Wer wird die deutsche Fahne in Vancouver tragen?
VANCOUVER - Die Wahl des deutschen Fahnenträgers unmittelbar vor den Olympischen Winterspielen in Vancouver ist diesmal eine Qual. Der Kreis der Kandidaten ist aus Mangel an illustren Namen klein und die Auswahl durch den Zeitplan eingeschränkt.
Fünf Tage vor den Winterspielen in Vancouver laufen in der deutschen Mannschaft nicht nur die Vorbereitungen auf die Medaillenjagd auf Hochtouren: Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) sucht noch den Fahnenträger für die Eröffnungsfeier am Freitag vor einem Milliarden-Fernseh-Publikum.
Zugleich übt sich Bernhard Schwank in seiner Doppelrolle als Chef de Mission des 153-köpfigen Teams und als Geschäftsführer der Bewerbungsgesellschaft München 2018. «Diese beiden Aufgaben ergänzen sich in idealer Weise», sagte der 49-Jährige in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa. Eine erfolgreiche Verteidigung des ersten Platzes in der Nationenwertung von Turin 2006, als Deutschland 29 Medaillen gewann, würde Münchens Olympia-Kampagne beflügeln.
"Deutschland ist wintersportverrückt"
«Natürlich ist das Auftreten der deutschen Mannschaft sowohl in sportlicher Hinsicht als auch als Vertreter unseres Landes ein ganz wichtiger Faktor», sagte Schwank. «Umso mehr es uns gelingt, auf sympathische Art darzustellen, dass Deutschland im positiven Sinne wintersportverrückt ist, desto überzeugender ist die Olympia- Bewerbung.»
Die Wahl des deutschen Fahnenträgers ist für die Funktionäre diesmal eher eine Qual: Der Kreis der Kandidaten ist aus Mangel an illustren Namen klein und die Selektion durch den Zeitplan eingeschränkt. «Es soll ein erfolgreicher Athlet sein, der sympathisch ist und für Deutschland wirbt», nannte DOSB- Leistungssportdirektor Ulf Tippelt vor der Bekanntgabe am Mittwoch die Anforderungen für das Ehrenamt. Dies träfe im besonderen Maße auf die alpine Strahlefrau Maria Riesch, den dreimaligen Biathlon- Olympiasieger von 2006, Michael Greis, Bob-Fahrer André Lange, der wie in Turin den Doppelsieg im Zweier und Vierer anstrebt, sowie Claudia Nystad (Langlauf) und Björn Kircheisen (Nordische Kombination) zu.
Wolken und Regen
Die Eröffnung der XXI. Winterspiele wird von Regen und bewölktem Himmel getrübt werden, wie aus der Wettervorhersage der Olympia- Meteorologen hervorgeht. Die rund 40 Staatsoberhäupter aus aller Welt, Ehrengäste, Athleten und Betreuer werden aber im Trockenen sein. Erstmals in der Geschichte der Winterspiele wird die Eröffnungsfeier unter einem Hallendach stattfinden: Das BC Place Stadium wird mit 60.000 Zuschauern ausverkauft sein.
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) will auch künftig von seinen Milliarden-Einnahmen aus Fernseh- und Werbeverträgen kein Geld an Medaillengewinner ausschütten. «Das sehe ich nicht so, dass wir hier Prämien an Olympiasieger ausgeben. Was wir vonseiten des IOC unternehmen, ist die Förderung der NOKs, um den Athleten gute Rahmenbedingungen zu schaffen und für mehr Chancengerechtigkeit bei den Olympischen Spielen zu sorgen», sagte IOC-Vizepräsident Thomas Bach in einem ARD-Hörfunk-Interview. Nach einer dpa-Umfrage bezahlen von den deutschen Dachorganisationen nur der Ski- und der Bob- und Schlittenverband extra Preisgelder.
Extra-Prämien
Ansonsten erhalten die Medaillengewinner unter den 153 deutschen Teilnehmern den Satz der Sporthilfe: 15 000 Euro für Gold, 10 000 für Silber und 7500 für Bronze. Das Prämiensystem reicht bis zu Platz acht (1500). 2006 in Turin schüttete das Sozialwerk des deutschen Sports insgesamt 682 000 Euro aus. Insgesamt 500 000 Euro wird der Deutsche Skiverband (DSV) an seine Medaillengewinner im alpinen Bereich, im Biathlon, Langlauf, Skispringen, Skicross und Freestyle bezahlen. Auch beim Bob- und Schlittenverband gibt's Extra-Prämien in nicht genannter Höhe.
(Ulrike John und Andreas Schirmer, dpa)