Wer gesund ist, gewinnt

Die Tennis-WM der Frauen gerät zu einer Farce. Gleich vier Spielerinnen müssen in der Hitze von Doha verletzt oder entkräftet aufgeben.Und am Ende siegt eine Williams.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Die (fast) Unbezwingbaren: Serena (l.) und Venus Williams.
AP Die (fast) Unbezwingbaren: Serena (l.) und Venus Williams.

Die Tennis-WM der Frauen gerät zu einer Farce. Gleich vier Spielerinnen müssen in der Hitze von Doha verletzt oder entkräftet aufgeben.Und am Ende siegt eine Williams.

DOHA Geht es um Eigenwerbung fürs Frauentennis, dann ist die Profiorganisation WTA nicht gerade zurückhaltend. In den Reklame-Veröffentlichungen mutieren die Spielerinnen reihenweise zu „Heldinnen“, und das Masters-Turnier der acht Besten der Branche ist natürlich das „Juwel der Tour“, der Höhepunkt der „schillernden Saison“

Wer die PR-Botschaften sah, musste sich in den vergangenen WM-Tagen in Doha beim Praxistest wie auf einem fernen Planeten fühlen: Die Weltmeisterschaft, einst ein rauschendes Fest zu New Yorker Madison-Square-Garden-Zeiten, ist zum Krisenfall geworden. Wie ein Durchschnittsturnier wirkte der wichtigste und geldschwerste Wettbewerb der Tour im Öl-Emirat, wo sich in der Vorrundenphase kaum einmal mehr als 1000 Zuschauer für das so reißerisch beworbene Treffen der Superstars interessierten.

Erst am Finalwochenende füllten sich die Ränge. Kurios genug, dass der Centre Court eigens für das dreijährige Gastspiel der WTA-Karawane für 7500 Zuschauer ausgebaut wurde, aber bisher nie richtig voll besetzt war. Allerdings gab es dort auch wenig bis nichts Attraktives zu sehen: Das Meeting der acht Besten war eine peinvolle Farce, eine Ansammlung der Müden und Maladen. Wer halbwegs gesund war und noch auf zwei Beinen stehen konnte, ging, so die zynische Zuspitzung, fast sicher als Sieger vom Platz.

"Sister Act" im "Chaos-Turnier"

Gleich vier Spielerinnen gaben im Turnierverlauf auf: Die als Nummer eins gestartete Dinara Safina, die für sie als Ersatzspielerin aufgebotene Wera Zwonerewa, dazu Viktoria Azarenka und die Dänin Carolin Wozniacki im Halbfinalmatch gegen Serena Williams. Was dazu führte, dass über den Titel das in Szenekreisen ungeliebte Schwesternduell zwischen Serena und Venus Williams entscheiden musste (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht begonnen).

Ein „Chaosturnier“ erkannte ungeschminkt das amerikanische Fachblatt „Tennis Week“ und kritisierte indirekt die WTA für ihren Entscheid, die WM in der Wüste auszutragen. Andere Kommentatoren in den USA sprachen von einem „seelenlosen Event“ ohne jede Atmosphäre, die WTA hechele einfach dem großen Geld hinterher. Die Kataris hatten sich die Austragungsrechte von 2009 bis 2011 mit einem 42 Millionen-Dollar-Scheck gesichert.

Beobachter machten für die Verletzungsserie und die Bilder von krampfgeschüttelten Spielerinnen auch die klimatischen Verhältnisse verantwortlich: Selbst am frühen Abend fielen die Temperaturen in Doha selten merklich unter die 30-Grad-Marke, in einigen Spielen wurde wegen der Erschöpfung der Spielerinnen sogar spätabends die Hitzepausen-Regelung bei 1:1-Satzgleichstand angewendet. Spaß hat das alles kaum gemacht.

Jörg Allmeroth

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.