„Wir reden über Schumacher – ein menschliches Phänomen“
Drei Wochen bleiben ihm bis zur Rückkehr in den Ferrari. Hier steht, was bis dahin noch zu tun ist, wie er sich am Genfer See vorbereitet und was sein Team ihm pro Rennen und beim Sieg zahlt
MÜNCHEN Bevor Michael Schumacher die Sportwelt endgültig noch einmal zum Beben brachte, griff er noch einmal zum Handy. Der siebenmalige Weltmeister rief seinen Freund Felipe Massa im Krankenhaus an. „Hast du was dagegen, wenn ich dich vertrete, bis du wieder gesund bist?“, soll Schumacher den in Budapest am Samstag verunglückten Ferrari-Piloten gefragt haben. „Ja, bitte hilf uns“, sagte Massa und ergänzte dann scherzend: „Wenn ich nicht selbst da bin!“
Massa fällt wohl bis zum Ende der Saison aus, bis dahin will sich Schumacher nochmal ins enge Renncockpit zwängen und seinem Freund Massa und seiner alten Liebe Ferrari helfen. Die AZ erklärt, wie das Sensations-Comeback am 23. August in Valencia funktioniert.
Bekommt Schumacher den Formel-1-Führerschein?
Ja. Der deutsche Motorsportbund hat die Superlizenz bereits bei der FIA beantragt. Und die wird dem erfolgreichsten Rennfahrer aller Zeiten, wie eine Sprecherin bereits bestätigte, den Lappen, der rund 10000 Euro Grundgebühr kostet, auch schnell ausstellen – wenn der Rekordweltmeister den obligatorischen Medizin-Check übersteht. „Das einzige Fragezeichen, das ich sehe, ist der Nacken. Das ist ein Risiko“, sagte Schumachers Sprecherin Sabine Kehm. Den hatte sich Schumacher bei einem Motorradunfall im Februar verletzt.
Ist er mit 40 nicht zu alt fürs Formel-1-Fahren?
Nigel Mansell war schon 41, als er für den tödlich verunglückten Ayrton Senna 1994 bei Williams für vier Rennen einsprang – und gewann. Luigi Fagioli war sogar schon 53, als er 1951 in Frankreich siegte. „Ich sehe für Michael überhaupt kein Problem, da er nicht untätig zu Hause gesessen ist, sondern immer mit dem Motorsport zu tun hatte“, sagt der dreimalige Weltmeister Niki Lauda. Und Eddie Jordan, Schumachers erster Teamchef in der Formel 1, meint: „Wir reden hier nicht von einem normalen Sportler, wir reden über Michael Schumacher, über ein menschliches Phänomen.“
Wie bereitet er sich vor?
Zu Hause in Gland am Genfer See hat Schumacher sich ein Fitness-Studio eingerichtet. „Michael trainiert vor allem mit seiner alten Nackenmuskulaturmaschine“, erklärt Kehm. Zu Wettkampfzeiten wog Schumi 63 Kilo, ein paar Kilo sind mittlerweile dazugekommen. Doch er ist weit davon entfernt, füllig zu sein. Zusätzlich wird er ein paar Tage lang mit den Spezialisten der Sportklinik Bad Nauheim trainieren.
Wird Schumis Kult-Masseur Balbir Singh wieder an seiner Seite sein in Valencia?
Nein. Balbir Singh, der rheinische Inder mit den magischen Händen, ist mittlerweile Masseur bei Force India, dem Rennstall des Gräfelfingers Adrian Sutil.
Wird Schumacher sein neues Auto testen können?
In der Formel 1 herrscht seit diesem Jahr Testverbot während der Saison. Niki Lauda hat für Schumacher darum bereits einen Extra-Testtag gefordert. „Wenn man es fair machen würde, müsste man ihm zumindest einen Testtag auf irgendeiner Strecke mit dem Ferrari genehmigen“, sagt er. Die FIA hat dies aber bereits abgelehnt. Kein Problem, glaubt Ex-Formel-1-Fahrer und RTL-Experte Christian Danner: „Der Schumi braucht vier Runden, dann passt das schon“, meint er. Auf den Ferrari F 60 und das Fahren mit dem Elektromotor Kers vorbereiten kann sich Schumacher nur am Simulator.
Was verdient Schumacher am Comeback?
Geld habe laut Schumachers Manager Willi Weber keine Rolle gespielt, dennoch lässt sich Ferrari den Freundschaftsdienst einiges kosten. Nach Informationen des Sport-Informationsdienstes sid soll Schumi 500.000 Euro für jedes Rennen kassieren. Zudem soll Ferrari eine Siegprämie von einer Million Euro zahlen. Viel wichtiger dürfte für Schumacher aber die Tatsache sein, dass sein mit fünf Millionen Euro im Jahr dotierter Berater-Vertrag mit der Scuderia nun doch verlängert wird.
Kann er noch Weltmeister werden?
Theoretisch ja! 70 Punkte könnte er noch sammeln. Dafür müsste er aber alle Rennen gewinnnen – und Jenson Button jedes Mal leer ausgehen. Der Brite hat jetzt nämlich schon genau 70 Punkte.
Filippo Cataldo