Vettels Wutausbruch gegen Hamilton - Hill fordert Disqualifikation - Chaosrennen von Baku

Vettels Wutausbruch gegen Hamilton während einer Safety-Car-Phase überschattet das Chaosrennen von Baku. Am Ende gewinnt Daniel Ricciardo (Australien).
Baku - Zwar fuhr Vettel beim Großen Preis von Aserbaidschan den vierten Platz ein und baute dadurch seinen Vorsprung in der WM vor dem fünftplatzierten Mercedes-Star auf 14 Punkte aus, doch das lange von Respekt geprägte Titelduell der beiden mehrmaligen Weltmeister dürfte nach der Entgleisung des Deutschen eine andere Richtung einschlagen
Vettels Wutausbruch in Runde 20
In einem unübersichtlichen Rennen mit einem zwischenzeitlichen Abbruch kam es während der zweiten von drei Safety-Car-Phasen zu Vettels Wutausbruch. Zunächst bremste Hamilton in der 20. von 51 Runden hinter dem Safety Car etwas überraschend ab, sodass Vettel auf den Mercedes des Engländers auffuhr. Dann setzte der 29-Jährige seinen Ferrari links neben den Boliden seines Rivalen und rammte den Silberpfeil seitlich. "Das war ein Riesenfoul von Sebastian", sagte der dreimalige Weltmeister Niki Lauda am Sky-Mikrofon.
So milder bestraft die Rennleitung Vettes Vergehen
Die Rennleitung sprach eine Zehn-Sekunden-Strafe gegen Vettel aus, der uneinsichtig blieb und an seine Box funkte: "Was habe ich Gefährliches gemacht?" Hamilton befand das Strafmaß für Vettels Kontrollverlust für zu gering. "Zehn Sekunden dafür sind ein Witz. Du weißt das, Charlie", funkte Hamilton an die Adresse von Rennleiter Charlie Whiting.
Hamliton büßt Führung ein
Das Pech des Briten: Weil sich die Abdeckung seines Cockpitschutzes löste, musste der mit Abstand der schnellste Mann im Feld zur Fixierung des Teils an die Box und büßte seine Führung ein. Von Rang neun aus startete der Pole-Setter eine Aufholjagd. In der 33. Runde saß Vettel in der Box seine Strafe ab und kam direkt vor Hamilton wieder auf die Strecke.
Hinter Ricciardo, der seinen fünften Karrieresieg feierte, schaffte es Hamiltons Teamkollege Valtteri Bottas (Finnland) in Fotofinish noch auf Rang zwei vor Rookie Lance Stroll (Kanada/Williams), der als zweitjüngster Fahrer nach Max Verstappen ein Formel-1-Podest erreichte. Der Worndorfer Pascal Wehrlein sammtelte als Zehnter einen WM-Punkt für Sauber. Renault-Pilot Nico Hülkenberg (Emmerich) schied nach einem Fahrfehler aus.
Die spektakulärste Szene des Rennens weckte leise Erinnerungen an den Rammstoß von Ferrari-Pilot Michael Schumacher im Saisonfinale 1997 in Jerez gegen den Kanadier Jacques Villeneuve. Dem Rekordweltmeister aus Kerpen wurden damals rückwirkend alle Punkte der Saison aberkannt, während Villeneuve seinen einzigen Titel feierte.
Damon Hill fordert die Disqualifikation von Vettel
Ex-Weltmeister Damon Hill forderte im englischen Fernsehen die Disqualifikation des Heißsporns Vettel: "Das war gravierend, wenn man sein Auto benutzt, um jemandem zu schaden. Das ist ein Mangel an Kontrolle, das ist Wut und Aggression, die im Sport nicht gestattet werden darf. Er ist viermaliger Weltmeister, das darf er sich nicht erlauben", erklärte der Champion von 1996.
Ferrari-Pressesprecher: "Sebastian ist nicht schuld"
Ferrari-Pressesprecher Alberto Antonini spielte die Aktion dagegen herunter und fand vielmehr in Hamilton den Schuldigen: "Wir haben alle gesehen, was passiert ist. Es war unnötig von Hamilton, an diesem Punkt so langsam zu fahren. Sebastian ist nicht schuld, aber die Entscheidung liegt bei der Rennleitung."
Während der Rennunterbrechung redete Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene energisch auf den stirnrunzelnden Vettel ein, während Hamilton seine Sonnenbrille aufsetzte und cool auf den Neustart wartete.
Fahrerwertung: 1. Sebastian Vettel (Heppenheim) Ferrari 153, 2. Lewis Hamilton (Großbritannien) Mercedes 139, 3. Valtteri Bottas (Finnland) Mercedes 111, 4. Daniel Ricciardo (Australien) Red Bull 92, 5. Kimi Räikkönen (Finnland) Ferrari 73, 6. Max Verstappen (Niederlande) Red Bull 45, 7. Sergio Perez (Mexiko) Force India 44, 8. Esteban Ocon (Frankreich) Force India 35, 9. Carlos Sainz jr. (Spanien) Toro Rosso 29, 10. Felipe Massa (Brasilien) Williams 20, 11. Nico Hülkenberg (Emmerich) Renault 18, 12. Lance Stroll (Kanada) Williams 17, 13. Kevin Magnussen (Dänemark) Haas 11, 14. Romain Grosjean (Frankreich) Haas 10, 15. Pascal Wehrlein (Worndorf) Sauber 5, 16. Daniil Kwjat (Russland) Toro Rosso 4, 17. Fernando Alonso (Spanien) McLaren 2
Lesen Sie hier: Gesamter WM-Kader gedopt? Russland weist Vorwürfe zurück