Wegen Reifenstreit: Crashkurs in der Formel 1

Nach Rosbergs Sieg in Monaco legen Red Bull und Ferrari Beschwerde beim Weltverband ein. Die Frage ist, ob ein Test von Mercedes und Pirelli in der letzten Woche legal war
von  AZ

Nächster Reifen-Streit: Nach Rosbergs Sieg in Monaco legen Red Bull und Ferrari Beschwerde beim Weltverband ein. Die Frage ist, ob ein Test von Mercedes und Pirelli in der letzten Woche legal war

MONACO Man konnte fast Mitleid haben mit Nico Rosberg. Da saß er nun im Mercedes-Motorhome am Hafenbecken von Monte Carlo, sein hochverdienter erster Sieg beim Großen Preis von Monaco war erst wenige Stunden alt – doch niemand wollte darüber reden. Die Fragen prasselten stattdessen auf Motorsportchef Toto Wolff ein, und sie kannten nur ein Thema: Gemeinsam mit Reifenhersteller Pirelli hatte das Team Tests auf dem aktuellen Auto durchgeführt und damit, so der vor allem von Sebastian Vettels Rennstall Red Bull laut vorgetragene Vorwurf, gegen die Regeln verstoßen – Mercedes droht nun Ärger.

Und Wolff platzte nach wenigen Minuten der Kragen. „Wir haben wirklich schwierige Zeiten hinter uns, nichts und niemand kann uns diesen Sieg wegnehmen”, sagte er nach dem ersten Saisonsieg für Mercedes – und griff dann Red Bull an. „Wenn die Beschwerden von einem Team kommen, das dreimal Weltmeister war, dann finde ich das nicht richtig. Wir graben uns gerade selbst aus der Scheiße und werden gleich mit solchen Beschwerden bedacht.”

Was war passiert? Mercedes hatte auf Einladung von Pirelli vor dem Rennen in Monaco einen Reifentest absolviert – in Absprache mit dem obersten Formel-1-Regelhüter Charlie Whiting. Red Bull will erst am Wochenende davon erfahren haben – und legte darum gemeinsam mit Ferrari Protest ein. Nun müssen die Regelhüter des Weltverbandes in Paris entscheiden, ob Pirelli und Mercedes sich vor dem FIA-Gericht verantworten sollen. Der schon die ganze Saison über schwelende Streit über die schnell abbauenden Reifen droht jetzt zum Reifenkrieg zu werden! Rosbergs Sieg bleibt aber unangetastet, auch die Konkurrenz hatte eingesehen, dass dieser nicht die Folge der Testfahrten war.

Grundsätzlich ist die Lage klar: Während der laufenden Saison verbieten die Regeln Testfahrten mit aktuellen Boliden. Pirelli stützt sich allerdings auf den eigenen Vertrag mit dem Weltverband.

„Es gibt keinen Zweifel, dass wir bis zu 1000 Testkilometer mit einem der Teams durchführen dürfen, wenn die Umstände es nötig machen”, sagte Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembery. Die gefährlichen Reifenablösungen, die in den ersten Saisonrennen auftraten, seien solche Umstände, und um effektiv arbeiten zu können, brauche man eben aktuelle Autos. Mercedes habe zudem keine Erkenntnisse aus den Tests ziehen können, „sie hatten gar keine Ahnung, was sie da überhaupt testeten”, sagte der Brite.

Die FIA teilte am Sonntag mit, dass man derartige Tests in der Tat genehmigt habe, allerdings unter der Auflage, dass alle Rennställe diese Möglichkeit erhalten müssten. Das Team dürfe dabei lediglich Autos und Fahrer stellen, der Test müsse von Pirelli durchgeführt werden. Red Bull sei ebenfalls eingeladen worden zum Test, erklärte Hembery, hätte aber nicht reagiert. „Da gibt’s Gespräche über eine Einigung und bla, bla, bla, aber das ist nicht gut”, meinte Vettel.

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