Wieder inflationäre Schwimm-Rekorde - Deutsche "holen langsam auf"

Reihenweise Rekorde - warum fallen im Schwimmsport wieder so oft die Bestmarken wie zu Zeiten der Hightech-Anzüge? Deutsche schwimmen bei der WM immerhin nationale Kurzbahn-Bestzeiten. Zu Titeln reicht das aber nicht.
von  dpa
Marco Koch holte Silber über die 200 Meter Freistil.
Marco Koch holte Silber über die 200 Meter Freistil. © dpa

Doha – Schwimm-Weltrekorde sind wieder Dutzendware. Bereits vor den letzten 14 Entscheidungen bei der Kurzbahn-WM in Doha fielen 18 Weltrekorde - 2012 waren es bei der WM in Istanbul nur zwei gewesen. Gegen auftrumpfende Ungarn, Niederländer oder Amerikaner verbuchten die Deutschen in Katar immerhin einige persönliche Bestzeiten und nationale Rekorde. Für WM-Titel, wie 2012 durch den diesmal fehlenden Paul Biedermann und die zurückgetretene Britta Steffen, war die Konkurrenz bislang zu stark. Silber durch Marco Koch über 200 Meter Freistil, Bronze für Franziska Hentke und zwölf Final-Teilnahmen waren die Zwischenbilanz des DSV, der ohne erklärtes Medaillenziel nach Katar gereist war.

"Das Niveau der WM ist sehr, sehr hoch. Der Schwimmsport in der Welt hat wieder einen rasanten Schritt vorwärts gemacht, aber wir holen langsam auf", sagte Chefbundestrainer Henning Lambertz. Der 44-Jährige setzt beim Neuaufbau anders als seine Vorgänger primär auf die wichtigere Langbahn und nimmt dafür auch Einbußen im 25-Meter-Becken in Kauf. Nur 2002 und 2008 reiste der Deutsche Schwimm-Verband ohne Goldmedaille von einer Kurzbahn-WM heim, allerdings waren die DSV-Mannschaften stets unterschiedlich stark besetzt.

Immerhin sechs deutsche Rekorde gab es im Hamad Aquatic Centre, Markus Deibler schwamm die einzige Einzel-Bestzeit. Bevor die Mixed-Freistilstaffel über 4 x 50 Meter am Samstag mit deutschem Rekord Platz fünf im einzigen Finale mit DSV-Beteiligung belegte, verbesserte Deibler seine nationale Bestmarke über 100 Meter Lagen. Der Hamburger schlug als Halbfinal-Zweiter in 51,46 Sekunden an und war 0,23 Sekunden schneller als vor vier Jahren und hat im Finale am Nachmittag Medaillenchancen.

"Fast schöner als der deutsche Rekord war, dass ich die ganze Zeit mit den Top-Leuten wie Ryan Lochte und Wladimir Morozow auf einer Höhe war. Eine Medaille wäre schon ein Traum", sagte der Hamburger. Titelverteidiger Lochte (USA) war nur 0,05 Sekunden schneller als Deibler, dem Lambertz einen Start über die doppelte Lagen-Distanz trotz deutschen Rekords vor zwei Wochen noch verweigert hatte. Der Grund: Im DM-Vorlauf war der 24-Jährige damals über der geforderten Norm geblieben.

Leichte Hoffnungen auf WM-Edelmetall durfte sich auch noch Dorothea Brandt (Essen) über 50 Meter Freistil machen. Wie erwartet fehlten dem EM-Zweiten Christian Diener über 200 Meter Rücken als Vorlauf-Elftem die Kräfte. "Ich bin einfach platt, das war eine lange Kurzbahn-Saison", sagte der Potsdamer, der Anfang September noch deutschen Rekord geschwommen war.

Woher kommt aber die neue Rekord-Flut? Bis zum Verbot der leistungsfördernden Hightech-Anzüge Ende 2009 gab es eine Inflation an Bestzeiten. Ohne hautenge Ganzkörpergummis hielten viele die Rekorde für lange unerreichbar. Das änderte sich schneller als gedacht. Dank nun schräger Startblöcke können sich die Athleten nun ins Wasser katapultieren. Hinzu kommen mehrere Regeländerungen bei Wenden und den Unterwasserphasen, die bessere Zeiten ermöglichen.

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