Warnung vom Ex
MÜNCHEN - Nach dem 2:4 im Testderby in Unterhaching erkennt Löwen-Trainer Marco Kurz: "Wir haben noch viel Arbeit vor uns".
Eigentlich wollten sie Anschauungsunterricht nehmen bei den Zweitliga-Profis des TSV 1860, die U17-Nationalmannschaft von Aserbaidschan. Doch nach 65 Minuten hatten die Nachwuchskicker des Weltranglisten-139. genug. Geschlossen verließ die Mannschaft, die in der Sportschule Oberhaching ein Trainingslager abhält, den Sportpark. Freilich, sie hätten sich mehr erwartet, vor allem von den hoch eingeschätzten Löwen. Am Ende bezwang Drittligist Unterhaching 1860 sensationell mit 4:2.
Ein Ergebnis, mit dem die Kurz-Elf im Test-Derby vor 1800 Fans am Ende sogar noch gut bedient war. „Ich drücke 1860 die Daumen für den Aufstieg", sagte Hachings überragender Stratege Roman Tyce, „aber ich habe da meine Zweifel. 1860 sollte sich lieber an die Rückrunde orientieren. Da haben die Löwen elf Punkte geholt. Sie sollen aufpassen. Vom Aufstieg sollte lieber keiner reden." Der Ex warnt Sechzig vor übertriebener Euphorie in Giesing. Er verfolgt die Löwen noch heute intensiv. Von 1998 bis 2007 hatte Tyce bei den Löwen gespielt – und der Ex-Nationalspieler Tschechiens hat mit ihnen alle Höhen und Tiefen durchgemacht. Er kennt die Euphorie bei 1860 bestens, aber auch die Krisen-Zeiten. Deswegen sagt Tyce, mittlerweile unumstrittener Führungsspieler in Unterhaching: „Eine gute Mannschaft hatet 1860 die letzten vier Jahre."
Doch die Ergebnisse stimmten seit dem Bundesliga-Abstieg 2004 nie. Die beste Platzierung war in der Saison 2004/2005 – Rang 4. Unter Trainer Reiner Maurer. Zuletzt wurde 1860 Tabellenelfter – als schlechteste Rückrunden-Mannschaft 2008. Nun gilt es, diese beschämende Saison zu tilgen. Doch in Haching wurden die Löwen-Fans zu sehr an das abgelaufene Halbjahr erinnert. Nichts funktionierte. „Wir haben noch viel Arbeit vor uns", erkannte Trainer Marco Kurz hinterher, „aber ich sehe in der Niederlage keinen Grund für eine Unruhe: Wir haben uns taktisch einfach nicht gut verhalten." Und: „Uns hat die Frische gefehlt."
Auffällig: Weder Michael Hofmann noch Philipp Tschauner nach dem Wechsel waren eine Bank im Löwen-Tor. Hofmann patzte vor Robert Zillners 3:1 (41.) – und Tschauner ließ sich sogar aus 40 Metern übertölpen. Ricardo Villar traf mit einem Kunstschuss über den verdutzten Torwart hinweg zum 4:1. Immerhin: Davor hatte Tschauner einen Elfmeter (von Markus Thorandt verursacht) von Villar pariert. Die Tore für die Löwen erzielten Jose Holebas und Daniel Bierofka per Elfmeter, für Haching trafen noch Ex-Löwe Anton Fink (sehr guter Einstand bei Haching) und Marcus Stegmann.
Im 1860-Trainingslager in Bad Radkersburg (ab heute bis zum 23. Juli) gibt es also viel zu tun für Marco Kurz, nicht nur in der Feinabstimmung. Auch Neuzugang Benny Lauth (kam ablösefrei von Hannover 96 zurück) ist noch lange nicht in Bestform, er blieb im Sportpark ohne Torerfolg, „Benny braucht jetzt Spiele", sagt Kurz, „ich bin der festen Überzeugung, dass wir noch viel Freunde an ihm haben werden." Nächster Beweistermin: Am Mittwoch im Test gegen Slavia Sofia (18.30 Uhr, Thal bei Graz). Dann schon mit Lauth-Toren gegen ernsthafte Gegner?
Oliver Griss