Vom Wikinger und seinen zwei Frauen im XXXXXL-Bett
Er lebte mit zwei Frauen unter einem Dach, damit er immer eine schöne Frau im Arm hat, "egal, auf welche Seite ich mich drehe". Über Winfried Spiering, Teamchef des Boxstalls Wiking-Team.
BERLIN Sie sind muskelbepackt, kurzgeschoren, schwer tätowiert, betont furchterregend – und tragen dazu gerne mal einen Plastikhelm mit falschen Zöpfen und Plastik-Äxte. Gemeint sind die Mitglieder des Boxstalls Wiking-Team, die sich gerne in der Tradition der Wilden aus dem Norden sehen und verkaufen. Der im Moment bekannteste Wickie-Verschnitt ist Box-Europameister Sebastian Sylvester, der am Samstag in Oberhausen gegen WBA-Weltmeister Felix Sturm (22.00 Uhr, ZDF live) in den Ring steigt. Doch gerade der hat mit der Berliner Wikinger-Saga nicht viel am Plastik-Helm. „Ich bin gerne am Wasser, da endet es aber auch. Aber ich mag den Familiensinn der Wikinger“, sagt der 28-Jährige.
Dafür ist der Ober-Wikinger Winfried Spiering, mit dessen Cousine Sylvester verheiratet ist, vollkommen von der Legende der Nordmänner beseelt. Er hat das Box-Team ins Leben gerufen, seine Kinder tragen größtenteils Wikinger-Namen (etwa Briseis und Buliwys). Demzufolge hat er für den Kampf gegen Sturm, dem Flaggschiff des Boxstalls Universum, das Motto: „Jagen, rammen, versenken“ auferlegt. „Wir kämpfen bis zum Umfallen“, sagte der 56-Jährige, der bis vor kurzem mit gleich mit Ehefrau und Freundin zusammen lebte und sich dafür extra ein XXXXXL-Bett (3,50 Meter breit, 2,50 Meter lang) anfertigen ließ.
„Egal, auf welche Seite ich mich drehe, habe ich dann immer eine schöne Frau im Arm“, sagte der kürzlich Cousin von Sylvesters Trainer Hartmut Schröder in „Bild“. Die Freundin ist vor kurzemausgezogen, schaut aber noch regelmäßig vorbei.
Spiering führt ein Leben der Extreme, seine Frau ehelichte er in Key West (Florida), seine Gäste bildeten dann mit 40 Harleys einen Motorrad-Korso. So die strahlende Seite des schillernden Winnie. Doch die andere Seite, die hätte ihm im Januar 2008 fast sein Leben gekostet hätte. Da wurde er in seinem Fitness-Studio von vier Männern überfallen und gefoltert. Mit schweren Eisenhanteln schlugen sie auf ihn ein, brachen ihm Hände und Knie, mit einem Messer stachen sie auf ihn ein, versuchten ihm die Sehnen zu durchtrennen.
Spiering überlebte schwer verletzt. Die Polizei vermutete hinter dem Überfall einen Zuhälterkrieg um den Strich in der Oranienburger Straße. Der ermittelnde Staatsanwalt Bernhard Mix in „Bild“: „Im Rahmen von Auseinandersetzungen innerhalb der sogenannten Rotlichtszene fassten die Angeschuldigten den Plan, Winfried Spiering sowie weitere Personen, die sie dessen Umfeld zurechneten, zu überfallen und körperlich zu verletzen.“
Spiering selber bestreitet vehement, jemals mit dem Rotlicht zu tun gehabt zu haben. „Ich bin nur in der Unterhaltungsbranche tätig.“
Ein Showbusiness, das fragen aufwirft. „Ich will mit diesem Dunstkreis nicht mehr als absolut nötig zu tun haben“, sagt Jean-Marcel Nartz, der technische Direktor des konkurrierenden Boxstalls Universum. 1992 wurde er – damals noch für Sauerland-Event tätig – an Spiering für eine Box-Veranstaltung vermietet.
„Ich hatte in meinem Leben noch nie soviel Schiss in der Hose wie dort. Da sind Dinge vorgefallen, die gibt es gar nicht“, sagt Nartz der AZ, „aber ich will mich lieber nicht weiter dazu äußern. Sonst könnte es gefährlich werden. Belassen wir es dabei: Gegen die echten Wikinger habe ich nichts, die jetzigen Wikinger-Imitate muss ich mit ihrem Image belächeln. Aber ich kenne Winnies Vergangenheit und darüber kann man gar nicht lächeln.“
Matthias Kerber