Wie James Dean

Die Situation ist paradox. Hans-Michael Holczer schwärmt von der „geilsten Tour“ seiner Mannschaft. Einerseits. Andererseits ist der Mann verzweifelt. Trotz aller Aufmerksamkeit und Erfolge, die sein Team bei der 95. Tour de France genießt, hat der Gerolsteiner-Teamchef immer noch keinen neuen Sponsor für seine Mannschaft gefunden.
von  Abendzeitung
Hans-Michael Holczer hat ein Problem: Sein erfolgreiches Team steht vor dem Aus.
Hans-Michael Holczer hat ein Problem: Sein erfolgreiches Team steht vor dem Aus. © dpa

MONTLUCON - Die Situation ist paradox. Hans-Michael Holczer schwärmt von der „geilsten Tour“ seiner Mannschaft. Einerseits. Andererseits ist der Mann verzweifelt. Trotz aller Aufmerksamkeit und Erfolge, die sein Team bei der 95. Tour de France genießt, hat der Gerolsteiner-Teamchef immer noch keinen neuen Sponsor für seine Mannschaft gefunden.

Nach zehn Jahren Zusammenarbeit mit dem Getränkehersteller aus der Eifel droht das Lebenswerk des 54-jährigen ehemaligen Geschichts- und Mathematik-Lehrers aus dem schwäbischen Herrenberg in sich zusammenzufallen. „Ich kann keinen Sponsor aus dem Hut zaubern", sagt er resigniert.

Holczer sitzt in der kalten Steinhalle des Hotels „Relais de Roanne" irgendwo in der ländlichen Gegend des Departements Loire, hat die langen Beine ausgestreckt, faltet mal die Hände hinter dem Nacken zusammen und redet nachdenklich über sein Dilemma. Seit September 2007, seit ihm Gerolsteiner mitgeteilt hatte, dass allein aus Marketing-Gründen der Vertrag nach 2008 nicht verlängert werde, sucht der Chef der Radsport-Marketing GmbH mit 66 Angestellten einen neuen Geldgeber. Rund acht Millionen Euro, heißt es, braucht er. Man habe ihn in vielen Gesprächen mit Vorständen hingehalten, erst einmal die Tour 2008 abzuwarten. Wegen möglicher neuer Dopingskandale, nicht wegen der Qualität des Teams. Die ist unbestritten. Mit Bernhard Kohl, Stefan Schumacher oder Sebastian Lang.

„Nun läuft uns die Zeit davon“, klagt Holczer. Wenn sich sein Team nun auflösen sollte, werde man diesem Team eines Tages nachtrauen: „In vier, fünf Jahren“, sagt er, „würde diese Gerolsteiner-Mannschaft Kult sein wie James Dean."

Hartmut Scherzer

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