Wie Zeus persönlich

So trainiert Dirk Bauermann: AZ-Reporter Julian Galinski war für einen Tag Teil der Mission Aufstieg und hat die Basketballer des FC Bayern ins Fitnessstudio und in die Halle begleitet.
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Für das Foto musste sich Klamaukfreund Darius Hall größte Mühe geben, böse zu schauen. AZ-Reporter Julian Galinski (re.) ist trotzdem mulmig zu Mute. Foto: Sofianos Wagner
Sofianos Wagner Für das Foto musste sich Klamaukfreund Darius Hall größte Mühe geben, böse zu schauen. AZ-Reporter Julian Galinski (re.) ist trotzdem mulmig zu Mute. Foto: Sofianos Wagner

So trainiert Dirk Bauermann: AZ-Reporter Julian Galinski war für einen Tag Teil der Mission Aufstieg und hat die Basketballer des FC Bayern ins Fitnessstudio und in die Halle begleitet.

Von Julian Galinski

Egal in welche Richtung ich mich auch winde, egal ob ich vorher noch mit einem Kopfwackler zu täuschen versuche: An Chad Prewitt gibt es kein Vorbeikommen. Ich bewege mich und den Ball mit dem Rücken einen Schritt zum Korb, der Power Forward des FC Bayern schiebt mich wie einen Kinderwagen wieder zwei zurück. All diejenigen, die Basketballer immer noch für einen körperlosen Sport halten, sollten einmal beim Training der Bayern-Basketballer vorbeischauen und sich von Prewitts Armen malträtieren lassen.

Doch bevor Bälle und Körbe überhaupt ins Spiel kommen, steht erst einmal das von Athletiktrainer Jörg Schmiedhold individuell konzipierte Fitness- und Kraftprogramm auf dem Tagesplan. Zuerst das Warm-Up: Steffen Hamann strampelt nach seinem Mittelfußbruch die ersten Kilometer auf dem Fahrrad und Darius Hall absolviert mit überdimensionalem Kopfhörer eine vierzigminütige Einheit auf dem Crosstrainer. Ich nehme das Gerät zwischen Jonathan Wallace und Sebastian Greene. Ein erstes Erfolgserlebnis: Im Geradeauslaufen mit Festhaltegriffen bin ich absolut ProA-tauglich.

Bundes- und Bayerntrainer Dirk Bauermann läuft prüfend herum und geht dann selbst an die Geräte. „Ich trainiere vier mal pro Woche“, sagt Bauermann, „bevor ich vor dem Fernseher rumhänge, gehe ich lieber noch eine Runde auf den Crosstrainer.“

Jetzt kommen die Gewichte ins Spiel. Die Bayern-Profis absolvieren hauptsächlich komplexe Übungen, die Koordination und Tiefenmuskulatur beanspruchen, aber auch Klassiker wie Bankdrücken. Ich hänge ein, wie ich finde, ordentliches Gewicht an die Langhantel. Beckham Wyrick stellt sich vorsichtshalber hinter mich, auch Schmiedhold eilt herbei. Sie haben offenbar Angst, dass ich mir weh tue. „Komm schon, das geht“, feuert mich Wyrick an.

Stolz auf meine paar Wiederholungen sehe ich nach mir Bastian Doreth, wie er mit Leichtigkeit 30 Kilo mehr drückt. Das schmerzt schon ein wenig. Auch der tollkühne Versuch, Darius Hall beim Bizepstraining Konkurrenz zu machen, endet in einem Debakel. „Hall the Wall“ lupft seine Riesenhantel, als wäre sie aus Styropor.

Da bin ich froh, wenig später keine Hantel mehr, sondern in der vereinseigenen Halle an der Säbener Straße einen Basketball in der Hand zu halten. Und ich werde nervös: Was sagt der Bundestrainer, Deutschlands Mr. Basketball, zu meinem autodidakten Streetball-Wurf? Bauermann erklärt mir geduldig, wie meine Füße zu stehen haben („Nicht so eng zusammen!“) und wohin meine Fußspitzen zu zeigen haben („Nicht so weit nach außen“). Ich schaffe es, den Ellenbogen einigermaßen richtig zu positionieren und die Hand für den Rückwärtsdrall während des Fluges bisschen abzuklappen.

Erste Runde überstanden: Ich darf mit Greene und Wyrick Korbleger üben – ein paar fallen sogar rein. Wyrick wird an diesem Tag zu meinem persönlichen Motivationscoach: „Den nächsten machst du rein!“, ruft er und ich beginne mich langsam wieder zu entspannen.

Im eins-gegen-eins mit Jonathan Wallace, laut Bauermann der beste Spieler der zweiten Liga, fühle ich mich dennoch wie eine hölzerne Marionette, die einem Schlangenmenschen gegenübersteht. „Hintern runter, Arme breit“, ruft Bauermann, dessen Stimme manchmal in wuchtigem Englisch durch die Halle donnert, als ob Zeus höchstpersönlich aus dem Olymp herab sprechen würde. Im Moment sprechen allerdings nur meine Oberschenkel, sie sagen: „Aua“. Wallace scheucht mich von einer Seite auf die andere und grinst mich dabei auch noch an.

Dann sind die Wurf-Drills an der Reihe. Bauermann stellt Stühle als Gegnerattrappen auf. Wir werfen erst einen Dreier, dann aus der Mitteldistanz. Robert Garrett, mit praktischer langer Thermo-Hose unter der Short, ist die Skepsis über seinen neuen Trainingspartner anzumerken. Ich treffe den ersten Wurf, hetze dem Ball hinterher, werfe nochmal, verfehle den Korb. In der zweiten Runde fällt der Ball knapp wieder nicht rein. Ich fand das ganz gut – Bauermann nicht. Es geht wieder zurück zum Individualtraining. Ich lasse mich noch ein wenig von Prewitt verhauen und frage mich, ob man über den 2,15 Meter großen Robert Maras überhaupt drüber werfen kann. Antwort: Nein.

Mir bangt ein wenig vor dem Abschlussgespräch mit Bauermann. Der lacht aber nur und sagt: „Da hätte was draus werden können bei Ihnen.“ Immerhin!

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