Viertelfinale! Lisicki setzt Show fort

Mit dem Selbstbewusstsein einer Topspielerin hat die Weltranglisten-62. jetzt auch die Tschechin Petra Cetkovska besiegt.
von  dpa

Die wunderbare Wimbledon-Reise von Sabine Lisicki geht weiter. Mit dem Selbstbewusstsein einer Topspielerin hat die Weltranglisten-62. durch das 7:6 (7:3), 6:1 über die Tschechin Petra Cetkovska ihren Siegeszug fortgesetzt und zum zweiten Mal das Viertelfinale erreicht.

London - "Es ist einfach ein tolles Gefühl. Vor der Rasen-Saison wusste ich nicht, wo ich stehe, und jetzt bin ich wieder im Viertelfinale", jubelte die überglückliche Lisicki. In der Runde der letzten Acht bei den 125. All England Championships wartet nun auf jeden Fall ein Knaller auf großer Bühne: entweder Titelverteidigerin Serena Williams oder die französische Ex-Finalistin Marion Bartoli. "Für mich ist jedes weitere Match ein Geschenk. Ich Freude mich auf die nächste Runde", sagte Lisicki, der es in London "einfach Spaß" macht. An den Traum vom möglichen Turniersieg mag die Geheimfavoritin dagegen keinen Gedanken verschwenden: "Ich denke wirklich nur von Match zu Match. Aber es werden noch Brocken kommen."

Dank des Viertelfinal-Einzugs, der ihr 137 500 Pfund (154 727 Euro) garantiert, macht Lisicki in der Tennis-Weltrangliste einen riesigen Sprung nach vorn. Von Rang 62 wird sie unter die Top 35 vorstoßen - und für die Aufschlag-Gigantin ist noch mehr möglich. "Es macht Spaß zu sehen, wieviel Potenzial da ist. Das ist ein Traum", kommentierte Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner die dritte Viertelfinal-Teilnahme in Serie eines ihrer Asse. Zuletzt war Andrea Petkovic in Melbourne und Paris unter den letzten Acht vertreten.

Eine Stunde bevor die Amerikanerin Serena Williams und die Weltranglisten-Neunte Bartoli ihre Viertelfinal-Gegnerin ermittelten, betrat Lisicki bei brütender Hitze Court 12. Gegen die Weltranglisten-81. aus Tschechien war der 21-Jährigen zu Beginn die große Nervosität auf dem kleinen Nebenplatz anzumerken.

Ihr Service, sonst der beste Schlag, ließ sie anfangs im Stich, die Power-Frau agierte ungewohnt passiv. "Ich habe den Anfang verschlafen", gab Lisicki zu. Es spricht aber für ihr neues Vertrauen in die eigene Stärke, dass sie sich nach dem 2:4-Rückstand schnell zurückkämpfte. Und im Tiebreak war Lisicki, die 2010 nach einer Operation am Sprunggelenk monatelang ausfiel, die klar bessere Spielerin. Nach einem Vorhandfehler von Cetkovska war der erste Zitterakt beendet, mit einem "Come on" schritt Lisicki zur Bank.

Beflügelt von dem umkämpften Satzgewinn, legte die einstige Nummer 22 der Tennis-Welt anschließend den Turbo ein. Zwei frühe Breaks zum 1:0 und 3:0 brachten die Entscheidung, die schwache Cetkovska war demoralisiert. Nach 68 Minuten konnte Lisicki die Faust ballen und Küsschen ins Publikum verteilen - der zehnte Rasen-Sieg in Serie war unter Dach und Fach. "Ich genieße jede Minute, die ich auf dem Platz stehe, weil ich weiß, wie schnell es vorbei sein kann", betonte sie.

Schon jetzt ist Lisicki die zweiterfolgreichste Spielerin der Wimbledon-Geschichte, die dank einer Wildcard ins Rennen ging. Vor drei Jahren zog die Chinesin Zheng Jie sensationell ins Halbfinale ein, dies scheint auch für Lisicki möglich. "Sie kann hier die Leute ein bisschen ärgern" - diese Einschätzung ihrer Fed-Cup-Kollegin Andrea Petkovic will Lisicki auch im Viertelfinale bestätigen.

2009 war Lisicki an der Church Road schon einmal überraschend in die Runde der letzten Acht gestürmt. Dort kam für sie gegen die damalige Weltranglisten-Erste Dinara Safina in drei Sätzen das Aus. "Ich fühle mich besser als vor zwei Jahren", sagte Lisicki. War sie 2009 noch eine unbedarfte 19-Jährige, so reiste dies diesmal nach dem Sieg in Birmingham mit der Gewissheit an, auf Gras alle schlagen zu können. "Ich liebe Wimbledon, ich liebe Rasen", lautet ihr simples Erfolgsgeheimnis.

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