Wallgau feiert im „Bayrisch Pub“
Im Heimatort von Lena Neuner spielt die Blaskapelle zur Ehren der Olympiasiegerin. Fans und Freunde, die sie schon seit ihrer Kindheit kennen, hoffen nun auf einen Baldrian-Sponsor.
WALLGAU Zum Kehraus muss die Wallgauer Blaskapelle ohne ihren Dirigenten auskommen. Schuld ist: Magdalena Neuner. Ihr Papa Paul hat normalerweise die Musikanten im Griff, muss jetzt aber mit der Mama vor Ort Daumen drücken. Whistler statt Wallgau. Wenigstens Cousin Albert musiziert mit im „Haus des Gastes“, nicht weit vom Elterhaus der Olympiasiegerin, um das sich die neue Magdalena-Neuner-Loipe zieht.
Allzu viel wird dort jedoch nicht los gewesen sein. Wenn Biathlon im Fernsehen läuft, versammelt sich halb Wallgau in der Mittenwalderstraße 1: im „Bayrisch Pub“. Na ja, nicht exakt die Hälfte der 1300 Einwohner, aber ein gutes Hundert quetscht sich schon in die gemütliche Boazn. Fast alle tragen sie die blauweißen Fanclub-Jacken. Als Neuner zum letzten Mal an den Schießstand kommt, ist der Puls bei allen auf 180. „Die Magdalena soll sich einen Sponsor für Baldrian-Tabletten besorgen, um ihre Fans zu beruhigen,“ fordert Fanclub-Mitgründerin Eva Möslein. Als es endlich geschafft ist, wird Kräuterschnaps gekippt, „So ein Tag, so wunderschön wie heute“ gesungen und so manche Träne verdrückt.
650 Mitglieder aus acht Nationen umfasst der Club, den die Wallgauer vor drei Jahren gegründet haben. „Mehr hat in Deutschland kein Wintersportler“, erzählt der 2. Vorstand Wolfgang Henzel stolz. Bis nach Sibirien und Südkorea sind sie ihrer Lena schon hinterhergeflogen.
Immer per Großleindwand dabei: Wirt Florian Holzer. Sein „Bayrisch Pub“ ist bekannt im Oberland: „Auch Maria Riesch war schon hier“, sagt Holzer. Sein Onkel ist einer der Vorsitzenden im Skiclub Wallgau. Er erinnert sich noch, wie er zum ersten Mal sportlich mit Magdalena Neuner zu tun bekam. „Sie war ungefähr fünf und ist bei einem Alpin-Rennen gestürzt. Ich war Zeitnehmer. Ein paar Jahre später hab’ ich sie bei einem Langlaufrennen gefragt: ,Lena, warum läufst denn ned Alpin?' ,Mein Papa hat g'sagt: Alpin fahren ist blöd'.“
Jetzt wird ihr der Papa in Whistler vor lauter Jubel die Luft abdrücken. Derweil müht sich die Blaskapelle ohne ihn, dafür mit dem Tubisten Jim Diette, 52, aus Vermont, USA. Zwei Mal im Jahr ist er in Wallgau, gehört zum harten Kern des Fanclubs. Keine Frage, wo er Lena die Daumen drückt: „Natürlich in Wallgau! In Vancouver spricht ma ja ned boarisch.“
Johanna Jauernig
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