„Wir haben vier Wochen unseres Lebens gewonnen“

Manager Uli Hoeneß ist froh, dass der Druck nun abgefallen ist. Und deshalb auch „nicht so traurig“ über das Aus im Uefa-Cup. Schließlich "haben wir zweieinhalb Titel gewonnen".
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In inniger Umarmung: Uli Hoeneß und Ottmar Hitzfeld
dpa In inniger Umarmung: Uli Hoeneß und Ottmar Hitzfeld

WOLFSBURG - Manager Uli Hoeneß ist froh, dass der Druck nun abgefallen ist. Und deshalb auch „nicht so traurig“ über das Aus im Uefa-Cup. Schließlich "haben wir zweieinhalb Titel gewonnen".

Jeder musste an ihm vorbei. Uli Hoeneß hatte sich an der Seitenlinie vor dem Eingang zum Spielertunnel Richtung Kabinen gestellt und nahm die Gratulationen entgegen. Felix Magath, Bayerns Ex-Coach, war einer der Ersten, die ihm die Hand entgegenstreckten. Am innigsten fiel die Umarmung mit Karl Hopfner, dem Finanzvorstand des FC Bayern, aus. Die beiden Macher in einem kurzen, intimen Moment vereint.

Später ging Hoeneß in jede Ecke der Interview-Zone, beantwortete bereitwillig alle Fragen. „Es war doch klar, dass wir hier nur auf einen Punkt gespielt haben“, sagte er, „wir sind am Donnerstag nach dem Spiel in St. Petersburg erst um zwei, drei Uhr ins Bett, waren sehr müde.“ Die Müdigkeit wurde weggefeiert. „Ich find’s schön, dass die Jungs so ausflippen. Sie stehen das ganze Jahr unter Druck. Jetzt fällt alles von ihnen ab.“

"Können uns einmal zurücklehnen"

Jetzt erst. Hoeneß ist ja schon seit einer Woche Meister. Seit dem 4:1 gegen Stuttgart am letzten Sonntag. „Da war es für mich bereits klar. Wir alle haben vier Wochen unseres Lebens dazugewonnen, weil der ganze Druck abgefallen ist. Jetzt können wir uns einmal zurücklehnen. Diese Meisterschaft hat für mich einen besonderen Stellenwert, weil wir vom ersten Spieltag an Tabellenführer waren. Wir sind von der Liga gejagt worden und haben’s souverän durchgezogen.“

Sein Saisonfazit hatte er schon vor einer Woche gezogen – und damit noch vor dem deutlichen 0:4 im Halbfinal-Rückspiel des Uefa-Cups bei Zenit St. Petersburg. Nur 20 Minuten, gab er an, sei er in Russland traurig gewesen. Weil in ihm das Gefühl des Stolzes über das Erreichte größer war.

Zweieinhalb Titel gewonnen

Dieses Double ist die reine Genugtuung für Hoeneß. Und hätten sie 0:9 in St. Petersburg verloren – egal. „In diesem Jahr kann uns niemand mehr was wegnehmen“, sagte er.

Das Infragestellen der internationalen Konkurrenzfähigkeit mit Blick auf die kommende Saison in der Champions League empfand der Manager als „ziemlich schlimme Sache“. Weil somit die durchaus mutige, weil sündhaft teure Investition in die Mannschaft in Vergessenheit zu geraten drohte. Daher betonte er gestern in Wolfsburg wieder und wieder: „Wir haben eine überragende Saison gespielt, haben zweieinhalb Titel gewonnen, den Ligapokal rechne ich als halben Titel.“

Plötzlich veränderte sich sein Blick, seine Tonlage. Die Kommentare zu St. Petersburg, etwa von Ex-Bayern-Kapitän Stefan Effenberg in „BamS“ („Die Bayern brauchen zur internationalen Spitze inzwischen das Fernglas, das Manager Uli Hoeneß mit Recht der Bundesliga-Konkurrenz im Titelkampf verordnet hat“) hatten ihn verärgert. Hoeneß: „Was erwartet Ihr? Wir haben uns in diesem Jahr erlaubt, drei Mal zu verlieren – das Rückspiel gegen Anderlecht (Bayern gewann das Hinspiel auswärts 5:0 und schonte im Rückspiel zahlreiche Stammspieler, d. Red.) rechne ich nicht mit.“

Nicht die Bürde vom Triple übergeben

Es steckt noch etwas anderes hinter diesen Aussagen. Nicht nur die Freude über das Erreichte, sondern auch die Erleichterung mit Blick auf die Klinsmann-Ära. „Hätten wir alles gewonnen“, sagte Hoeneß, „wäre der Druck im kommenden Jahr enorm gewesen. Daher bin ich nicht so traurig über das Uefa-Cup-Aus.“

Traurig? Hoeneß ist glücklich. Das enorme Invest Tonikloseribéry hat sich national gelohnt, international mit Abstrichen auch. Und dass Hitzfeld an Klinsmann nicht die Bürde vom Triple übergibt, ist auch nicht so verkehrt.

Patrick Strasser

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