Vom Hammer getroffen

Der Fluch bei Großveranstaltungen setzt sich fort. Maria Riesch fährt bei der Super-Kombination am WM-Podest vorbei und wird nur Vierte: „Leichter geht es nicht, eine Medaille zu gewinnen.“
von  Abendzeitung
Es kann nich imemr gut laufen: Weltmeisterin Maria Riesch.
Es kann nich imemr gut laufen: Weltmeisterin Maria Riesch. © Minkoff/Augenklick

VAL D'ISERE - Der Fluch bei Großveranstaltungen setzt sich fort. Maria Riesch fährt bei der Super-Kombination am WM-Podest vorbei und wird nur Vierte: „Leichter geht es nicht, eine Medaille zu gewinnen.“

Wieder einmal stand Maria Riesch traurig im Ziel. Dass neben ihr Lindsey Vonn genauso frustriert schaute, war auch kein Trost. Die US-Amerikanerin, Rieschs Freundin und Top-Favoritin in der Super-Kombination. Nach der Abfahrt hatte sie geführt, beim Slalom verfuhr sie sich, kam erst als Zweite ins Ziel, wurde dann aber wegen des Torfehlers disqualifiziert.

Riesch brachte das auch nicht viel. Sie rutschte beim Sieg der Österreicherin Kathrin Zettel nur vom fünften auf den vierten Platz nach vorne. Was den Tag nur noch bitterer machte. „Leichter geht es fast nicht, eine Medaille zu gewinnen“, klagte auch Martina Ertl, die 2001 in St. Anton noch den Kombi-Titel holte, „die Maria hat die Medaille selbst verspielt. Das war unnötig und sehr, sehr schade.“

Vierte war sie auch schon nach der Abfahrt, dem ersten Teil der Kombination am Vormittag. Mit besten Aussichten auf eine Medaille. Doch dann patzte sie schon am zweiten Tor im Slalom, machte eine gewaltigen Umweg und quälte sich nach weiteren Fehlern ins Ziel. „Das war ein total verkorkster Lauf“, sagte Riesch, „im Endeffekt habe ich es nicht verdient. Ich bin einfach neben mir gestanden. Dann aber ausgerechnet Vierter zu werden, das ist nochmal einer mit dem Hammer obendrauf.“ Dann lieber Fünfte, Achzigste oder gleich ganz raus.

Riesch gab sich tapfer, auch wenn sie erst wütend auf einen Zaun eindrosch, dabei konnte der gar nichts dafür. Die Verantwortung lag ganz bei ihr. „Ich bin einfach selber schuld, ich bin nicht so gefahren, wie ich hätte fahren müssen. Am meisten ärgere ich mich über sich selber. Ich muss das jetzt einfach abhaken und nach vorne schauen. Wieder einmal.“ Denn wieder einmal war es nichts mit einer Medaille. Die Beziehung von Maria Riesch und internationalen Großveranstaltungen scheint keine gute zu sein.

Zehn Siege hat sie schon gefeiert im Weltcup, da gab sie ihr Debüt 2001. Seitdem gab es nun schon sechs Weltmeisterschaften oder Olympische Spiele. Rieschs trostlose Bilanz: Null Medaillen. Für Olympia 2002 in Salt Lake hatte sie sich nicht qualifiziert, 2003 bei der WM in St. Moritz wurde sie Fünfte in der Kombi. 2005 in Bormio fehlte sie wie bei Olympia 2006 in Turin wegen ihrer Kreuzbandrisse. 2007 bei der WM in Are war auch nur ein siebter Platz in der Kombi das beste Ergebnis.

Und nun Val d’Isére, wo sie am Dienstag Achte im Super-G wurde und sich bei ihrem Sturz im Training Schrammen im Gesicht, eine Zerrung im Knie und eine Prellung der Wirbel zuzog.

Am Freitag schien sie das nicht mehr groß zu behindern, bei ihrer beherzten Abfahrt. Viel mehr scheint im Moment die Psyche verletzt. „Jetzt muss Marias Seele gestreichelt werden“, sagte Martina Ertl, „die Trainer können sich ruhig um das Fachliche kümmern, sie muss nur schauen, wer sie aufbaut, wer ihr gut tut.“

Ihre Eltern etwa, Monika und Sigi, die die ganze WM über bei ihrer Tochter bleiben wollten und auch am Freitag im Zielraum mitlitten. Oder ihre Zimmergenossin Kathrin Hölzl, die von Riesch schon zur „Geheimfavoritin für den Riesenslalom“ auserkoren wurde. Holt die Bischofswieserin am Ende dann gar am Ende die einzige Medaille für den DSV? Dann, wenn sich Rieschs Fluch fortsetzt?

Drei Einzelrennen außer dem wenig prestigeträchtigen Teambewerb am 11.2. hat Riesch in Val d’Isére noch vor sich. Im Riesenslalom (12.2.) fährt sie nur mit, in der Abfahrt (Sonntag, 13 Uhr, ARD und Eurosport live) ist sie Außenseiterin, wirklich große Chancen hat sie nur noch im Slalom am 14. Februar. Das wäre diesmal dann ihre letzte Chance auf eine Medaille. Sonst muss sie die ganze WM abhaken. Wieder einmal. fk

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