Vom "Stefan" zum Star

Das Echo ist gewaltig. Sebastian Vettel, mit 21 der jüngste Formel-1-Sieger aller Zeiten, hat mit seinem Triumph in Monza die Massen und die Medien verzückt. Die AZ liefert die wichtigsten Fakten zur Karriere des neuen Stars.
Das goldene Baby von Monza“, titelte „Tuttosport“ am Montag euphorisch. Die Zeitung „Liberta“ schrieb: „Toro Rosso triumphiert mit dem Piloten-Jüngelchen.“ Das spanische Blatt „Marca“ konstatierte: „Vettel hat Geschichte geschrieben.“ Weltweit erfährt der junge Heppenheimer Hochachtung.
Was Sie über Sebastian Vettel noch nicht wussten
Mit dreieinhalb Jahren fragte er Vater Norbert, Holzhändler, nach einem Kart.
Erste Kartrennen ab dem siebten Lebensjahr.
Erste Begegnung mit Michael Schumacher bei einem Kartrennen in Kerpen 2001. Schumi war stark beeindruckt; eine Manager-Funktion hat der Rekordsieger bei Vettel aber nie ausgeübt.
Spitzname: Baby-Schumi. Der ist bei Vettel verhasst. „Ich bin kein Schumacher, auch nicht der nächste Schumacher. Das ist dumm, sowas zu behaupten, damit sollte man vorsichtig sein, denn Michael hat so viel erreicht. Und ich bin ein Anfänger. Außerdem bin ich Sebastian Vettel, also definitiv kein Schumacher.“
2006 Beinahe-Abriss eines Daumens beim Renault-World-Serie-Rennunfall in der gefürchteten Eau Rouge Kurve von Spa (Belgien).
Erster Einsatz als jüngster Fahrer bei einem Grand Prix in Monza am 25. August 2006 für BMW. Vettel ist sensationell Schnellster seines ersten Formel-1-Trainings.
Mitte 2007 lässt BMW Vettel zu Toro Rosso ziehen, weil die Stammfahrer Nick Heidfeld und Robert Kubica laut interner Datenauswertung im Schnitt drei Zehntelsekunden pro Runde schneller sind.
2007 wurde der kecke, aufstrebende Vettel von den BMW-Stammpiloten Heidfeld und Kubica nicht eben wertgeschätzt. Kubica nannte den unliebsamen Konkurrenten, ein Ziehsohn von Teamchef Mario Theissen, gerne mal „Stefan“. Willkürlich gewählt, um Sebastian zu ärgern.
Vettel hat keinen Manager und spart so rund 20 Prozent seines Gehalts ein, er sagt: „Das kann ich doch selbst, dafür hat man doch Abitur." Früher wurde er von Vater Norbert gemanagt, der heute sagt: „Das kann der Sebastian viel besser als ich." Einzig ein Anwalt betreut die Vertragsgestaltungen, deren Eckdaten Vettel selbst festlegt. Nach dieser Saison wechselt er zu Red Bull (Vertrag bis 2010)
Jeden Tag bekommt Vettel laut Selbstauskunft mehrere Angebote am Telefon von Leuten, „die mich managen wollen. Da sind ganz schlimme Typen dabei."
Vettels Freundin Hannah kommt selten ins Fahrerlager, geht lieber zum Shoppen.
Als BMW-Testfahrer 2006 und 2007 wurde Vettel mit seinem BMW-Dienstwagen oft von den Schweizer Grenzposten festgehalten. Die zweifelten wegen seines jungenhaften Aussehens an seiner Berechtigung, Auto zu fahren. Seit er in der Schweiz wohnt (2007), hat sich das Problem erledigt. Am Montag schrieb die französische Zeitung „Le Parisien“: „Jeder Getränkehändler würde seinen Ausweis verlangen, bevor er ihm ein Bier ausschenkt, und er darf sich immer noch nicht im Ausland ans Steuer eines Leihwagens setzen. Doch Vettel, 21, blonde Locken und jugendliches Lächeln, hat die einschüchternste Piste der Formel 1 gezähmt: Monza, den Tempel der Geschwindigkeit.“
Peter Hesseler