Vitali Klitschko: Das letzte Hurra
Am Mittwoch trat der Box-Weltmeister erstmals im Parlament der Ukraine auf, er gilt als nächster Herausforderer von Präsident Janukowitsch. Vorher will er noch einmal in den Ring – gegen David Haye.
Frankfurt - Vitali Klitschko hat letzte Woche im mexikanischen Urlaubsparadies Cancún Muhammad Ali (70) eine Königskrone aus 24 Karat Gold aufgesetzt. Seinen WBC-Championsgürtel hat der ältere der Klitschko-Brüder bei dieser Gelegenheit nicht zurückgegeben. Mit Beginn seiner politischen Karriere ist die sportliche des 41-Jährigen noch nicht zu Ende. Dem WBC-Präsidenten Jose Sulaiman vertraute Klitschko an, er beabsichtige, nicht zurückzutreten, sondern seinen Titel noch einmal zu verteidigen.
Damit erschien am Mittwoch ein aktueller Boxchampion als Vorsitzender der von ihm gegründeten Partei UDAR (Schlag) zur konstituierenden Sitzung des am 28. Oktober gewählten neuen ukrainischen Parlaments. Um 10 Uhr Ortszeit wurde Vitali Klitschko vereidigt. Als Chef der mit 40 von 450 Sitzen drittstärksten Fraktion nach der „Partei der Regionen" von Präsident Viktor Janukowitsch (nur 185 Sitze, 226 sind zur Mehrheit nötig) und der Vereinigten Opposition „Batkiwschtschina" (Vaterland) von Julija Timoschenko (103 Mandate) ist Vitali Klitschko nun in der Werchchowna Rada das Gesicht der Opposition.
Die Ikone der Opposition, Julija Timoschenko, ist hinter Gittern verbannt. Beide haben gegen offensichtliche Wahlfälschungen protestiert. Die inhaftierte ehemalige Ministerpräsidentin mit einem zweieinhalbwöchigen Hungerstreik in einem Krankenhaus in Charkiw. Der Vorsitzende der Ukrainischen Demokratischen Allianz für Reformen (UDAR) eine Woche lang als Wortführer der Demonstrationen vor dem Gebäude der Zentralen Wahlkommission in Kiew. Klitschko forderte Neuwahlen in mindestens fünf Bezirken. Mit Erfolg. In fünf Wahlkreisen wurden die Ergebnisse für ungültig erklärt und Neuwahlen angeordnet.
Seine UDAR werde mit Timoschenkos Wahlbündnis „Vaterland" und allen demokratischen Kräften in der Opposition zusammenarbeiten. „Julija ist eine Symbolfigur und eindeutig eine rein politisch Gefangene", sagt Klitschko. Die Ankündigung Janukowitschs, zur ersten Parlamentssitzung den vor einer Woche zurückgetretenen Regierungschef Nikolai Asarow erneut für das Amt des Ministerpräsidenten vorzuschlagen, hat Klitschko scharf kritisiert: „Asarow ist zu dringend nötigen Reformen nicht fähig." Die "Zweitstimme" der Opposition hat gesprochen.
Vitali Klitschko hat noch nicht offiziell verkündet, dass er 2015 Viktor Janukowitsch (62) herausfordern werde. Der autoritäre Staatspräsident ist mit 1,93 Meter auch körperlich ein Schwergewicht. Viktor Janukowitsch gegen Vitali Klitschko könnte zum „Kampf des Jahres 2015" werden - im politischen Ring. Gleichwohl: In der Werchowna Rada fliegen des öfteren auch wahrhaftig die Fäuste. Doch der Champion wird sich auch im prügelnden Parlament treu bleiben, „nie meine Fäuste außerhalb des Boxrings zu benutzen".
Ein letztes Hurra im Boxring hat er für nächstes Jahr geplant. Die mehrfach angekündigte Erklärung über seine Zukunft wurde auf das Frühjahr verschoben. Aktuell steht auf seiner Homepage bereits: „Nächster Kampf wird noch bekanntgegeben." Pflichtgemäß müsste Vitali seinen Titel gegen den Sieger der WBC-Endausscheidung Chris Arreola (USA) gegen Bermane Stirerne (Kanada) am 23.Februar in Los Angeles verteidigen.
„Das sind keine Gegner für einen würdigen Abschiedskampf", sagt Manager Bernd Bönte. Zumal Arreola von Vitali Klitschko vor drei Jahren in L.A. bereits derart verprügelt worden war, dass der Latino zur 10. Runde nicht mehr antrat. Ein Mega-Event als letztes Hurra ist geplant - gegen den exzentrischen David Haye (32). Der von Wladimir Klitschko vor anderthalb Jahren nach Punkten besiegte englische Rüpel inszenierte sich zuletzt im Dschungelcamp des englischen TV-Senders ITV.