Willy Bogner stattet den Insel-Rodler aus Tonga aus

AZ: Herr Bogner, am Montag stellen Sie auf der Ispo das Olympia-Outfit für eine ganz besondere Mannschaft vor: für das Team des polynesischen Inselstaates Tonga. Wie kam es dazu?
WILLY BOGNER: Günter Rädler, ein Bekannter von uns und Bogner-Repräsentant in Australien und Neuseeland, führte dort eine Skischule und hatte vor rund 20 Jahren als Privatkunden den König von Tonga. Redlers Frau ist Konsulin von Tonga in Australien. So gab es einen persönlichen und einen offiziellen Kontakt – und die Einladung zur Krönung von König George Tupou V. . Eine tolle Sache! Ein Style wie im britischen Empire, mit Cut und Zylinder. Da bekam ich sogar einen Orden verliehen.
Einen Orden?
Das nannte sich Tongan Commander. Für Leute, die Tonga in verschiedener Hinsicht geholfen haben. Ich fand es super, dass ein König aus der Südsee Ski fährt. Er ist in England aufgewachsen, zur Schule gegangen, hat den Winter kennengelernt – und das Skifahren. Leider ist er vor zwei Jahren gestorben. Aber die Beziehung zu Tonga ist nach wie vor da. Und Tonga hat nun zum ersten Mal in seiner Geschichte einen Wintersportler. Einen Rennrodler, der sich für Olympia qualifiziert hat. Das ist noch extremer als Jamaikas Bobfahrer 1988 in Calgary. Auf der Insel herrscht tropisches Klima; da ist noch nie Schnee gefallen. Sonst steht Tonga eher für Rugby.
Wie hat es dieser Rodler nach Sotschi geschafft?
Er musste unter die besten 35 der Welt – und das hat der Bruno Banani geschafft.
Wer?
Bruno Banani. Auf diesen Namen hat sich Fuahea Semi umtaufen lassen, als Banani (ein Modeunternehmen aus Chemnitz, Anm.d.Red.) ihn sponserte. Er hat ein paar Jahre mit der deutschen Mannschaft trainiert und marschiert nun zusammen mit drei Offiziellen für Tonga ein – und ich darf mit dabei sein!
In welcher Funktion?
Als Team-Attaché. Das war ich schon mal für Deutschland, 1980 in Lake Placid. Wir haben dafür gesorgt, dass Team Tonga gut aussieht Für mich als Olympia-Fan ist das was ganz Besonderes, wenn man mit den Athleten einmarschiert.
Als Skifahrer waren Sie ja schon vor mehr als einem halben Jahrhundert bei Olympia...
1960 und 1964, Squaw Valley und Innsbruck. Das sind unauslöschliche Erfahrungen, die man da als 18-Jähriger im Olympischen Dorf mitbekommt. Man lernt wirklich die weltumspannende Wirkung dieser Idee kennen. Man trifft ja Sportler aus allen Ländern der Welt – jetzt dann sogar einen aus Tonga!
Für diesen Exoten haben Sie nun ein Olympia-Outfit entworfen.
Ich wollte etwas Besonderes machen. Etwas, das die Südsee auch optisch nach Sotschi bringt. Als wir damals dort waren, haben wir viel fotografiert, sind mit Walen geschwommen, ein wahres Unterwasserparadies. Sehr zu empfehlen, wenn jemand ein echtes Südsee-Abenteuer will. Dieses Outfit wird schon ein Highlight sein, wenn die Nationen einmarschieren. Und zu Sotschi passt es ja auch: zum ersten Winter-Olympia-Ort mit Palmen. Aber vor allem geht es ja um die festliche Einmarschstimmung. Das darf alles nicht zu ernst sein. Auch wenn die Olympischen Spiel von tausend Themen überlagert werden, ist es immer noch ein Sportfest. Da darf man ruhig mal ein bisschen lachen.