Voll ins Goldene: Biathlon-Star Denise Herrmann zeigt "das perfekte Rennen"

Denise Herrmann holt acht Jahre nach Langlauf-Bronze bei Olympia in Sotschi nun Biathlon-Gold in Peking.
Thomas Becker |
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Biathletin Denise Herrmann bejubelt bei der Flower Ceremony den Gewinn ihrer Goldmedaille.
Biathletin Denise Herrmann bejubelt bei der Flower Ceremony den Gewinn ihrer Goldmedaille. © Hendrik Schmidt/dpa

Thomas Bach scheint es geahnt zu haben. Wobei: Wahrscheinlich hat er es eher gewusst. Der Mann verfügt ja über allerbeste Kontakte zu den Gastgebern, und dass sich der Oberste aller Olympier einfach mal so in die Eiseskälte des Biathlon-Stadions in Zhangjiakou stellt, so viel aufrichtige Freude an der Skijägerei traut man ihm dann doch nicht zu.

Denise Herrmann: Ihr letzter Weltcup-Sieg liegt lange zurück - und nun das

Aber er war halt einfach da, als das Unerwartete passierte: der Olympiasieg von Denise Herrmann über 15 Kilometer. Sieben Weltcup-Siege hat die ehemalige Langläuferin in ihrer Biathlon-Karriere bislang eingefahren - und erst einen einzigen über die lange 15-km-Distanz. Das war vor zwei Jahren im slowenischen Pokljuka.

Ihr letzter Weltcup-Sieg im Einzel ist fast genauso lange her, insofern war diese Goldmedaille, zu der ihr der IOC-Chef schon gratulierte, obwohl noch gar nicht alle Läuferinnen im Ziel waren, schon eine Überraschung.

Denise Herrmann: "Es war das perfekte Rennen"

"Dass ich das heute geschafft habe, macht mich unglaublich stolz und glücklich", sagte die in Ruhpolding lebende Sächsin, die am Ziel ihrer Träume zahlreiche Freudentränen vergoss: "Es war das perfekte Rennen."

Mit einem lauten Juchzer hüpfte die strahlende Herrmann, die erst 2016 den Wechsel zum Biathlon vollzogen hatte, bei der Siegerehrung aufs oberste Treppchen. Beim Gruppenfoto mit ihren Teamkollegen kamen dann wieder die Tränen. "Olympiasiegerin", sagte sie überglücklich ins Mikro, "das klingt wirklich gut."

Mit 19 Treffern hatte sich die Oberwiesenthalerin in den siebten Biathlon-Himmel geballert - und mit einer überragenden Vorstellung auch ein seltenes Double geschafft. Als erst zweite deutsche Wintersportlerin nach Susi Erdmann (Rodeln, Bob) holte Herrmann Olympia-Medaillen in zwei verschiedenen Sportarten: 2014 in Sotschi hatte sie Bronze mit der Langlauf-Staffel gewonnen.

Laura Dahlmeier: "Grandios, Wahnsinn, Hut ab"

"Das war mir bewusst, dass dies noch nicht so viele geschafft haben", sagte Herrmann, "natürlich ist das ein Riesen-Ding." Laura Dahlmeier, die vor vier Jahren in Pyeongchang zwei Goldmedaillen geholt hatte, freute sich für ihre frühere Teamkollegin.

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"Grandios, Wahnsinn, Hut ab", sagte die ZDF-Expertin. Kollege Sven Fischer, selbst vierfacher Olympiasieger, stieß ins selbe Horn: "Riesen-Respekt, das ist richtig groß."

Herrmann: "Habe ja dieses Jahr schon ziemlich auf die Fresse gekriegt"

Herrmann verspürte nach einem eher bislang durchwachsenen Olympia-Winter mit nur vier Top-Ten-Platzierungen in zwölf Rennen höchste Genugtuung. "Ich habe ja dieses Jahr schon ziemlich auf die Fresse gekriegt", sagte sie, "ich wusste aber einfach, dass ich es kann." Ihre gesamte Saisonplanung hatte sie auf die Olympischen Spiele ausgerichtet - und der Plan ging voll auf.

Am Montag schoss sie mit Bedacht, leistete sich nur eine Strafminute. Der Gold-Coup bedeutete für Herrmann den größten Erfolg ihrer Karriere, 2019 hatte sie bei der WM in Östersund den Titel in der Verfolgung gewonnen. Zuletzt hatte Andrea Henkel 2002 in Salt Lake City Olympia-Gold in der Königsdisziplin für die deutschen Biathletinnen geholt.

Vanessa Voigt: "Wir haben es den Kritikern einfach gezeigt"

Für Team D war es die zweite Goldmedaille in China nach Rennrodler Johannes Ludwig im Einsitzer. Vanessa Voigt, die bei ihrem Olympia-Debüt in der Mixed-Staffel noch völlig von der Rolle war, verpasste zwei Tage später eine weitere Medaille nur knapp. Die 24-Jährige lag mit einer Strafminute auf Rang vier nur 1,3 Sekunden hinter der drittplatzierten Norwegerin Marte Olsbu Röiseland, Silber ging an Anais Chevalier-Bouchet aus Frankreich.

"Wir haben es den Kritikern einfach gezeigt", sagte Voigt: "Wir haben so viel einstecken müssen in dieser Saison. Dass wir hier eine Olympiasiegerin stehen haben, ist großartig." Und Bernd Eisenbichler, Sportlicher Leiter der Biathleten, sah die starken Leistungen seiner Athletinnen als Startschuss für weitere Großtaten.

Bernd Eisenbichler: "Die Stimmung ist super, wir sind sehr selbstbewusst" 

"Natürlich gibt so ein Ergebnis noch mehr Selbstvertrauen", sagte er. Am Dienstag (9.30 Uhr, ARD und Eurosport) greifen die deutschen Männer um Benedikt Doll, Johannes Kühn, Erik Lesser und Roman Rees im Einzel über 20 km an. "Die Stimmung ist super, wir sind sehr selbstbewusst", sagte Eisenbichler. Für Herrmann und Co. geht es am Freitag im Sprint weiter.

Vielleicht hat sie bis dahin die Handschuhe wieder, die sie am Wochenende beim Staffelrennen einem sichtlich verfrorenen ZDF-Moderator geliehen hatte. Seitdem dürfte der Wert dieser Fäustlinge gewaltig gestiegen sein: Jetzt sind es die Handwärmer einer Olympiasiegerin.

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