Was tun mit 60 Millionen?

AZ: Herr Dr. Poth, was haben Sie eigentlich vor mit den 60 Millionen Euro?
DR. NORBERT POTH: Ach je, jetzt fangen Sie schon wieder damit an! Das sind doch noch ungelegte Eier.
Nun ja, immerhin haben Sie schon einen vorläufigen Verkaufsvertrag unterschrieben. Wenn Ihre Mitglieder zustimmen und das 40 Hektar umfassende Pferde-Trainingsgelände in Riem zu Bauland wird, ist der Münchener Rennverein auf einen Schlag reich.
Nennen wir es lieber „wohlhabend”. Ja, wenn es so käme, dann wäre der Rennverein erstmal seine finanziellen Sorgen los. Und soll ich Ihnen etwas verraten?
Gerne doch.
Es wären sogar 64 Millionen Euro, also etwa 160 Euro pro Quadratmeter. Ich habe mit dem Investor nachverhandelt. Wichtig ist mir vor allem, dass der Rennverein auch dann abgesichert ist, falls das mit der Bauland-Umwandlung nicht klappt. Wir bekämen nämlich allein für die Kaufoption bereits in diesem Jahr 1250 000 Euro, 2012 noch einmal eine Million und ab dann jährlich 400 000.
Als Bauland wäre der Wert der Fläche um einiges höher als 64 Millionen. Wie lange könnte sich der potenzielle Käufer, der Anwalt und Bauunternehmer Erich Schwaiger, die Option wahren?
Theoretisch bis 2033, spätestens dann muss der Investor eine Entscheidung treffen. Natürlich kann er bei dem Geschäft gutes Geld verdienen, sonst würde er das ja nicht machen wollen. Und natürlich würden dann viele schreien: „Der Poth ist ein Idiot, der hat viel zu günstig verkauft!” Aber es war ja nicht so, dass uns mögliche Investoren die Türe eingerannt hätten. Das waren heiße Verhandlungen, das können Sie mir glauben.
Für wie wahrscheinlich halten Sie es denn, dass Ihr Gelände im Münchner Osten bald zu Bauland wird?
Es ist ein Vabanquespiel. Klar ist: München wächst und braucht dringend Fläche für den Wohnungsbau. Die Stadt fertigt deshalb Gutachten an, die aufzeigen sollen, wo noch Reserven sind. Letztlich spielen viele Faktoren eine Rolle, vielleicht auch, wer bei der Stadt auf welchem Posten sitzt. Das entsprechende Risiko liegt dann beim Investor - und wir können in jedem Fall einige Jahre überleben.
Wenn 60 der 80 Mitglieder dem Vertragsentwurf zustimmen.
Richtig, aber da sehe ich kein Problem. Die Leute werden uns vom Vorstand das Vertrauen schenken, wenn es bei der Außerordentlichen Mitgliederversammlung am 13. September zur Abstimmung kommt. Das Problem sehen unsere Mitglieder eher woanders, glaube ich: Sie machen sich Gedanken, ob unsere Nachfolger auch ordentlich mit dem Geld wirtschaften würden. Wir müssen wohl einen wirtschaftlichen Beirat installieren, der die finanziellen Vorgänge überwacht.
Was sollte denn Ihrer Meinung nach mit dem Geld geschehen? Sie haben einmal von München als deutschem Galopp-Mekka gesprochen. Noch haben ja Baden-Baden und Hamburg die Nase vorn.
Diese Standorte stecken auch in der Krise, haben aber im Gegensatz zu uns nichts mehr, was sie verkaufen könnten. Es stimmt: Dieses Mekka ist meine Vision. Mit dem Geld aus dem Geländeverkauf wäre der Grundstein dafür gelegt. Aber ich will nicht den Galoppsport revolutionieren und ich habe auch nicht vor, das Deutsche Derby von Hamburg hierher zu lotsen. Sondern ich will, dass München-Riem wieder in aller Munde ist. Dass die Menschen gerne und zahlreich zu uns auf die Bahn kommen. Sie haben ja beim Dallmayr-Renntag am vergangenen Sonntag selbst erlebt, was ich meine.
Ihre Anlage war wahrscheinlich noch nie so gut besucht.
25 000 Menschen oder mehr waren bei uns! Die Leute sind zu uns auf die Bahn gedrängt, das hatte Ausmaße wie beim Oktoberfest. So sieht ein lebendiger Rennverein aus. Mit dem entsprechenden Geld könnten wir langfristig die Voraussetzungen für viele solcher tollen Tage schaffen.