Vor Raab-Kampf: Boxerin Regina Halmich bekommt lautstarke Unterstützung von bester Freundin

Metal-Queen Doro Pesch singt die Einmarschmusik für Regina Halmich gegen Stefan Raab. In der AZ spricht sie über das Event und echte Leidenschaft.
von  Matthias Kerber
Duo in Leder und mit schwermetallischem Gruß: Die einstige deutsche Box-Königin Regina Halmich (l.) und Metal-Queen Doro Pesch sind seit Jahren eng befreundet.
Duo in Leder und mit schwermetallischem Gruß: Die einstige deutsche Box-Königin Regina Halmich (l.) und Metal-Queen Doro Pesch sind seit Jahren eng befreundet. © IMAGO

AZ: Frau Pesch, Sie, die Metal-Königin, führen beim Showkampf von Regina Halmich gegen Stefan Raab, die Einmarschmusik "Justice for the Queen" der ehemaligen Boxweltmeisterin auf. Welche Ungerechtigkeiten sind denn der ehemaligen Box-Queen Halmich angetan worden, dass es jetzt die Zeit für Gerechtigkeit gekommen ist?
DORO PESCH: Regina ist in meinen Augen eine absolute Heldin, die ultimative Queen, die am Anfang ihrer Karriere fast alleine gegen alle antreten musste. Sie hatte so viele Gegner, die ihr mit Missgunst begegnet sind, die sie nicht ernst genommen haben und das nur aus einem Grund: weil sie eine Frau ist.

Eine Frau, die sich in der Männerwelt Boxen ihren Weg gebahnt hat. Frauen waren damals schlicht nicht akzeptiert in diesem harten Sport. Die Anerkennung, die ihr jetzt widerfährt, ist der gerechte Ausgleich für das, was sie damals aushalten und erdulden musste. Die Kommentare waren teilweise wirklich sehr respektlos.

Daher "Justice For The Queen" ‒ Gerechtigkeit für die Königin. Es wird schwer gegen einen Mann, der 20 Zentimeter größer ist, aber Regina ist voll fokussiert. Ich werde ihr alle Power und guten Vibes schicken, damit sie diesen Kampf der Geschlechter gewinnt. Ich fliege extra für den Fight aus Norwegen ein.

Doro Pesch outet sich sich als Box-Fan

Halmich und Sie sind seit Jahren befreundet, wie kam es dazu?
Ich bin von klein an ein großer Box-Fan. Mein Papa hatte mich als kleines Mädchen immer geweckt, wenn Muhammad Ali, der damals noch Cassius Clay hieß, boxte. Da saßen wir zusammen mitten in der Nacht vor dem Fernseher und haben Ali zugeschaut, das sind herrliche Erinnerungen.

Dann war ich mal bei einem Kampfabend in Köln und als der nächste Fight angekündigt wird, höre ich meinen Song "All We Are" und Regina kommt zum Ring. Wir haben uns dann Backstage getroffen, sie hat mich ihrer Familie vorgestellt und gefragt, ob ich eine Hymne für sie schreiben kann ‒ so fing alles an.

Duo in Leder und mit schwermetallischem Gruß: Die einstige deutsche Box-Königin Regina Halmich (l.) und Metal-Queen Doro Pesch sind seit Jahren eng befreundet. Pesch singt die Einmarschmusik von Halmich "Time For Justice" beim dritten Showkampfgegen TV-Blödler Stefan Raab . Am 13. September veröffentlicht Doro zu Ehren von Halmich das Album "Anthems For The Champion", das unter anderem alle Einlaufhymnen von Doro für Halmich enthält (inkl. Mini-Boxhandschuhe).  Fotos: Vistapress/imago, Christian Charisius, Rolf Vennenbernd/bd. dpa
Duo in Leder und mit schwermetallischem Gruß: Die einstige deutsche Box-Königin Regina Halmich (l.) und Metal-Queen Doro Pesch sind seit Jahren eng befreundet. Pesch singt die Einmarschmusik von Halmich "Time For Justice" beim dritten Showkampfgegen TV-Blödler Stefan Raab . Am 13. September veröffentlicht Doro zu Ehren von Halmich das Album "Anthems For The Champion", das unter anderem alle Einlaufhymnen von Doro für Halmich enthält (inkl. Mini-Boxhandschuhe). Fotos: Vistapress/imago, Christian Charisius, Rolf Vennenbernd/bd. dpa © Vistapress/imago, Christian Charisius, Rolf Vennenbernd/bd. dpa

Wir sind dicke Freundinnen. Sie inspiriert mich mit ihrer Disziplin, ihrer Geradlinigkeit. Wir kommunizieren auf einer Ebene, die ich mit sonst eigentlich keinem habe, weil wir beide halt so voller Leidenschaft sind. Sie für das Boxen, ich für die Musik.

