"Wir passen auf uns auf"
AZ: Herr Stamminger, Sie sind 34 Jahre alt und surfen seit mehr als 20 Jahren auf dem Eisbach und betreiben seit 2010 die Webseite www.eisbachwelle.de. Was macht die Welle und ihre Surfer so weltberühmt?
QUIRIN STAMMINGER: Es ist, glaube ich, die einzige Welle in einem Fluss, die konstant und natürlich steht – und das in einer Stadt, die weit vom Meer entfernt liegt. Das zieht Surfer aus der ganzen Welt an.
Welches sind die prominentesten Gäste gewesen?
Profi-Skateboarder Tony Hawk war da. Oder auch Big-Wave-Legende Ross Clarke-Jones und die bekannten Surf-Musiker Donovan Frankenreiter und Jack Johnson.
Was ist der Unterschied zwischen Surfen im Meer und auf dem Fluss?
Auf der Welle im Eisbach kann man immer surfen. Der Bewegungsablauf ist ein anderer. Der Unterschied ist so groß, dass selbst Profisurfer wie Kelly Slater hier zuerst überhaupt nicht zurechtkommen.
Liegt es am Einstieg? Man springt ja von der Mauer aufs Brett?
Der Einstieg ist sehr einfach. Auf der Welle zu bleiben, das ist ziemlich schwer. Sie ist sehr niedrig, hat mega-viel Power und ist sehr steil. Es ist für einen Neuling im Fluss-Surfen sehr schwierig hier.
Wie lange braucht man bis man Fluss-Surfen kann?
Es gibt die Bewegungstalente und solche, die es nie lernen werden – so ist es.
Ist es gefährlich zwischen den Mauern zu surfen?
Klar, es ist gefährlich, aber nicht wegen der Mauern. Problematisch ist die Kraft des Wassers. Es ist nicht tief und am Grund liegen drei Reihen mit Steinen. Wenn einen da die Strömung mit aller Gewalt reindrückt, ist die Gefahr da.
Verletzen sich viele Surfer?
Wenn man blöd reinfällt, dann an den Steinen. Übel ist, wenn man mit dem Kopf zuerst reingeht. Aber genau deswegen ist Flusssurfen für Anfänger am Eisbach untersagt. Anfänger gehören an die Floßlände.
Wer überprüft das?
Wir passen aufeinander auf und lassen eigentlich keine Anfänger auf die Welle. Die Verletzungsgefahr ist bei ihnen einfach zu groß.
Gibt es auch mal Stunk?
Klar, meistens weil es voll ist. Jeder will die Welle möglichst lange surfen. Aber je mehr da sind, desto länger muss man warten – und dann gibt es schnell mal Spannungen.
Zu welcher Uhrzeit ist am wenigsten los?
Das lässt sich nicht vorhersagen. Jetzt im Sommer wird man gar nicht richtig warm vor lauter Anstehen.
Schon mal alleine gewesen?
Schon. Nachts und im Winter.
Sie surfen im Dunkeln?
Ja, man bringt Strahler mit. Es ist völlig egal: Ob Winter, Sommer, Sonne, Regen, Schnee oder Eis, es sind immer welche da. Wir sind alle Freaks.
Sie sind also besessen?
Ja. Das Surfen formt den Freundeskreis und die Beziehungen, eigentlich das ganze Leben.
Ihr schönstes Erlebnis auf der Welle?
Eine Session, in der jeder so viel Power gibt, wie es geht, und surft, so gut er kann. Dann entsteht eine tolle Energie.
Gilt das auch für Mädels und Frauen?
Klar! Die Mädels an der Welle surfen richtig gut. Aber beim Surfen werden generell keine Unterschiede gemacht. Jeder, der was kann und sich mit seiner eigenen Energie beweist, ist ein Surfer. Unabhängig vom Alter, Geschlecht oder der Hautfarbe. Die Hauptsache ist, man macht es mit voller Energie und Leidenschaft.
Infos: Am 31. Juli eröffnet der Wellenpool am Flughafen. Infos: www.munich-airport-events.de. Infos zum Eisbach und seinen Surfern: www.eisbachwelle.de
Ungeschriebene Gesetze am Eisbach:
- Für Anfänger ist der Eisbach tabu
- Respekt vor Surfern, die sich dort auskennen
- nicht vordrängeln
- nicht zu lange auf der Welle bleiben (zirka 15 Sekunden)
- flach reinfallen und den Kopf schützen
- ein altes Brett nehmen, weil es leicht kaputt geht
- Neoprenanzug tragen wegen der Kälte des Wassers
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