Wer zuletzt lächelt

Borussia Dortmund gegen den FC Bayern - das Duell des zweiten Spieltages ist zugleich ein Duell zwischen Jürgen Klopp, dem BVB-Trainer, und Jürgen Klinsmann, dem neuen Bayern-Coach. Was sie mit Ratten, Walking und Uli Hoeneß zu tun haben
von  Abendzeitung
„Ich schätze Jürgen sehr. Er ist ein guter Typ, lebenslustig. Er ist sehr belebend für die Liga.“ Sagt wer über wen? Jürgen Klinsmann (l.) über Jürgen Klopp. Foto: dpa
„Ich schätze Jürgen sehr. Er ist ein guter Typ, lebenslustig. Er ist sehr belebend für die Liga.“ Sagt wer über wen? Jürgen Klinsmann (l.) über Jürgen Klopp. Foto: dpa © dpa

Borussia Dortmund gegen den FC Bayern - das Duell des zweiten Spieltages ist zugleich ein Duell zwischen Jürgen Klopp, dem BVB-Trainer, und Jürgen Klinsmann, dem neuen Bayern-Coach. Was sie mit Ratten, Walking und Uli Hoeneß zu tun haben

MÜNCHEN Die Frage ist: Wer wäre denn heute Dortmund-Trainer? Die Geschichte ist: „Ende Dezember hat mich Uli Hoeneß angerufen und gesagt, dass ich ein Kandidat bin. Eine große Wertschätzung. Es ist eine Ehre, wenn der FC Bayern über mich nachdenkt", sagte Jürgen Klopp im Januar. Nachgedacht ja, nachgesetzt nein. „Am 11. Januar sagte mir Uli, dass sie sich für den anderen Jürgen entschieden haben. Ich habe ihm gratuliert, dass Klinsmann eine gute Wahl ist und dass das auch funktionieren wird.“ Was sich noch zeigen wird.

Im Sommer wurde Klopp nach acht Jahren beim FSV Mainz Dortmund-Trainer. Am Samstag treffen sie erstmals in der Bundesliga aufeinander. Jürgen gegen Jürgen. Der ehemalige TV-Bundestrainer gegen den Ex-Bundestrainer – kurz: JK gegen JK. Und, ach ja, Dortmund gegen Bayern (15.30 Uhr, Premiere live).

Die AZ vergleicht die beiden Trainer.

IHRE VEREINE

Zugegeben, die Gegenüberstellung ist nicht fair, aber lesenswert. Klopps Vereine als Aktiver: SV Glatten, TuS Ergenzingen, 1. FC Pforzheim, Eintracht Frankfurt, Viktoria Sindlingen, Rot-Weiß Frankfurt, FSV Mainz. Klopp sagte im Spaß, er sei „fußballerisch noch limitierter als Klinsmann“ gewesen. Der kickte bei Stuttgarter Kickers, VfB Stuttgart, Inter Mailand, AS Monaco, Tottenham Hotspur, FC Bayern, Sampdoria Genua und in den USA für Orange County Blue Star.

IHRE AUSZEICHNUNGEN

Neben all den Ehrungen und Titeln stechen hervor: Der „Jürgen-Klinsmann-Weg“ am Stadion des SC Geislingen, seinem Heimatverein. Dazu die Bezeichnung „La Pantegana bionda“ (Die blonde Ratte), verliehen von italienischen TV-Kommentatoren wegen seines großen Torriechers. Klopp bekam im Oktober 2006 den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie „Beste Sportsendung“. Wurde im April 2008 vom Kuratorium Gutes Sehen zum „Brillenträger des Jahres 2008“ gekürt.

IHRE WEITERBILDUNG

Klopp schloss ein Studium an der Universität Frankfurt als Diplom-Sportwissenschaftler ab. Seine Diplomarbeit schrieb er über Walking. Klinsmann ist seit Mai 2001 Vice-President der Sport Consulting Agentur SoccerSolutions in den USA, Hauptbereich Business Development.

IHRE TV-KARRIERE

Vergessen? Klinsmann war Klopps Vorgänger. Bei der WM 2002 in Japan und Südkorea war Klinsmann Fußballexperte des ZDF, für Pay-TV-Sender „Arena“ wurde er 2007 engagiert. Doch weil bald danach das Aus für Arena kam, hatte Klinsmann nur einen Auftritt als Experte, zugeschaltet aus den USA. Klopp machte 1993 ein viermonatiges Praktikum bei Sat.1, arbeitete von 2005 bis zur EM 2008 als ZDF-Experte, wurde Deutschlands „TV-Bundestrainer“ (Klopp: „Der Name war witzig“).

IHRE MACKEN

Klopp trägt Dreitagebart, sein Lieblingswort ist „geil“, benutzt es unentwegt – unvorstellbar für Klinsmann, stets glattrasiert, und mit glatter, vorsichtiger Wortwahl.

IHRE FRAUEN

Klopp heiratete im Dezember 2005 seine Lebensgefährtin Ulla Sandrock – in Jeans und mit 25 weißen Tauben. Es ist seine zweite Ehe, Ulla ist gelernte Heilpädagogin, Co-Autorin eines Kinderbuches („Tom und der Zauberfußball“). Klinsmann heiratete 1996 Debbie Chin. Die Tochter asiatischer Einwanderer reiste zu Fotoshootings in aller Welt. Mit 18 gewann sie den Schönheitswettbewerb „Look of the Year“ – wegen Klinsmann beendete sie ihre Modelkarriere.

IHRE LEIDEN AN DER LINIE

Klopp tobt meist pausenlos an der Seitenlinie entlang, flog in Mainz bei einem Torjubel im Überschwang in die Bandenwerbung. Klopp: „Mein Durchschnittspuls liegt bei Spielen bei 120, aber ich habe das Gefühl, dass mein Herz manchmal 180-mal pro Minute schlägt.“ Klinsmann geht’s nicht anders: „Wir Trainer wollen das Adrenalin spüren und am liebsten selbst mitspielen. Man ist auf Strom.“ Hinterher wird in die TV-Kameras gelächelt. Das können beide perfekt. Wer am Samstag wohl zuletzt lächelt?

Patrick Strasser

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