Vom anderen Stern

Lewis Hamilton krönt sich zum jüngsten Formel-1-Champ aller Zeiten. Im Finale in Brasilien triumphiert er in der letzten Kurve.
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Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton und Freundin Nicole Scherzinger.
Bongarts/Getty Images Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton und Freundin Nicole Scherzinger.

SAO PAULO - Lewis Hamilton krönt sich zum jüngsten Formel-1-Champ aller Zeiten. Im Finale in Brasilien triumphiert er in der letzten Kurve.

Fünfter musste er werden. Fünfter wurde er. ]Mit 98 Punkten gewann Lewis Hamilton gestern in Sao Paulo die WM. Sein Rivale Felipe Massa hatte am Ende, trotz des gewonnenen Rennens, einen Zähler weniger.

Doch die nüchternen Zahlen können nicht beschreiben, wie spannend, wie dramatisch, wie unglaublich es zugegangen ist gestern in Sao Paulo. „Mein Herz war in der Hose, in meinen Kniekehlen, ich war fertig“, beschrieb Hamilton, wie er die letzten anderthalb Minuten der Formel-1-Saison 2008 erlebte. Diese letzten anderthalb Minuten, als Hamilton eigentlich schon alles verloren hatte, weil Sebastian Vettel ihn in der letzten Kurve vor Beginn der letzten Runde rotzfrech überholte, ihn auf Rang sechs zurückdrängte und Massa damit fast zur Weltmeisterschaft verhalf. „Ich war kurz davor, verrückt zu werden“, gestand Hamilton.

Doch die Geschichte sollte sich nicht wiederholen. Hamilton wollte nicht wieder, wie 2007, einen Sieben-Punkte-Vorsprung im letzten Rennen verlieren. Er wollte zum Helden werden, den Silberpfeilen den ersten Triumph nach neun langen Jahren bescheren. Lewis Hamilton wollte in die Geschichtsbücher.

Und er schaffte es. In der letzten Kurve raste Hamilton am plötzlich langsamer werdenden Timo Glock im Toyota vorbei, fuhr als Fünfter über die Ziellinie. „Das war einfach wahnsinnig. Ich kann mich nur bei Gott bedanken", so Hamilton, der so die Tribünen an der Rennstrecke in ein Tränenmeer verwandelte, weil die Brasilianer mit ihrem Piloten weinten. Hamilton ließ den schon jubelnden Massa-Clan aussehen wie einst Rudi Assauer bei Schalkes Minuten-Meisterschaft 2001.

Während Felipe Massa in seinem Ferrari ebenfalls die Tränen kamen, reckte Hamilton also seine Fäuste aus seinem Auto, rannte Nicole Scherzinger, Frontfrau der „Pussycat Dolls“ und Hamiltons Freundin, hysterisch kreischend an die Boxenmauer, stolperte Lewis’ spastisch behinderter Bruder Nicholas im Freudentaumel über seine eigenen Füße, rannte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug freudestrahlend durch den dichten Regen.

Ihr Liebling hatte es geschafft: Lewis Hamilton ist Weltmeister. „Das war das intensivste Rennen meines Lebens“, meinte Hamilton. Und dann zog er sich zusammen mit seinem Vater Anthony alleine zurück in die Box. Lewis sank auf einen Stuhl, er begann hemmungslos zu weinen. Sein Brustkorb bebte, seine Arme umschlangen den Vater. Der heulte auch, mit dem Oberkörper über den Sohn gebeugt. Ein intimer Moment reiner Freude und Rührung, aufgefangen von der TV-Kamera, hinausgesandt in die Welt.

Da saßen sie nun, die zwei farbigen Briten, die die Formel 1 erobert und revolutioniert haben. Hamilton junior ist der Weltmeister vom anderen Stern. Schließlich ist Hamilton der jüngste Weltmeister aller Zeiten: 23 Jahre, 9 Monate und 26 Tage alt war er gestern. Und er brauchte gerade mal 35 Rennen, um die Formel 1 zu erobern. Ein Rekordtempo, das er schon seine ganze Karriere lang vorgelegt hatte. Noch nie war ein Weltmeister so gut auf seinen Titel vorbereitet worden. Seit zehn Jahren schon wird er von McLaren auf die Formel-1-Karriere vorbereitet. 7,5 Millionen Euro investierte der Rennstall in ihn. Ein Invest, das sich ausgezahlt hat. Noch nie ließ sich ein Pilot so gut vermarkten. Nicht erst seit der gestern eine neue Ära einläutete.

F. Cataldo, P. Hesseler

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