Vitali Klitschko: „Dafür wird Haye bezahlen müssen“
Der Schwergewichts-Champion ist verärgert über den großspurigen Briten, der nach dem abgesagten Kampf gegen Bruder Wladimir nun auch vor ihm kneift. Dennoch würde er weiter gegen ihn boxen.
AZ: Herr Klitschko, da hat David Haye Ihnen aber nachträglich das schlechteste Geburtstagsgeschenk gemacht: Er ließ Ihren Kampf am 12. September in Frankfurt platzen. Was überwiegt: Wut oder Enttäuschung?
VITALI KLITSCHKO: Ich bin sauer und enttäuscht. Sehr oft erkennt man den wahren Menschen daran, wie er mit seinen Partnern, seinen Freunden, seinen Fans umgeht. Der Vertrag mit Haye war vollständig ausgehandelt, er war einverstanden, es fehlten nur noch die Unterschriften. Als die nun unter die Verträge gesetzt werden sollten, ist Haye plötzlich unsichtbar. Er und sein Manager hatten nicht einmal den Anstand, uns persönlich zu informieren. Das zeugt von schlechten Manieren und mangelndem Respekt. Dafür wird Haye in naher Zukunft bezahlen müssen.
Sie würden trotzdem in Zukunft gegen ihn antreten?
Ich wollte unbedingt gegen ihn boxen und ihn für all das bestrafen, was er abgezogen hat. Ich habe das alles gespeichert. Freiwillig verhandeln wir sicher nicht mehr mit Haye, aber wenn wir uns irgendwann doch im Ring gegenüberstehen sollten, werde ich ihm all das zurückzahlen. Pass auf, David! Man sieht sich wieder, und dann werde ich keine Gnade kennen! Jetzt, wo ich sehe, wie er sich hier aus dem Staub gemacht hat, bin ich mir mit jeder Minute sicherer, dass die angebliche Rückenverletzung, aufgrund derer er den Fight am 20. Juni gegen meinen Bruder Wladimir platzen ließ, nur vorgetäuscht hat. Der britische Pay-per-view-Sender Setanta war pleite, damit war ihm klar, dass er nicht die Kampfbörse kriegen kann, die er sich eingebildet hat. Also hat er eine Verletzung vorgetäuscht.
Jetzt kämpft er gegen den russischen Riesen Nikolai Walujew.
Es würde mich nicht wundern, wenn auch dieser Fight kurz vor dem Kampfabend platzt. Haye hat eine verdammt große Klappe, aber wenn die Zeit der Worte vorbei ist, verschwindet er liebend gerne von der Bildfläche.
Walujew ließ den Fight gegen Ruslan Chagaev wegen dessen Hepatitis-B-Erkrankung platzen und wurde dafür von Chagaev-Promoter Klaus-Peter Kohl als „größter Feigling des Boxens" tituliert, Haye kniff vor Ihnen und Ihrem Bruder. Steigt jetzt das Duell der Feiglinge?
Ich würde Haye nicht als Feigling abtun. Er ist schlau, aber oft stolpern gerade die, die sich für besonders schlau halten, über ihre eigenen Füße. Ich denke nicht, dass er mit seiner Art Erfolg haben kann. Ich denke nicht, dass die Boxwelt vergisst, was er hier zwei Mal abgezogen hat. Er ist kein korrekter Mensch und zudem auch noch sehr unprofessionell. Alles im Leben kriigt man irgendwann zurück.
Haye beklagte sich, dass das Klitschko-Camp ihm bei den Verhandlungen nicht genügend Respekt entgegengebracht hätte, dass er sich von Ihnen beleidigt fühlte.
Bitte? Das höre ich zum ersten Mal. Er fühlt sich beleidigt? Wer hat denn den anderen als Feigling verunglimpft, wer hat sich mit unseren abgeschlagenen Köpfen auf irgendwelchen geschmacklosen Shirts ablichten lassen? Zu den Verhandlungen kann ich Haye nur sagen: Dafür sitzt man zusammen und redet. Das nennt man Verhandlungen. Der Vertrag war ganz normal, es gab nur eine Rückkampfklausel. Das war alles, das ist üblich. Er kann mir nicht erzählen, dass er ausgerechnet bei Don King, der Walujew mitpromotet, dieses Zugeständnis nicht gemacht hat. Lächerlich.
Interview: Matthias Kerber
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