»Wir Sportler sind immer die Dummen«

Eigentlich könnte alles glänzen rund um Magdalena Neuner. Die Biathletin hat bei der WM in Östersund einen Titel-Hattrick geschafft. Doch da sind auch neue Dopingvorwürfe. Die AZ hat Gold-Lena interviewt.
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So ganz ließen sich die beiden Weltmeisterinnen die Laune dann doch nicht verderben: Andrea Henkel (l.) und Magdalena Neuner setzten sich nach dem Staffelsieg Elchgeweihe auf den Kopf.
dpa So ganz ließen sich die beiden Weltmeisterinnen die Laune dann doch nicht verderben: Andrea Henkel (l.) und Magdalena Neuner setzten sich nach dem Staffelsieg Elchgeweihe auf den Kopf.

Eigentlich könnte alles glänzen rund um Magdalena Neuner. Die Biathletin hat bei der WM in Östersund einen Titel-Hattrick geschafft. Doch da sind auch neue Dopingvorwürfe. Die AZ hat Gold-Lena interviewt.

AZ: Grüßgott daheim, Frau Neuner. Gerade eben sind Sie am Münchner Flughafen gelandet. War die letzte Nacht in Östersund sehr kurz?

MAGDALENA NEUNER: Ging so. Ich war von den Rennen so kaputt, da hatte ich gar keine Lust zum Feiern. Um eins war ich brav im Bett, aber der Bus zum Flughafen ging ja schon um fünf. Ich brauche noch, bis ich das richtig verarbeitet habe. Ich wäre schon mit einer Medaille froh gewesen, und jetzt habe ich wieder drei Goldene. Wahnsinn.

Was soll da noch kommen? Keine Angst vor dem Absturz?

Jeder hat ja gesagt, dass diese Saison die schwierigste meines Lebens wird. Ich habe das auch gedacht. Und jetzt staube ich wieder drei WM-Titel ab, das ist schon verrückt. Ewig wird es so sicher nicht weitergehen.

Aber weil es so gut läuft, werden zwei Ihrer Sponsoren TV-Spots mit Ihnen drehen. Laut Marketingexperten steigen Sie damit zur Multimillionärin auf, in eine Kategorie wie einst Franzi van Almsick.

Ich weiß ja gar nicht, was die Franziska verdient hat. Bei mir denken ja immer alle, ich würde Millionen verdienen, aber das stimmt ja gar nicht.

Kann ja noch kommen.

Schön wär’s. Nein, wir verdienen eh schon sehr, sehr viel. Was ich völlig übertrieben finde, sind die Gehälter der Profi-Fußballer. Ich bin sehr zufrieden.

Sie könnten sich auch im Ruhm des Erfolges sonnen, läge da nicht der Schatten der Dopingvorwürfe über dem Biathlon. Wann haben Sie von der Liste erfahren?

Der Stefan Schwarzbach (DSV-Pressesprecher, d. Red.) hat’s uns erst Samstagfrüh gesagt. Uns Sportlern tun so Anschuldigungen, die völlig aus der Luft gegriffen sind, unheimlich weh. Wir trainieren das ganze Jahr hart, und dann wird alles in Frage gestellt, weil es heißt: Die sind ja eh nicht sauber, die betrügen ja eh. Da denke ich mir schon, warum plage ich mich eigentlich das ganze Jahr lang rum?

Ahnen Sie, wer hinter der Anzeige steckt?

Nein. Ich weiß nicht wer, und auch nicht warum. Aber mich wundert nix mehr.

Andrea Henkel zeigte sich durch die Veröffentlichung ihres Namens beeindruckt, sie kam am Samstag nur auf Platz 22. Hätten Sie auch zu Gold laufen können, wenn Ihr Name drauf gewesen wäre?

Kann gut sein, dass mich das beeinflusst hätte. Die Andrea und die Martina (Glagow, stand auch auf der Liste, d. Red.) waren fassungslos, die hat das sehr mitgenommen, die haben die ganze Zeit geweint. Ich denke, ich bin eher der Typ, der sagt: Jetzt zeige ich es euch erst recht, aber garantieren kann ich das nicht.

Haben Sie Angst, dass weitere Listen auftauchen, dann doch auch mit Ihrem Namen?

Wovor sollte ich Angst haben? Ich habe ja nichts gemacht.

Aber es würde wohl etwas an Ihnen hängen bleiben.

Das ist ja das Schlimme, das ist Rufmord. Damit kann man einen Namen völlig kaputt machen.

Können Sie garantieren, dass im deutschen Team alle sauber sind?

Bei den anderen Nationen, keine Ahnung. Bei den Deutschen kann ich das auf jeden Fall. Da bin ich ganz sicher.

Sie klagten im Herbst über zu wenig Dopingkontrollen. Wie oft werden Sie jetzt kontrolliert?

Sehr oft, zum Glück. Am Sonntag zwei Mal. Wenn wir nicht kontrolliert werden, sind wir Sportler auch immer die Dummen, weil jeder gleich sagt: Wer weiß, was da gelaufen ist. Das ganze Kontrollsystem muss sich noch verbessern, da braucht es mehr Geld, mehr Personal. Ich bin froh, dass ich jetzt ein paar Tage daheim in Wallgau durchschnaufen kann.

Bleiben Sie da auch? Ihr neuer Freund kommt aus Oberhof, ist zu befürchten, dass Sie demnächst nach Thüringen übersiedeln?

Naa. Vorerst mal ned.

Interview: Florian Kinast

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