»Wir Heidfelds stehen für Glaubwürdigkeit«
Schon als Sechsjähriger fuhr er gerne Kart. Heute steht Nick Heidfeld beim BMW Sauber F1 Team unter Vertrag. Nicks Bruder Sven erzählt im AZ-Interview über innerfamiliäre Kämpfe auf der Piste und das seltsame Image des BMW-Stars.
AZ: Herr Heidfeld, Ihr Bruder Nick ist nur eineinhalb Jahre älter, Sie sind lange Zeit selber Rennen gefahren. Wollten Sie Ihrem Bruder nacheifern?
SVEN HEIDFELD: Ach, Nick und ich haben eigentlich sehr lange immer alles zusammen gemacht. Wir sind gemeinsam Motocross gefahren, sind zusammen auf der Kartbahn aufgewachsen, zu Hause haben wir uns lange ein Zimmer geteilt, haben im Stockbett geschlafen. Er unten. Ich oben. Wir haben uns immer sehr gut verstanden, stehen uns einfach sehr nahe.
Auch auf der Rennstrecke?
Nee, da nicht. Wir sind Racer. Ich wollte Nick natürlich immer besiegen, manchmal habe ich das auch geschafft. Auf der Rennstrecke haben wir uns schon bekämpft. Was unseren Eltern natürlich überhaupt nicht gefallen hat.
Haben die etwas dagegen unternommen?
Ja, klar. Sie haben dann irgendwann darauf geachtet, dass wir in unterschiedlichen Rennen und in unterschiedlichen Klassen fuhren. Die Vorstellung, dass wir beide womöglich kollidieren und uns beide weh tun, war unerträglich für Sie.
Hat es deswegen für Sie nicht geklappt mit der Formel-1-Karriere?
Nein, ich glaube, das hat eher etwas mit meinem Alter zu tun. Als Nick in die Formel1 kam, war ich in der Formel 3. Es war schon schwer genug für Nick, genügend Sponsoren zu finden, da blieb für den Bruder nicht mehr so viel übrig vom Kuchen. Wir Heidfelds waren damals auch nicht so bekannt wie die Schumachers. Und der Ralf ist ja sechs Jahre jünger als Michael.
Hätten Sie sich sonst eine ähnliche Karriere zugetraut wie Ralf Schumacher?
Zugetraut auf jeden Fall. Ich bin ja bis zur Formel 3000 gefahren, damals die zweithöchste Klasse. Aber gut, es hat nicht sollen sein. Die Karriere im Motorsport hat eben der Nick gemacht. Und ich bin auch nicht ganz draußen aus dem Motorsport. Ich kommentiere bei „Premiere“ rund 150 Rennen, von verschiedenen Nachwuchsklassen bis hin zur GP2 und habe ja noch meine Agentur...
... bei der Sie Reisen zu Motorsport-Events und Kurse anbieten, wo jedermann Formel-Autos fahren kann. Ist Ihr Bruder eigentlich auch beteiligt an der Agentur?
Nein, dafür hat er keine Zeit. Aber er interessiert sich sehr für das, was ich mache. Vielleicht steigt er nach seiner Karriere mal ein.
Hat Ihnen bei der Agentur der Name Heidfeld geholfen?
Sicherlich. Wir Heidfelds stehen für Glaubwürdigkeit im Motorsport.
Nick ist ständig unterwegs, Sie genauso. Sehen Sie sich überhaupt regelmäßig?
Im Winter ja. Ich habe meinen Urlaub in der Schweiz bei Nick und seiner Familie verbracht. Das ist uns auch sehr wichtig. Unter der Saison sehen wir uns manchmal an den Strecken, wenn die GP2 im Rahmenprogramm der Formel 1 fährt und ich vor Ort kommentieren darf.
Ihr Bruder hatte lange das Image eines Langweilers. Er hat sich aber nie richtig dagegen gewehrt. Wieso nicht?
Weil es ihm nicht so wichtig ist, was andere über ihn denken. Ich und alle seine Freunde wissen, dass er alles andere als langweilig ist.
Wie ist Nick denn wirklich?
Er ist wirklich noch genau der gleiche Kerl geblieben, der er vor seiner Karriere war. Er liebt seine Familie. Er hat noch den gleichen Freundeskreis, die selben Werte. Dass er sich das bewahrt hat, finde ich sehr gut. Außerdem, von uns beiden war Nick eigentlich immer derjenige, der lieber gefeiert hat als ich, der länger auf Partys war und so. Er hatte sogar mal weiß gefärbte Haare und solche Sachen.
Und Sie?
Nie. Das Gute an älteren Geschwistern ist ja, dass man an denen sehen kann, was schlecht aussieht.
Interview: Filippo Cataldo
- Themen:
- BMW
- Formel 1
- Nick Heidfeld
- Ralf Schumacher