Vor Ski-WM in St. Moritz: Felix Neureuther hadert mit dem Material

München - Felix Neureuther glich einem Häufchen Elend. Nur ein paar Meter hinter ihm im brodelnden Zielstadion der Planai in Schladming gebärdete sich Sieger Henrik Kristoffersen wie ein Gorilla, der wieder mal den Kampf der Alpha-Tiere um das erste Weibchen gewonnen hat, der Norweger trommelte mit den Fäusten auf seine Brust und stieß Urschreie aus. Und Neureuther? War ein bisschen gereizt, ein wenig trotzig – vor allem aber: ziemlich ratlos.
Gut dreieinhalb Wochen vor dem Slalom bei der WM in St. Moritz (6. bis 19. Februar) schied Neureuther bei der Generalprobe nach Rang acht im ersten Lauf bereits zum dritten Mal in dieser Saison aus. Nicht zuletzt, weil er Probleme mit seinem Material hat.
„Ich muss jetzt“, sagte er über die anhaltende Suche nach den richtigen Skiern für die jeweiligen Bedingungen, „irgendwie die Nadel im Heuhaufen finden.“ Das klingt ein wenig nach Verzweiflung.
Wenn er diese Nadel im Heuhaufen fände, behauptet Neureuther, „dann passt es“. Aber: Die Zeit drängt. „Abstimmung, Abstimmung, Abstimmung“, sagte er auf die Frage, an was er bis St. Moritz arbeiten müsse. Aufgeben gilt nicht, „wir machen weiter“.
Kristoffersen fährt als Favorit nach St. Moritz
Und der Ausfall in Schladming, ergänzte er trotzig, sage „gar nix“ aus für die WM. Und so redet sich Neureuther ein, dass schon alles gut wird. Zu den Weltmeisterschaften, behauptet er, könne er „entspannt hinfahren, Favoriten sind die anderen“, und das, „das ist eigentlich genau mein Ding“.
Favorit ist in erster Linie Kristoffersen, der bei fünf seiner sieben Slalom-Starts in diesem Winter gewonnen und mit 22 Jahren schon 15 Weltcupsiege eingefahren hat – drei mehr als Neureuther mit 32. „Er fährt klug, fein und technisch fantastisch“, lobte ihn Konkurrent Marcel Hirscher, als Zweiter mit 0,09 Sekunden Rückstand knapp geschlagen. Im Dauerduell mit Kristoffersen hat Hirscher in diesem Jahr meistens das Nachsehen, erst in Kitzbühel am Sonntag gelang ihm der erste Saisonsieg im Slalom.
„Für mich ist es perfekt, näher an Henrik ranzukommen“, sagte er nun. Bei der WM wird der Zweikampf der beiden Slalom-Giganten, die zusammen 17 der letzten 20 Torläufe gewonnen haben, wohl seinen Höhepunkt erreichen.
Neureuther wird bis dahin noch zwei Rennen bestreiten, zunächst den Riesenslalom am Sonntag (10.15/13.15 Uhr) auf der Kandahar in Garmisch-Partenkirchen, danach den Parallel-Slalom am darauf folgenden Dienstag in Stockholm. Er nehme „trotzdem ein gutes Gefühl“ mit aus Schladming, versicherte er, aber: „Es liegt noch viel Arbeit vor uns.“ Er werde „diese Arbeit annehmen, und dann schau’n mer, was rauskommt“. Idealerweise besagte Stecknadel.