Vorsicht vorm Hungerloch
Holger Stromberg, Sternekoch der Nationalelf, erklärt, wieso Skifahrer deftig frühstücken sollten und worauf Freizeitsportler achten sollten.
Herr Stromberg, Sie sind Koch, kümmern sich unter anderem um das leibliche Wohl der deutschen Fußball-Nationalspieler. Was würden Sie für Bastian Schweinsteiger und Co. kreieren, wenn statt grünem Rasen und rundem Leder weißer Schnee und Skier auf dem Programm stehen würden?
HOLGER STROMBERG: Beim Skifahren geht es ja vor allem um Ausdauer und Kraft. Gerade im Bereich des Breitensports. Da will man nicht wie bei einem Weltcuprennen nur ein oder zwei Mal den Berg runterrasen, sondern so viele Abfahrten wie möglich machen. Und da ist es sehr wichtig, dass man auf jeden Fall gut frühstückt.
Und was genau?
Vollkornbrot oder Müsli sorgen für komplexe Kohlenhydrate, dazu ein Spiegelei, etwas kalter Braten oder für die Vegetarier gebratene Pilze. Das sorgt für ausreichend Eiweiß und etwas Fett. So hat man dann eine gute Grundlage, um auf der Piste richtig Gas geben zu können.
Ist denn so ein recht deftiges Frühstück nicht schwer verdaulich?
Nein, man soll sich ja nicht vollfressen. Und es geht auch nicht darum, nur Bio- und Ökoprodukte zu essen, davon halte ich gar nichts. Aber genauso wenig sollte man sich nur mit Fastfood-Produkten ernähren. Bewusste, ausgewogene und nachhaltige Ernährung, darum geht es. Und da ist ein gutes Frühstück vorm Skifahren wichtig. Sonst läuft man Gefahr, ein Hungerloch zu erleiden.
Hungerloch?
Das ist dann der Notruf an alle Abteilungen im Körper: Wir haben Hunger! Wir brauchen Futter! Und dann machen viele genau das Falsche und hauen sich in der nächsten Almhütte völlig kopflos einen riesigen Germknödel, Bier und Süßigkeiten rein, damit der Blutzuckerspiegel wieder nach oben geht. Doch damit geht auch das Gewicht nach oben…
…und die Formkurve nach unten.
Meistens schon. Wenn jemand auf der Piste trotz gutem und ausgiebigem Frühstück vom Hungerloch gebremst wird, sollte man für diesen Fall einfach einen Müsliriegel bei sich haben. Der bringt den Körper erstmal wieder in Balance. Und dann rast man auch nicht gleich zur nächsten Hütte und stopft sich mit Currywurst und Pommes den Bauch voll, sondern schaltet sein Gehirn ein, bevor man isst. Käsespätzle mit Salat und dazu ein Mineraliengetränk, das ist gut.
Fahren Sie selber auch Ski?
Ich bin nicht so der Wintersportler. Gerade die Winterzeit ist die Hochsaison für Köche. Wenn es draußen kalt ist und überall Schnee liegt, sitzen die Leute gerne im Restaurant und lassen es sich gut gehen. Und so habe ich erst relativ spät mit Wintersport angefangen. Erst mit Snowboarden und jetzt seit ein paar Jahren auch Ski. Aber fragen Sie mich nicht, wie ich fahre. Ich komme den Berg runter.
Nun kochen Sie ja für Mesut Özil, Thomas Müller, Philipp Lahm und Co., wenn der DFB-Tross auf Reisen geht. Würde es Sie auch reizen, einmal für einen Skistar wie Maria Riesch oder Felix Neureuther zu kochen?
Oh ja! Das wäre sehr spannend. Zumal es da ja nicht um Teamsport geht, sondern um eine einzelne Person. Da kann man viel gezielter und spezieller auf wichtige Ernährungsaspekte eingehen. Aber auch da ist das Wichtigste, dass man es nicht übertreibt und essen einfach Spaß macht. Doch den garantieren eben nicht nur Fett, Alkohol und Süßigkeiten, sondern eine ausgewogene und gesunde Ernährung. Auf der Piste wie neben der Piste. Ich sage immer: Erst denken und dann schlucken.
Interview: Sebastian Schulke