„Wir setzten nicht auf Hokuspokus“

Bundestrainer Werner Schuster über Martin Schmitt, Teamgeist und den FC Bayern als Motivator.
AZ: Herr Schuster, wie haben Sie Martin Schmitt in die Erfolgsspur zurückgeführt?
WERNER SCHUSTER: Ich habe schnell bemerkt, dass er absolut entschlossen ist, sich wieder nach oben zu kämpfen. Es hilft ihm, dass wir eng mit seinem Heimtrainer Rolf Schilli zusammenarbeiten. Auch im technischen Bereich haben wir viel getan. Seine Sprünge sind nun viel stabiler. Am Ende ist er aber ganz allein für seinen Aufschwung verantwortlich.
Kommt vor der VierschanzenTournee plötzlich wieder Euphorie auf?
Wir sind mit der Entwicklung sehr zufrieden. Wir sind sehr zuversichtlich und haben drei Sportler mit Top-Ten-Potenzial. Aber Grund zur Euphorie sehe ich noch nicht. Dafür haben wir doch noch zu viele Baustellen.
Als Sie im April die Nachfolge von Peter Rohwein antraten, da gab es noch deutlich mehr Baustellen.
Das sollte man nicht breittreten. Ich habe die Mannschaft übernommen, als das Selbstwertgefühl ganz unten war. Meine dringlichste Aufgabe war es, bei allen den Glauben an die eigenen Fähigkeiten wiederherzustellen.
Wie haben Sie das geschafft?
Es waren kleine Dinge. Um Teamgeist herzustellen, braucht man Erlebnisse auf und abseits der Schanze.
Zum Beispiel?
Wir waren im August als Gruppe gemeinsam in der Allianz Arena. Beim Spiel des FC Bayern gegen Hertha BSC.
Bayern gewann 4:1. Haben Sie sich dort Siegermentalität abgeschaut?
Zumindest war der Besuch ein echtes Highlight für uns. Wir stärken mit solchen einfachen Aktionen den Teamgeist und setzten nicht auf irgendwelchen Hokuspokus.
Was ist von den deutschen Adlern zu erwarten?
Martin Schmitt hat bereits bewiesen, dass er es in die Top Ten schaffen kann. Simon Ammann und Gregor Schlierenzauer sind die Favoriten. Martins Vorteil ist: Er kann mit einem freien Kopf an den Start gehen. Viel wird von seinem Auftakt abhängen.
Mit wem ist noch zu rechnen?
Michael Neumayer hat schon im letzten Jahr gezeigt, dass bei der Tournee mit ihm zu rechnen ist. Michael Uhrmann hat sich immer wieder zurückgekämpft. Stephan Hocke muss sich noch im Punktebereich stabilisieren.
Wie sieht Ihr langfristiges Ziel beim DSV aus?
Mein Vertrag läuft bis 2011. Meine Aufgabe ist, die Lücke zwischen den Generationen zu schließen. Es geht darum, ein System in Gang zu bringen, das es jungen Talenten erlaubt, in die Fußstapfen von Martin Schmitt und Michael Uhrmann zu treten, wenn die in zwei bis drei Jahren abdanken.
Interview: Reinhard Keck