Von der Legende zur Lachnummer

Klar war, dass sich Superstar Usain Bolt bei der WM nur selbst schlagen kann – und dies schafft der Jamaikaner über 100 Meter: Nach einem Fehlstart wird er disqualifiziert.
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Usain Bolt hadert mit dem Schicksal.
sampics Usain Bolt hadert mit dem Schicksal.

Klar war, dass sich Superstar Usain Bolt bei der WM nur selbst schlagen kann – und dies schafft der Jamaikaner über 100 Meter: Nach einem Fehlstart wird er disqualifiziert

DAEGU Als die Kameras Usain Bolt vor dem Finale in Großaufnahme zeigten, wies der mit seinem Zeigefinger auf Yohan Blake in der Bahn rechts und auf Walter Dix rechts neben ihm. Dann schüttelte er den Kopf, damit auch jeder Zuschauer auf der Welt verstand: Die Jungs haben keine Chance gegen mich. Ich werde Weltmeister über 100 Meter.


Wenige Minuten später hämmerte Bolt frustriert mit den Fäusten gegen eine Wand im Stadion von Daegu. Aus der Legende war eine Lachnummer geworden.


Denn Bolt, Sensationssprinter und Selbstinszenierungs-Künstler aus Jamaika, war ausgeschieden, wegen eines Fehlstarts. Der designierte Goldläufer ging leer aus, was nicht weniger als eine der größten Überraschungen in der Geschichte der Leichathletik bedeutet.


Neuer Weltmeister bei 1,4 Metern Gegenwind wurde Bolts Landsmann Blake, den er noch vor dem Start verspottet hatte – in der soliden Zeit von 9,92 Sekunden. US-Sprinter Dix sicherte sich in 10,08 die Silbermedaille vor dem 2003-Weltmeister Kim Collins (10,09) von der Karibik-Insel St. Kitts und Nevis. Bester Europäer war der französische Europameister Christophe Lemaitre (10,19) als Vierter.


Dabei schien alles für eine erneute Bolt-Demonstration gerichtet: „Ich bin bereit”, sagte Bolt vor dem Wettbewerb, „die Titelverteidigung ist sehr wichtig für mich, weil ich eine Legende werden will.” Im Vorlauf hatte er am Samstag eine beeindruckende Kostprobe seiner Kraft gegeben: Schon auf den ersten 40 Metern war er seinen Gegnern uneinholbar enteilt und hatte sogar Hoffnungen geweckt, er könne an seinen Weltrekord von 9,58 Sekunden heranreichen. „Ich denke, 9,4 Sekunden sind möglich”, hatte Bolt sogar vor kurzem angekündigt, „und ich hoffe, ich werde derjenige sein, der sie erreicht. Alles ist möglich.”


Auch wenn der Weltrekordler das Halbfinale (10,05 Sekunden) nahezu im Trab absolvierte, im Finallauf war der schnellste Mann trotzdem der ausgesprochene Favorit. Dort war er dann zu schnell.
Im Übereifer schnellte Bolt noch vor dem Startschuss los – ehe er nach wenigen Schritten merkte, was gerade passiert war. Ein Blick auf die Anzeigentafel bestätigte ihm dann: Disqualifikation. Seit 2010 gilt eine neue Fehlstart-Regel, die keine einmalige Verwarnung mehr zulässt, sondern Frühstarter sofort vom Wettbewerb ausschließt.


Bolt, der kurz zuvor noch ob seiner Dominanz schelmisch gegrinst hatte, riss die Augen vor Fassungslosigkeit weit auf, zerrte sich sein Trikot vom Leib und schleuderte es auf die Bahn. Theatralisch breitete er die Arme aus, blickte so unschuldig wie nur möglich zum Himmel und schickte noch einige Schimpfworte hinterher.


In Abwesenheit des Superstars genoss es Bolts Trainingspartner Blake dann, allein im Mittelpunkt zu stehen. „Ich habe mein ganzes Leben für diesen Moment gearbeitet und kann gar nicht sagen, wie froh ich bin”, freute sich Blake, mit 21 Jahren der jüngster Sprint-Weltmeister in die WM-Geschichte. 

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