Weiterer Rückschlag für Haas: Erstrunden-Aus in Halle
Halle/Westfalen - Nach 1:26 Stunden beendete der Südtiroler das am Ende doch recht ungleiche Duell mit dem noch immer sichtlich gehandicapten Haas und sorgte für einen empfindlichen Stimmungsdämpfer beim wichtigsten deutschen Herren-Tennis-Turnier. Der gebürtige Hamburger zählt neben Top-Star Roger Federer trotz seines fortgeschrittenen Alters noch immer zu den großen Publikumslieblingen und Zugpferden der mit 1,7 Millionen Euro dotierten Rasen-Veranstaltung in Ostwestfalen.
Doch nach einer mehr als einjährigen Zwangspause wegen seiner vierten Schulteroperation ist Haas für die erweiterte Weltspitze noch nicht oder nicht mehr konkurrenzfähig. Teilweise schlug er bei seinem ersten Aufschlag mit einer Geschwindigkeit von 160 Stundenkilometern auf - was selbst ambitionierte Freizeitspieler überbieten können.
Mehr als 180 gelangen Haas nie gegen den zähen Seppi, der Anfang des Jahres bei den Australian Open mit seinem Drittrunden-Sieg gegen Roger Federer noch für Furore gesorgt hatte. "Es ist großartig, Tommy wieder auf dem Platz zu sehen. Absolut bemerkenswert, wie er das geschafft hat", hatte Federer noch tags zuvor nach seinem knappen Erstrunden-Sieg gegen Philipp Kohlschreiber gesagt.
Tatsächlich hielt Haas im ersten Satz vor den Augen seiner Verlobten Sara Foster und der vierjährigen Tochter Valentina, die sich in den hinteren Teil der Tribüne verzogen hatten, noch gut mit und ließ sich auch von einem frühen Break zum 2:3 nicht verunsichern.
Zum 4:4 nahm der Halle-Champion von 2009 und 2012 seinem Kontrahenten das Aufschlagsspiel ab und war bei eigener 5:4-Führung nur noch zwei Punkte vom Satzgewinn entfernt. Doch der Weltranglisten-31. Seppi machte das Break zum 6:5 und sicherte sich wenig später den Satz.
Haas wechselte sein Hemd und versuchte es jetzt mit knallgelbem Querstreifen auf dem Shirt - zur Einschüchterung seines Gegenübers taugte es nicht. Im Gegenteil: Die Eltern Peter und Brigitte, Hochsprung-Legende Carlo Thränhardt und Entertainer Roberto Blanco wurden Zeugen einer eher traurigen Darbietung auf dem grünen Gras.
Teilweise erinnerte Haas mit seinen Schlägen an die guten alten Zeiten, die ihn bis auf Platz zwei der Weltrangliste gebracht hatten. Teilweise schien dort aber ein Profi auf dem Center Court zu stehen, der es in dieser Verfassung schwer haben wird, wieder den Anschluss zu schaffen. In Halle ruhen die deutschen Hoffnungen nun auf den Herren Dustin Brown, Alexander Zverev und Florian Mayer.