Sie ist oft bei meinen Konzerten, kündigt mich dort an, hat schon mal auf der Bühne mitgesungen. Wir haben die wichtigsten Lebensphasen zusammen erlebt und wir wissen einfach ‒ egal was passiert ‒ wir können uns zu 100 Prozent aufeinander verlassen.

Kommt dieses spezielle Band auch daher, dass Sie beide gegen so viele Widerstände kämpfen mussten, um das zu tun, was einem das Herz aufträgt?
Genau, genau. Wobei ich sagen muss, wenn man etwas wirklich liebt, merkt man gar nicht, gegen was man alles ankämpft. In der Metalmusik hat man uns ja auch als mögliche vorgeworfen. Dass wir Satanisten sind und schlechte Menschen.

Aber mir war es immer wichtig, dem Herz zu folgen. Lieber schwimme ich gegen den Strom, bin ein Outlaw und authentisch, als einer, der sich immer anpasst und sich dabei selbst verleugnet.

Pesch über Halmich: "Sie lässt sich nicht unterkriegen"

Wie würden Sie Halmich beschreiben?
Sie ist eine Kämpferin, der Name Regina bedeutet ja Königin, genau das ist sie. Sie ist ein herzensguter Mensch, sehr intelligent, klar, geradlinig, ehrlich. Sie lässt sich nicht unterkriegen ‒ durch nichts. Sie ist eine der tollsten Frauen, die ich kenne. Sie ist superstark und supersexy, hat einen unglaublichen, toll trainierten Körper.

Die Jungs in meiner Band sind ganz weg von ihr. Sie haben alle den höchsten Respekt vor ihr, aber ich kann sehen, dass einige auch ein Auge auf sie geworfen haben. Das spezielle Leuchten in den Augen sagt alles (lacht).

Kommt Ihr eigener Kampfgeist auch aus der Tatsache, dass Sie als Teenager mit schwerster Tuberkulose ein Jahr im Krankenhaus lagen, Ihr Leben am berühmten seidenen Faden hing?
Es hat auf jeden Fall meinen Wunsch zu leben ‒ so, wie ich es für richtig halte ‒ noch viel stärker gemacht. Ich weiß seit dem das Leben sicher ganz anders zu schätzen, denn ich und die Ärzte wussten wirklich nicht, ob ich es schaffen würde. Von da an habe ich alles sehr ernst genommen, war jeden Tag mit der Band im Proberaum ‒ selbst an Weihnachten oder Silvester.

Bis zum heutigen Tage lebe ich jeden Tag so, als könnte er mein letzter sein. Deswegen gebe ich auch bei jedem Konzert immer alles ‒ jeder Auftritt ist so, als wäre es mein erster und mein letzter zugleich. Larifari kann ich einfach nicht.

Asche von Kilmister ist das Wertvollste von Pesch

Boxen aber auch die Metalszene sind Männerdomänen. Aber echte Männer haben es gar nicht nötig, sich wie Westtaschen-Machos zu gerieren. Der legendäre, 2015 verstorbene Lemmy Kilmister von Motörhead ist da ein Paradebeispiel.
Lemmy war immer der perfekte Gentleman und er hat einen ganz speziellen Platz in meinem Herzen.

Er war mein allerbester Freund, mit ihm habe ich das erste Duett meines Lebens gesungen ‒"Love Me Forever".

Er hat Ihnen posthum wahrscheinlich das größte denkbare Geschenk gemacht.
Allein, wenn ich daran denke, schießen mir die Tränen in die Augen. Lemmy hat mir eine Patrone schicken lassen, die mit einem Teil seiner Asche gefüllt ist. Er hatte seinen Leuten gesagt, wem sie eine Patrone zukommen lassen sollen, ich war dabei.

Diese Patrone bewahre ich an einem geheimen Ort auf, denn sie ist für mich mit das Wertvollste, was ich besitze. Als ich die Patrone erstmals in den Händen hielt, war es emotional überwältigend.

Ich bin so ein kleiner Mensch, das war einfach zu groß, um das zu verstehen. Ich habe sofort angefangen zu weinen. Da ist diese tiefe Verbundenheit zwischen ihm und mir ‒ über den Tod hinaus. Es ist für mich so bewegend, dass ein Teil von Lemmy stets bei mir ist. Er ist für mich unsterblich als Freund ‒ und für uns alle über seine göttliche Musik.

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