, Experten und Marketing-Strategen.„Sie wird schnell um die großen Titel mitspielen.“

LONDON Am Abend des letzten Wimbledon-Tages von Sabine Lisicki hat Barbara Rittner die Verhältnisse dann doch noch einmal zurechtgerückt. „Da ist gleich wieder eine wahnsinnige Hysterie ausgebrochen – von wegen zweite Steffi“, sagte die deutsche Bundestrainerin nach dem Viertelfinal-Aus ihrer Frontfrau gegen Dinara Safina, „solche Vergleiche bringen doch gar nichts“. Mit 19 habe Graf schon den Golden Slam gewonnen, so Rittner, „das ist eine andere Dimension, da kann sich niemand dran orientieren“.

Da liegt die Chefin des deutschen Fed-Cup-Teams wohl richtig. Aber wenigstens hat eine junge Deutsche ein Jahrzehnt nach dem Karriereende von Steffi Graf wieder für Knalleffekte an der Church Road gesorgt und sich als Bedrohung für den Elitezirkel des Damentennis etabliert.

„Du brauchst gar keine Angst zu haben, dass aus ihr nichts wird. Sabine wird schnell um die großen Titel mitspielen“, munterte in der BBC-Abendshow „Today at Wimbledon“ die ehemalige Weltranglisten-Erste Tracy Austin den alten Rasenmeister Boris Becker auf. Der hatte zuvor mit verzweifelter Geste berichtet, „wie lange wir in Deutschland nun schon auf ein Ende der Dürre warten nach den Erfolgen von Steffi“.

Auf dem Radar der Fachwelt ist das blonde deutsche Fräulein nun endgültig aufgetaucht. Das enorme internationale Interesse an der Teenagerin hat dabei auch ein wenig mit der lethargischen Gesamtverfassung der Branche zu tun, mit dauernden Führungswechseln und einer ungesunden Balance: zu viele Spielerinnen aus Russland, seinen früheren Satellitenstaaten und dem näheren Osten Europas überschwemmen gerade die Spitzenplätze der Rangliste, ein Albtraum für die Vermarktungsgurus.

„Die ganzen Ovas kannst du doch gar nicht mehr auseinander halten“, grantelte der frühere Oberflegel John McEnroe schon vor den ersten Ballwechseln. So wurden der Viertelfinalvorstoß von Lisicki und der Einzug der ebenso erfrischenden 17-jährigen Amerikanerin Melanie Oudin in die Runde der letzten 16 nicht nur von Wimbledons Besuchern beklatscht, sondern auch von den Tourmanagern: Deutschland, aber noch mehr die USA, sind 1-A-Märkte, die Topspielerinnen brauchen.

Allerdings: Um auch in der prickelnden Schlussphase der Grand-Slam-Turniere mit Superstars auf Augenhöhe spielen zu können, muss Lisicki noch fitter, drahtiger, wendiger und ausdauerstärker werden, die körperlichen Defizite waren im Glutofen Wimbledon im Viertelfinale nicht zu verheimlichen. Von „Powertennis in Präzision“, wie der populär übersetzte Titel der Doktorarbeit von Papa Richard Lisicki lautet, war schließlich nichts mehr zu sehen. „Das wird jetzt die größte Aufgabe in den nächsten Wochen sein: physisch stärker werden, einen längeren Atem haben", sagte Tochter Sabine.

Aber mit dem Rückenwind von Wimbledon und dem Aufstieg auf Platz 26 der WTA-Hitparade wird die Maloche in den nächsten Wochen um vieles leichter fallen: „Ich bin nicht mehr weit weg von der Spitze. Was mir körperlich fehlt, kann ich schnell aufholen“, sagte Lisicki, die sich für 2009 einen Sprung unter die Top 30 vorgenommen hatte, „nun will ich natürlich weiter nach vorne“. Schon bei den US Open wird sie zum ersten Mal in ihrer Karriere zu den gesetzten Spielerinnen gehören – und sich womöglich mit leichteren Siegen auf den ersten Metern Energie für die Zielgeraden des Turniers aufsparen können.

Jörg Allmeroth

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