„Wer Hummer will, kriegt Hummer“

Ion Tiriac, der rastlose Ex-Manager von Boris Becker, wird 70 und hat noch viele Pläne und Visionen. „Ich kenne nur Arbeit“, sagt er. Und dass er ohne Arbeit sterben würde.
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In den Achtzigern wich Ion Tiriac nur selten von Boris Beckers Seite.
Rauchensteiner/Augenklick In den Achtzigern wich Ion Tiriac nur selten von Boris Beckers Seite.

Ion Tiriac, der rastlose Ex-Manager von Boris Becker, wird 70 und hat noch viele Pläne und Visionen. „Ich kenne nur Arbeit“, sagt er. Und dass er ohne Arbeit sterben würde.

MADRID Natürlich hat Ion Tiriac noch viele Visionen. Etwa von einem fünften Grand Slam-Turnier. Hier in Madrid, wo sich ab Montag die weltbesten Tennis-Stars beim Masters-Turnier treffen. Hier, wo er am Samstag seinen 70. Geburtstag feiert. Ion Tiriac, der frühere Manager von Boris Becker, der noch weit entfernt ist vom Rentnerdasein und sagt: „Ich kenne keinen Samstag, Sonntag oder Montag; ich kenne nur Arbeit.“

So war er schon mit 15, als er auf den Straßen von Paris Tennis-Saiten verkaufte. Wo immer ein Geschäft zu machen war, Tiriac machte es.

Der Aufstieg des großen Zampano hat sagenhafte Züge, ein Aufstieg, der allerdings noch nicht als Generalvertreter von Mercedes-Niederlassungen, als Versicherungsunternehmer, als Bankchef, Radio- und TV-Betreiber, Boss einer Fluglinie und auch nicht als Turnier-Impresario und Sportsponsoring-Berater begann.

Groß gemacht hatte Tiriac nämlich der Job an der Seite von Boris Becker, der sich in Wimbledon mit 17 jüngster Sieger aller Zeiten in die Geschichtsbücher eintrug. „Ich habe Becker geholfen, zum Champion zu werden", sagt Tiriac, „mit ihm waren es die turbulentesten, vielleicht schönsten Jahre meines Lebens." Heute trifft Tiriac den alten Partner Becker „ein, zwei Mal im Jahr“, und dann trinkt man ein Bier zusammen und plaudert über alte Zeiten. „Ich habe ihm unendlich viel zu verdanken", sagt Becker.

Auch wenn Tiriac immer nahe dran war, die Geldschöpfungs-Spirale zu überdrehen: Seine Davis Cup-Spektakel haben bis heute Maßstäbe im Veranstaltungsbusiness gesetzt, waren Vorbild für die modernen Society und Sport-Treffen, nicht zuletzt, weil Tiriac seine Sponsoren darauf stieß, die Nationenduelle auch als Plattform für entspannte Geschäftsmeetings zu nutzen.

Die Kritik, er habe Tennis zum Schlaraffenland für die VIPs degradiert, prallt noch heute an ihm ab: „Wer Hummer will, kriegt Hummer. Und damals wollten viele Hummer essen - und nicht Bratwurst."

Natürlich hat Tiriac nicht nur Freunde. Auch deswegen weil er dafür sorgte, dass das Masters-Turnier vom Hamburger Rothenbaum nach Madrid verlegt wurde, wo eine rieisge Anlage hingestellt wurde, für 20 000 Zuschauer, mit mobilem Dach, vielen Nebenplätzen. Das erzürnte etwa DTB-Präsident Georg von Waldenfels: „Tiriac glaubt wohl, er kann mit Geld alles kaufen.“

Kritik, die den Rumänen wenig stört. „Tennis ist eine Industrie. Die Leute können von Tradition reden, aber heute ist eine andere Zeit. Rom war im Altertum die wichtigste Stadt der Welt – heute nicht mehr“

Und er selbst, ist nicht müde nach all den anstrengenden Jahren, nach dem Umher gondeln von Kontinent zu Kontinent? Da bemüht Tiriac wieder einmal seine Lieblingsantwort. „Wenn ich nicht arbeite, bin ich ganz schnell tot."

Jörg Allmeroth

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