Willi Weber: "Mister 40 Prozent wäre mir lieber gewesen"

Vor 25 Jahren lernten sich Willi Weber und Michael Schumacher kennen – Beginn einer Erfolgsstory. Hier verrät der Manager, wie das war
Interview: Ralf Loweg |
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Bei Ferrari erlebten Willi Weber und Michael Schumacher ihre erfolgreichste Zeit
dpa Bei Ferrari erlebten Willi Weber und Michael Schumacher ihre erfolgreichste Zeit

Vor 25 Jahren lernten sich Willi Weber und Michael Schumacher kennen – der Beginn einer Erfolgsstory. Hier verrät der Manager, wie das war

AZ: Herr Weber, vor 25 Jahren – im August 1988 – nahmen Sie Michael Schumacher unter Vertrag. Als der 2006 seinen ersten Rücktritt erklärte, haben auch Sie den Job als Manager aufgegeben. Es ist es sehr still um Sie geworden. Wie geht es Ihnen?

WILLI WEBER: Mir geht es wunderbar. Ich bin gerade auf Mallorca und genieße die Sonne.

Wann waren Sie das letzte Mal bei einem Formel-1-Rennen?

Ich glaube, das war 2011 in Monza. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

Wie ist Ihr Kontakt zu Schumacher?

Es gibt noch Kontakt, aber jeder von uns hat jetzt sein eigenes Leben. Wenn etwas ist, telefonieren wir miteinander. Wir haben noch einige Berührungspunkte geschäftlicher Art.

Wann haben Sie Ihren Michel das letzte Mal gesehen?

Nach seinem Rücktritt bei Mercedes letztes Jahr in Stuttgart.

War sein dreijähriges Comeback richtig?

Michaels Leben wird immer das Rennfahren sein. Er braucht diesen Adrenalin-Kick. Ich kann es ihm nicht verdenken, dass er das gemacht hat. Das hat ihn damals unglaublich gereizt – und dann hat er es einfach durchgezogen.

Würden Sie ein erneutes Comeback von Schumi absolut ausschließen?

Ich habe zu meiner Zeit in der Formel 1 immer gesagt, dass nichts unmöglich ist. Deshalb würde ich das heute auch nicht ausschließen. Warum nicht noch ein Comeback von Michael? 44 Jahre – das ist doch kein Alter. Michael ist immer noch fit wie ein Turnschuh. Wenn der heute in einen Red Bull steigt, ist er bestimmt wieder ganz vorne.

Sie kennen ihn besser als fast jeder andere: Wie sehr hat Schumi unter dem Misserfolg mit Mercedes gelitten?

So etwas kann eigentlich kein Rennfahrer wegstecken. Und schon gar nicht Michael Schumacher, der immer gewinnen wollte. Egal, ob das beim Backgammon oder beim Billard war. Der Erfolg war ein Teil seines Lebens. Und plötzlich war das alles vorbei. Das stelle ich mir schrecklich vor.

Sebastian Vettel hat den WM-Titel jetzt dreimal in Serie gewonnen. Und das alles ohne Manager…

Da ist er selber schuld.

Vettel ist erst 26 Jahre alt und nun auf dem Weg zum vierten Titelgewinn. Kann er Schumachers Rekord von sieben WM-Titeln irgendwann mal knacken?

Nein, niemals! Da habe ich überhaupt keine Angst und keine Bedenken. Es wird für Vettel auch nicht einfacher. Fitness und Motivation – das war es, was Michael den anderen Fahrern immer voraus hatte.

Als Sie Schumacher vor 25 Jahren das erste Mal sahen, hat es da gleich gefunkt?

Ja! Ich wusste sofort: Der Junge oder keiner.

Woran haben Sie gemerkt, dass er etwas ganz Besonderes hat?

Ich hatte bis dahin noch nie gesehen, dass ein Rennfahrer ein Auto so kontrolliert am Limit bewegen kann. Man hätte damals eine 5-Mark-Münze in eine Kurve legen können und Michael wäre in jeder Runde in vollem Drift über genau diese Münze gefahren. Ich habe nur gedacht: Das gibt es doch gar nicht. Mir ist das Herz aufgegangen. Ich wusste sofort: Das ist er, den Mann brauche ich.

Hätten Sie damals gedacht, dass er mal der erfolgreichste Rennfahrer der Geschichte wird?

Nein, natürlich nicht! Ich bin zwar ein Berufsoptimist, aber mit so einer Karriere habe selbst ich nicht gerechnet. Ich habe mich damals mit dem Gedanken begnügt, mit Michael in die Formel 1 zu kommen und dort vielleicht irgendwann mal unter die Top Ten zu fahren. Alles andere wäre utopisch gewesen. Damals waren mit Senna, Prost, Piquet und Mansell Legenden am Start.

Stimmt es eigentlich, dass Sie sich bei Schumachers erstem Formel-1-Rennen 1991 in Spa ein Zimmer in einer Jugendherberge geteilt haben?

Ja, das ist richtig. Der damalige Team-Manager von Jordan hatte vergessen, für uns Zimmer zu reservieren. Als Michael und ich damals in Spa ankamen, wurde uns mitgeteilt, dass es nur noch ein einziges Zimmer in einer Jugendherberge gäbe. Aber ich muss ehrlich sagen: Hätten die uns zwei Feldbetten im Truck aufgebaut, hätten wir auch dort geschlafen.

Sie hatten schnell den Beinamen Mister 20 Prozent weg. Wie hat Ihnen das gefallen?

Ich kann damit leben. Erfolg hat einfach seinen Preis und den habe ich durchgesetzt. Noch lieber wäre mir natürlich gewesen, wenn die mich Mister 40 Prozent genannt hätten.

Noch nie zuvor hat ein Rennfahrer so viel verdient wie Schumacher. Sind Sie da ein bisschen stolz darauf?

Na klar! Man nimmt sich etwas vor, und dann erreicht man es. Das ist schon toll.

Was war der größte Moment für Sie in Schumachers Karriere?

Es gab viel zu viele. Da ist es schwer, einen besonders hervorzuheben. Aber der erste Titelgewinn 1994 in Adelaide war von den Emotionen her schon einzigartig. Im August 1991 das Formel-1-Debüt und nur drei Jahre später bereits Weltmeister. Das ging so schnell, das war alles so aufregend. Jetzt waren wir wirklich Weltmeister. Nichts und niemand konnte uns diesen Titel mehr wegnehmen, darauf konnten wir aufbauen.

Was war Ihr größter Flop als Manager?

Der Umgang mit den Medien. Da habe ich einige Fehler gemacht, das muss ich offen zugeben. Das war meine Schuld, weil ich den Michel am Anfang zu sehr beschützt habe. Wenn du etwa 250 Anfragen für Einzel-Interviews im Jahr hast, aber davon nur 20 zusagen kannst, dann hast du dir 230 Feinde gemacht. Das habe ich zu spüren bekommen, solange ich dabei war.

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