Vonns Drama im Chaos-Rennen

Die Olympiasiegerin stürzt zum WM-Auftakt im Super-G schwer. Kreuz- und Innenband sind gerissen. Rennen am Rande der Legalität
Thomas Becker |
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Schladming - Ende Oktober schrieb Laura Kildow in ihrem Blog: „Ich nehme mir ein Jahr von der Universität in Iowa frei und werde um die Welt reisen, um meine Schwester Lindsey zu allen Rennen zu begleiten." Am ersten WM-Tag lernte die 22-Jährige Schladming von einer Seite kennen, auf die sie gern verzichtet hätte. Anstatt sich mit ihrer „Schwesty“ ins riesige Red-Bull-Wohnmobil zu kuscheln, fuhr sie am Nachmittag zu ihr in die Salzburgerstraße 777: ins Diakonissen-Krankenhaus.

Dort war Lindsey Vonns Traum von der WM-Medaille geendet: mit großen Schmerzen, gebrochenem Schienbeinkopf und gerissenen Kreuz- und Innenbändern.

Es war ein Moment, der alle zusammenzucken ließ: Die spätere Siegerin Tina Maze riss den Mund weit auf vor Entsetzen, Vonns Schwester Laura schlug die Hände vors Gesicht, als sie die furchtbaren Bilder sah. Mit Zwischenbestzeit war die Olympiasie- gerin aus den USA unterwegs, als sie nach einem Sprung stürzte und sich dabei das Knie dermaßen verdrehte, dass einem schon vom Zuschauen schlecht wurde. ARD-Ski-Experte Markus Wasmeier analysierte den Sturz der Gesamt-Weltcupsiegerin von 2012: „Es war ein sehr hoher Luftwiderstand bei der Landung. Sie hat wenig entgegengehalten. Der Außenski ist extrem reingedrückt. Das schaut nicht gut aus fürs Knie, das ist leider Gottes so." Wasmeier behielt recht: Nachdem US-Teamarzt Kyle Wilkens das Ausmaß der Verletzung bestätigte, muss man wohl von einem Totalschaden in Vonns Knie sprechen.

Selten hat eine Ski-WM so chaotisch und unglücklich begonnen wie die in Schladming. Der Super G der Frauen war ein Rennen am Rande der Legalität. Am Tag zuvor hatten ein fast 24-stündiger Dauerregen und warme Temperaturen der Piste zugesetzt. Am Renntag lagen Nebelwolken über der Strecke, die dafür sorgten, dass der Start 13 Mal verschoben werden musste. Statt um 11 Uhr ging es erst um 14.30 Uhr los. Dann kam es knüppeldick - zunächst für einen Pistenhelfer, der zu Sturz kam (offener Nasenbeinbruch plus Gehirnerschütterung) und mit dem Helikopter abtransportiert werden musste. Und dann für Lindsey Vonn, die Frau mit den meisten Siegen in der Geschichte des Super G. Auch für sie stieg der Rettungshubschrauber auf und brachte sie auf direktem Weg ein paar Hundert Meter weiter, in die Salzburgerstraße 777.

Frauen-Renndirektor Atle Skardal hatte das Rennen in letzter Minute noch zum Start freigegeben, er konterte alle Fragen zu dem Chaos-Rennen, das nach 36 Läuferinnen abgebrochen werden musste (aber dennoch gewertet wurde): „Es gab kein Problem mit der Sicht oder dem Kurs."

Da gingen die Meinungen auseinander. Viktoria Rebensburg: „Optimal war es nicht. Das war kein leichtes Rennen heute. Ich habe mir unter dem Fahren schon gedacht: 'Wo geht es jetzt hin?'" DSV-Trainer Wolfgang Maier sagte: „Wir müssen uns der Jury beugen. Ich hätte das Rennen nicht gestartet. Es war absehbar, dass kein reguläres Rennen zustande kommt. Und wenn man nicht garantieren kann, dass es für alle gleich ist, soll man es sein lassen."

Für Lindsey Vonn kamen diese Erkenntnisse zu spät. Die Saison ist vorbei für die amtierende Gesamtweltcupsiegerin. Die Vorbereitung auf das große Ziel Olympia in Sotchi dürfte schwierig werden.

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